Bern – Die Branche des öffentlichen Verkehrs denkt laut über die Einführung eines anonymen Swiss Pass nach, wie die Leiterin des Personenverkehrs bei der SBB sagt. Ein solcher käme all jenen zu gute, die nicht wollen, dass ihre Reisedaten aufgezeichnet werden.
Auch im Öffentlichen Verkehr geht der Trend immer mehr in Richtung Digitalisierung. Ein Beispiel dafür sind die Pläne der Branche, eine neue Billettfunktion für die ganze Schweiz bereitzustellen. Konkret sollen ÖV-Kunden künftig vor antritt einer Reise auf einer App einchecken können, dann Bus oder Zug fahren und erst nach Abschluss der Reise bezahlen müssen. Die App verfolgt die Fahrt und belastet automatisch den günstigsten Tarif – ganz bequem also.
Diese Funktion hat aber den Nachteil, dass man sich im Voraus anmelden muss und die Fahrt aufgezeichnet wird. Dies gefällt nicht allen Passagieren. «Diese Sorge müssen wir ernst nehmen», sagte Jeannine Pilloud in einem Interview, das am Donnerstag in «Tages-Anzeiger» und «Bund» veröffentlicht wurde.
Es werde Kunden geben, die ihr Billett auch künftig lieber anonym am Schalter oder an einem Automaten kaufen wollten. Doch die klassischen Billettautomaten sind teuer, und die Branche hat das Ziel, teure Automaten durch günstige zu ersetzen.
Die Branche prüfe deshalb auch das Aufstellen von Tablets an Haltestellen und Bahnhöfen, sagte Pilloud. An diesen Geräten würden Billette nicht mehr gedruckt, sondern elektronisch auf einem Swiss Pass hinterlegt.
Unpersönlicher Swiss Pass
Jenen Kunden, die lieber anonym bleiben, möchte die Branche nun mit einem «anonymen Swiss Pass» entgegenkommen. «Jede Karte hat einen Chip, ohne dass der Träger unbedingt registriert sein muss», erklärt Pilloud. In der Fahrausweiskontrolle würde der Zugbegleiter das elektronische Billett erkennen, das der Nutzer auf den anonymen Swiss Pass geladen hat.
Das Projekt sei in der Branche «sehr konkret», sagte Pilloud weiter. Ein Beschluss sei zwar noch nicht gefasst, auch Pilotversuche gebe es noch nicht. «Aber wir sind am Planen.» Voraussetzung sei, dass alle 244 ÖV-Anbieter dafür eingerichtet sind.
Eine neue Technik ist nach Angaben der SBB-Personenverkehr-Chefin nötig. Es brauche – wie bei den heutigen Automaten – einen Bildschirm und ein Kartenlesegerät. Der Kunde müsse das Billett wählen, dann den Swiss Pass hinhalten und danach die Bankkarte. Der Kauf dauere im Idealfall «einige Sekunden». (awp/mc/ps)