Oracle-CEO Larry Ellison.
Redwood Shores – Während das Geschäft beim deutschen Software-Konzern SAP zuletzt glänzend lief, schwächelt der US-Erzrivale Oracle überraschenderweise: Das vom streitbaren Milliardär Larry Ellison geführte Unternehmen verfehlte im zweiten Geschäftsquartal (September bis November) deutlich die Erwartungen der Analysten. Am Dienstag stürzte die Aktie nachbörslich um mehr als 7 Prozent ab.
Der Umsatz legte um magere 2 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar zu. Börsianer sind hier von Oracle Sprünge im zweistelligen Prozentbereich gewohnt. Doch der Konzern konnte die Verkäufe von Software-Lizenzen gegenüber dem Vorjahreszeitraum kaum noch steigern; das zugekaufte Geschäft mit leistungsstarken Firmenrechnern schrumpfte sogar. Unterm Strich stieg der Gewinn dank Einsparungen immerhin noch um 17 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar.
Erste Enttäuschung seit zwei Jahren
Oracle nannte zunächst keine Gründe für das enttäuschende Abschneiden. Möglicherweise schlagen sich die Unsicherheiten der Schuldenkrise nieder. Oracle hat als weltgrösster Anbieter von Datenbanken viele Kunden in der gebeutelten Finanzwelt sitzen. Der Konzern konnte die Anleger nicht einmal mit der Ankündigung beruhigen, für weitere 5 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückkaufen zu wollen. Das treibt üblicherweise den Kurs.
Oracle fährt seit Jahren einen rasanten Wachstumskurs mit Zukäufen am laufenden Band. Neben so bekannten Softwarefirmen wie Siebel oder Peoplesoft verleibte sich Oracle für 7,4 Milliarden Dollar auch den Server-Spezialisten Sun Microsystems ein. Bislang schien die Strategie aufzugehen. Zuletzt hatte Oracle nach den Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg vor zwei Jahren die Erwartungen enttäuscht.
Konzernchef Ellison nimmt kein Blatt vor den Mund
Konzernchef Larry Ellison scheut bei seinem Vormarsch keinen Konflikt. Er eckt mit markigen Sprüchen über seine Wettbewerber des öfteren an. Zu seinen Lieblingsgegnern zählt seit jeher der Unternehmenssoftware-Spezialist SAP. Ellison hat sich in jüngerer Vergangenheit aber auch den Computerprimus Hewlett-Packard (HP) sowie den Internetkonzern Google zum Feind gemacht. Die Streitereien gingen auch vor Gericht.
Am meisten Wellen schlug dabei die Oracle-Klage gegen SAP. Ellison hatte dem Rivalen vorgeworfen, einen milliardenschweren Schaden durch Datendiebstahl angerichtet zu haben. Tatsächlich hatten Mitarbeiter der inzwischen dicht gemachten amerikanischen SAP-Tochter TomorrowNow unbefungt Software heruntergeladen. Eine Richterin stutzte jedoch die ursprünglich zugesprochene Wiedergutmachung von 1,3 Milliarden auf 272 Millionen Dollar zurecht.
Konkurrent SAP macht gute Geschäfte
Ellison dürfte es nun besonders fuchsen, dass es SAP geschäftlich richtig gut geht. Umsatz und Gewinn sollen in diesem Jahr kräftig steigen. Der deutsche Rivale hatte sich nach langer Enthaltung ebenfalls mit Zukäufen gestärkt. Zuletzt legte SAP ein 3,4 Milliarden Dollar schweres Angebot für das US-Unternehmen SuccessFactors vor, das auf Software zur Personal-Verwaltung spezialisiert ist. (awp/mc/pg)