Orange-Chef Johan Andsjö.
Renens – Der Mobilfunkanbieter Orange hat im ersten Halbjahr trotz weniger Umsatz operativ mehr verdient. Während der Umsatz um 2,7% auf 609,3 Mio CHF sank, stieg der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) um 5,9% auf 167,2 Mio. Der bereinigte EBITDA blieb indessen stabil bei 185,3 Mio CHF, wie Orange am Donnerstag bekannt gab. Der Mobilfunkanbieter gehört seit Ende Februar 2012 nicht mehr France Télécom, sondern der britischen Beteiligungsgesellschaft Apax.
Nicht eingerechnet sind im bereinigten EBITDA Restrukturierungs- und Transaktionskosten im Zusammenhang mit dem Verkauf an Apax sowie Kosten für die Benutzung der Marke Orange. Auch gewisse Einmalkosten sind ausgeklammert.
Hausgemachte Probleme
Neben dem Preiskampf machten dem Unternehmen im zweiten Quartal allerdings hausgemachte Probleme zu schaffen. Tausende Abonnenten hatten wegen IT-Schwierigkeiten fehlerhafte Rechnungen erhalten. Rund 5% der Rechnungen seien zu spät bei den Kunden eingetroffen, sagte Orange-Chef Johan Andsjö im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Orange sei grosszügig gewesen mit Rabatten oder bei verspäteten Zahlungen der Kunden. Das Umstellung auf das neue IT-System sei abgeschlossen, sagte Andsjö: «Das liegt hinter uns.»
Knick im Resultat
Im zweiten Quartal tauchte der Umsatz um 5,8% auf 300 Mio CHF. Der bereinigte Betriebsgewinn EBITDA sackte ebenfalls um 5,8% auf 92,3 Mio ab. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde schrumpfte bei Orange gar um 8,4% auf 39,60 CHF pro Monat. Als Gründe nannte Orange neben den Rechnungsproblemen einerseits neue Angebote für Jugendliche. Zudem schlug die Preisoffensive der Swisscom, die im Sommer 2012 gestartet war, aufs Ergebnis durch. Auch die geringere Zahl an verrechneten SMS machte sich bemerkbar.
Tiefere Kosten
Auf der anderen Seite hat Orange die Kosten gedrückt. So sanken die Ausgaben für Interkonnektion, Inhalte und Werbung sowie die Personalkosten deutlich. Das Telekomunternehmen hat die Zahl der Vollzeitstellen in den letzten zwölf Monaten von 993 auf 887 reduziert.
Wegen erheblich tieferer Abschreiber und Amortisationskosten für die IT konnte Orange den Betriebsgewinn (EBIT) im ersten Halbjahr um über ein Drittel auf 91 Mio CHF steigern. Unter dem Strich sank der Verlust der Holdinggesellschaft Matterhorn Mobile von 25,4 Mio auf 1,1 Mio.
Kunden gewonnen
Orange habe erneut Kunden gewonnen, schreibt der Mobilfunkanbieter im Communiqué. Die Zahl der Abokunden wuchs gegenüber dem Vorjahr um 4% auf 1,148 Millionen. Auch der Bestand an Prepaidkunden nahm um 3,5% auf 1,032 Millionen zu. Allerdings ist der Anstieg der Prepaidkunden auf die geänderte Berechnungsmethode zurückzuführen, die an Branchenprimus Swisscom angepasst wurde. Während bisher ein inaktiver Prepaidkunde nach drei Monaten nicht mehr mitgezählt wurde, fliegt er neu erst nach zwölf Monaten aus der Statistik. Nach der neuen Zählart nahm die Gesamtkundenzahl um 3,8% auf 2,180 Millionen zu.
«Im ersten Halbjahr 2014 konnten wir sowohl die Kundenzahl wie auch das EBITDA steigern», erklärte Andsjö. Dies sei das Resultat der erfolgreichen Strategie mit der neuen Mobilfunkgeneration LTE (auch 4G genannt), die man vor über einem Jahr gestartet habe. «Unser 4G-Netz und unsere attraktiven kommerziellen Angebote bleiben die massgeblichen Treiber unserer soliden Unternehmensleistung», schreibt Andsjö. Mittlerweile decke Orange mit der vierten Mobilfunkgeneration gut 85 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab. Bereits ein Drittel aller Handys und Tablets sei im 4G-Netz aktiv.
Bis Ende Jahr will Orange die Abdeckung auf über 90% der Bevölkerung ausbauen. Das Unternehmen plant, über zusätzliche 1’000 Handyantennen mit LTE auszurüsten, um den rapide steigenden Datenverkehr bewältigen zu können. Die Netzqualität sei ein kritischer Erfolgsfaktor für Orange und solle neue Kunden anlocken, heisst es im Halbjahresbericht. (awp/mc/pg)