Polnische Hausfrauen
Um die Zukunft der KI, der künstlichen Intelligenz der digitalen Maschinen, ranken sich sagenhafte Bedrohungsszenarios und nicht weniger fantastische ökonomische Erwartungen. Aber wie künstlich ist die künstliche Intelligenz wirklich?
Ein aufsehenerregender Artikel in der Welt am Sonntag, der Autor heisst Benedikt Fuest, wusste jüngst von polnischen Leiharbeitern zu berichten, die Amazons Sprachassistenten Alexa auf die Sprünge helfen. Was Alexa spontan nicht versteht oder notorisch missversteht, werde von ihnen aufgezeichnet und ausgewertet, um die Software zu optimieren und den Ruf der Maschinenintelligenz zu sichern. Das sei auch in Heimarbeit, vom Küchentisch aus oder von unterwegs zu erledigen, der Artikel zitiert einen Polen, der von einer «idealen Hausfrauentätigkeit» spricht.
Ähnliches, nämlich die unterstützende Zuarbeit von Menschen, ist kürzlich über Googles Sprachassistenten bekannt geworden. Die empörte Verwunderung der Öffentlichkeit richtete sich zunächst nur auf den Verlust des Datenschutzes, nämlich im Falle zuhörender und mitschreibender Menschen. Das ist aber nicht der entscheidende Punkt. Wundern sollten wir uns vielmehr über die offenbar noch beachtliche Unfähigkeit der Maschinen, ohne menschliche Intelligenz auszukommen – und über den Aufwand, mit dem dieser augenscheinlich als beschämend empfundene Umstand verborgen wird oder zumindest im Ungewissen bleiben soll. Kaum war die Nachricht über die polnische Hilfsintelligenz verbreitet, löschte die Leiharbeitsfirma ihre Stellenangebote im Netz.