Post baut wegen Fachkräftemangel IT-Standort in Portugal auf
Bern – Die Post eröffnet in Portugal einen IT-Entwicklungs-Standort. Mittelfristig sollen in Lissabon bis zu 120 Mitarbeitende tätig sein. In der Schweiz liessen sich die zusätzlich benötigten IT-Fachkräfte nicht mehr in ausreichender Zahl rekrutieren, begründet die Post den Schritt ins Ausland.
Die Post wird dabei keine Stellen von der Schweiz ins Ausland verlagern, wie sie in einer Mitteilung vom Dienstag festhält. Auch in der Schweiz würden bis 2030 voraussichtlich 200 neue IT-Arbeitsplätze geschaffen.
Der Schritt nach Portugal sei eine Folge des Fachkräftemangels, schreibt die Post. Sie verschaffe sich so «Zugang zum internationalen Arbeitsmarkt und sichert sich das notwendige Informatik-Knowhow für die Zukunft».
IT-Stellen bleiben offen
Da die Schweiz und die Unternehmen immer digitaler werden, entwickle auch die rund 1300 Mitarbeitende umfassende Informatik-Abteilung der Post neue digitale Dienstleistungen, schreibt das Unternehmen.
Offene Stellen könnten «oft erst nach langer Zeit oder nicht mehr ausreichend besetzt werden». Ende August seien 70 Informatik-Stellen vakant gewesen. Zudem dürfte sich der Mangel an IT-Fachkräften und der Kampf um die besten Talente in Zukunft weiter verschärfen.
Dadurch steige das Risiko, dass der Post die nötigen IT-Ressourcen fehlen könnten. Da sich dies letztlich auch negativ auf Wirtschaft und Bevölkerung auswirken könnte, «sieht sich die Post gezwungen, neue Wege zu gehen», heisst es in der Mitteilung.
Gewerkschaft fordert mehr Ausbildung
Dass die Post diesen neuen Weg gehe, sei in gewisser Weise nachvollziehbar, schreibt die Gewerkschaft Syndicom in einer Reaktion. Der Konzern müsse aber «seine Verantwortung zur Stärkung des IT-Standorts Schweiz» wahrnehmen. Er müsse sich für die Aus- und Weiterbildung der sogenannten MINT-Berufe einsetzen.
Die Gewerkschaft fordert die Post zudem dazu auf, dass sie allen Angestellten in Portugal ein Stellenangebot für die Schweiz macht. «Damit wird eine Konkurrenzsituation zwischen den Jobs in der Schweiz und im Ausland unterbunden.» Ableger im Ausland sollen – gerade im Service public – nicht zur Regel werden, so Syndicom.
Dass die Post in Portugal Arbeitsbedingungen über dem dortigen Marktniveau anbieten wolle, stuft die Gewerkschaft als vorbildlich ein. Sie müsse aber auch sicherstellen, «dass die Gewerkschafts- und Mitwirkungsrechte eingehalten werden».
Die Post will den Betrieb an ihren neuen IT-Standort in Lissabon im ersten Quartal 2023 mit rund 50 Mitarbeitenden aufnehmen. In den kommenden Jahren soll der Personalbestand auf rund 120 Mitarbeitende erhöht werden. (awp/mc/ps)