Presse: Logitech-Mitgründer nennt Gegenkandidaten für Verwaltungsratspräsidium

Presse: Logitech-Mitgründer nennt Gegenkandidaten für Verwaltungsratspräsidium
Logitech-Mitgründer Daniel Borel.

Lausanne – Die Auseinandersetzung zwischen Logitech-Mitgründer Daniel Borel und Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker geht laut einem Magazinbericht in die nächste Runde. Nach der gescheiterten Forderung Borels für eine Abwahl Beckers an der Generalversammlung Mitte September bringt der 73-Jährige nun erstmals Gegenkandidaten zur Verwaltungsratspräsidentin ins Spiel.

«In der Schweiz hätten wir international sehr erfahrene Leute wie Sascha Zahnd oder Patrice Bula», zitiert das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» am Donnerstag Daniel Borel in einem Onlineartikel.

Aber beide seien als Kandidaten unwahrscheinlich: Logitech-Verwaltungsrat Zahnd habe seinen Job als Verantwortlicher für die Lieferketten und Europa-Chef von Tesla vor drei Jahren aufgegeben, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können, schrieb die «Bilanz»: «Und die 500’000 Franken Vergütung für das Logitech-Präsidium werden ihn, der mit Tesla-Aktien reich geworden ist, kaum reizen.»

Patrice Bula, Ex-Generaldirektor, Deutschland- und China-Chef bei Nestlé, sei bereits einmal von Logitech-Verwaltungsrat Patrick Aebischer für das Logitech-Board angefragt worden. Becker habe ihn aber überraschenderweise abgelehnt. «Heute ist er mit Mandaten mehr als genug ausgelastet: Als Lead Independent Director bei Novartis etwa, als Vize bei Schindler und als Präsident des weltweit zweitgrössten Eiscrème-Herstellers Froneri», schrieb das Magazin.

Ultimatum gesetzt
Logitech-Mitgründer Borel hatte Ende September gedroht, auf die Abwahl Beckers hinzuarbeiten, wenn sie «vor Ende des Jahres» keine Anstalten mache, ihr Amt zu räumen. Der Westschweizer wirft ihr Inkompetenz vor: Becker wolle den Ernst der Lage nicht wahrhaben. «Sie fährt die Firma gegen die Wand.»

Der NZZ sagte Borel: «Logitech riskiert, für eine lange Zeit von kurzfristig orientiertem Denken gesteuert zu werden, mit vielen taktischen und wenig strategischen Schritten, gefangen im Stillstand.»

Borel habe laut «Bilanz» schon Ende 2021 gefordert, dass Logitech nach dem Corona-Boom hart auf die Kostenbremse trete. Zudem forderte er schon 2022 einen Ersatz für den schliesslich im vergangenen Juni zurückgetretenen Konzernchef Bracken Darrell.

Vergeblich: «Becker hat in den letzten 18 Monaten nie reagiert auf etwas, das ich ihr auf konstruktive Weise gesagt habe», sagte Borel in der «Bilanz». Laut der NZZ habe Becker dem Zögern von Darrell zu lange untätig zugesehen und es ausserdem versäumt, rechtzeitig einen Nachfolger zu finden. Borel selbst habe keinerlei Ambitionen, im Unternehmen wieder Verantwortung zu übernehmen, schrieb die NZZ.

Die Verdrängung der Verwaltungsratspräsidentin aus ihrem Amt dürfte nicht leicht werden. Denn das Aktionariat ist zersplittert. Borel selber hält 1,5 Prozent an Logitech, womit er lediglich elftgrösster Aktionär ist. (awp/mc/ps)

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