Frankfurt am Main – China hat sich bei der Automatisierung der Industrie mit Rekordtempo zu einer weltweit führenden Volkswirtschaft entwickelt. Von 2018 bis 2020 ist beim Absatz von Industrie-Robotern mit einer Steigerung von 15 bis 20 Prozent zu rechnen. Aktuell hat das jährliche Umsatzvolumen den höchsten Stand erreicht, der jemals für ein Land verzeichnet wurde: Innerhalb eines Jahres stieg der Absatz von Industrie-Robotern um 27 Prozent auf 87.000 Einheiten (2016).
Der operative Bestand ist der grösste weltweit. Gleichzeitig bauen chinesische Roboterhersteller ihre Anteile auf dem Heimatmarkt aus. Das sind erste Ergebnisse aus dem World Robotics Report 2017, der am 27. September von der International Federation of Robotics (IFR) veröffentlicht wird.
“China ist der mit Abstand grösste Robotermarkt der Welt – das gilt sowohl für das Umsatzvolumen als auch den operative Bestand”, sagt Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics (IFR). “Das Reich der Mitte ist zudem der weltweit am schnellsten wachsende Markt. Es gab noch nie einen derart dynamischen Anstieg in so kurzer Zeit.“
Elektro- und Elektronikindustrie sind die grössten Treiber
Die grössten Treiber des jüngsten Wachstums in China sind die Elektro- und Elektronikindustrie. Das Umsatzvolumen für Industrie-Roboter stieg um 75 Prozent auf knapp 30.000 Einheiten (2016). Rund ein Drittel der verkauften Einheiten stammt von chinesischen Herstellern. Diese konnten ihren Absatz mit einem Plus von knapp 120 Prozent mehr als verdoppeln. Die internationalen Roboterhersteller haben ihren Absatz in der Elektro- und Elektronikindustrie ebenfalls alle deutlich gesteigert (+ 59 Prozent). Diese bemerkenswerte Nachfrage wird künftig anhalten. Grosse Vertragshersteller für Elektronikgeräte haben bereits damit begonnen, die Produktion zu automatisieren. Die Halbleiter- und Chipindustrie investierte beispielsweise stark in Automation. Grosse Produktionsstandorte für die Batteriefertigung werden aufgebaut, um der steigenden Nachfrage nach Elektro- und Hybridautos gerecht zu werden.
Autoindustrie verliert Pole-Position
Die Automobilindustrie hat die Führungsposition an die Elektro- und Elektronikindustrie abgegeben, bleibt aber ein starker Absatzmarkt für Industrie-Roboter. China ist inzwischen der weltweit grösste Absatzmarkt und Produktionsstandort für Autos – einschliesslich Elektrofahrzeuge – mit grossem Wachstumspotenzial. China kommt aktuell beim weltweiten Absatz von Industrie-Robotern in der Automobilindustrie auf einen Marktanteil von 25 Prozent (2016). Zwischen 2011 und 2016 installierten die Unternehmen insgesamt 108.000 Einheiten – das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 18 Prozent pro Jahr. Der Marktanteil chinesischer Hersteller in der Automobilindustrie bewegt sich noch immer auf vergleichsweise niedrigem Niveau – hat sich aber von 10 auf 13 Prozent erhöht.
China ist der grösste wachsende Verbrauchermarkt mit steigender Nachfrage für eine grosse Bandbreite von Konsumgütern. In der Folge ist in verschiedenen anderen Branchen der Startschuss gefallen, Kapazitäten zu erhöhen und die Automation in der Fertigung zu steigern. Einige internationale Roboterhersteller richteten bereits Produktionsstätten in China ein und nach aller Wahrscheinlichkeit werden in den kommenden Jahren weitere folgen. Die meisten Industrie-Roboter werden aus Japan, Korea, Europa und Nordamerika nach China importiert.
China-Ausblick 2020
Die chinesische Regierung will das Reich der Mitte mit dem nationalen “Made-in-China-2025-Plan” in einen weltweit führenden Produktionsstandort umbauen. Der Plan umfasst die Strategie, heimische Roboterhersteller zu stärken und deren Marktanteile national sowie international auszubauen. China treibt die Entwicklung weiter voran: Bis 2020 soll die Roboterdichte – also die Anzahl von Industrie-Robotern je 10.000 Arbeitnehmer – auf 150 Einheiten steigen. Derzeit führt Südkorea mit 531 Einheiten die Roboterdichte in der Region Asien an. In Amerika liegen die USA mit 176 Roboter-Einheiten vorne und in Europa ist es Deutschland mit 301 Einheiten. (IFR/mc/pg)