Renens – Der Mobilfunkanbieter Salt hat im vergangenen Geschäftsjahr 2017 einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Der Reingewinn sackte um beinahe zwei Drittel auf 36,9 Mio CHF ab. Grund dafür waren markant höhere Abschreiber und Amortisationen sowie deutlich gestiegene Finanzkosten, weil die Schuldenlast schwerer wurde.
Rein operativ hat Salt dank dem Tritt auf die Kostenbremse indes die Profitabilität verbessert. Der Umsatz schrumpfte zwar 6,7% auf 1,052 Mrd CHF, wie aus Geschäftsbericht hervorgeht, welcher der Nachrichtenagentur AWP vorliegt. Für einen grossen Teil des Rückgangs ist die massive Senkung der Durchleitungsgebühren im Handynetz verantwortlich, die im Fachjargon Mobilfunk-Terminierungsgebühren genannt werden. Zudem ging der durchschnittliche Monatsumsatz pro Kunde angesichts des Preiskampfs spürbar um 8,4% zurück.
Dies konnte nur teilweise durch den Zugewinn von Handykunden und den Verkauf von teureren Smartphones ausgeglichen werden. Immerhin war bei den Prepaidkunden der Aderlass zu Ende. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2% auf 683‘000. Bei den Abokunden legte Salt um 1,7% auf 1,223 Millionen zu.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) verbesserte sich trotz des Umsatzknicks um 9,9% auf 471,8 Mio CHF. Die Gewinnsteigerung gelang nur durch die Senkung der Kosten. Die Personalausgaben fielen um ein Fünftel. Im vergangenen Jahr baute Salt 43 Stellen ab und zählte Ende Dezember noch 703 Vollzeitbeschäftigte. Auch für Werbung, Netzwerk und IT gab Salt weniger aus.
Einbruch des Reingewinns
Dafür nahmen die Abschreiber und Amortisationen um ein Fünftel zu. Der operative Gewinn fiel in der Folge um knapp 14% auf 141,7 Mio CHF. Unter dem Strich brach der Reingewinn der Salt-Muttergesellschaft Matterhorn Telecom Holding von 98,1 Mio auf 36,9 Mio CHF ein. Schuld waren höhere Finanzkosten, die wegen der gestiegenen Schulden um beinahe die Hälfte kletterten.
In einer Medienmitteilung zeigt sich Salt mit den Ergebnissen zufrieden. «Wir konnten 2017 unsere Wachstumsdynamik beibehalten und unsere Transformation erfolgreich abschliessen», äusserte sich Firmenchef Andreas Schönenberger.
Bald Start ins Festnetz
Nun will das Unternehmen, das dem französischen Unternehmer Xavier Niel gehört, ein neues Kapitel aufschlagen: Der Start ins Festnetz steht unmittelbar bevor: «Wir sind jetzt bereit, (…) unseren Kunden die volle Bandbreite an Telekommunikationsdienstleistungen anzubieten, inklusive revolutionärer ultraschneller Breitbandlösungen zu kundenfreundlichen Preisen», so Schönenberger.
Die Festnetzpläne sind bereits seit einem Jahr bekannt, nachdem der Mobilfunker Verträge über die Benutzung der Glasfasernetze von Stromversorgern, darunter dem EWZ in Zürich, abgeschlossen hatte. Über den Starttermin hatte sich Salt bisher immer hartnäckig ausgeschwiegen. Ein Sprecher sagte am Mittwoch auf Anfrage nur: «Bald.»
In der Vergangenheit war immer wieder über ein eigenes Festnetzangebot von Salt gemutmasst worden. Denn Paketangebote aus Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen, wie es die Konkurrenten Swisscom, Sunrise und UPC anbieten, gelten bei Experten als entscheidend für den Erfolg einer Telekomfirma. Kunden, die Bündelangebote haben, wechseln viel weniger zur Konkurrenz als solche, die nur einzelne Dienstleistungen wie beispielsweise Mobilfunk beziehen.
Mit dem Einstieg ins Glasfasernetz schliesst Salt an die eigene Geschichte an. Die einstige Orange war 2008 der erste Anbieter von TV, Internet und Telefonie auf dem EWZ-Glasfasernetz. Ende 2010 verliess der Pionier die «Datenautobahn der Zukunft» wieder, nachdem Orange kaum Kunden gewonnen hatte. (awp/mc/ps)