Salt will mit Kampfpreisen und Spitzentempo Festnetzmarkt aufmischen
Bern – Nach über sieben Jahren Absenz kehrt der Mobilfunkanbieter Salt mit Pauken und Trompeten ins Festnetzgeschäft zurück: Mit Kampfpreisen und dem schnellsten Internet der Schweiz will die Firma des französischen Telekomunternehmers Xavier Niel den hiesigen Markt aufmischen.
Salt bringt auf den Glasfasernetzen eine Surfgeschwindigkeit von 10 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s), wie Verkaufschef Yannick Oberson am Dienstag an der offiziellen Präsentation vor vielen Salt-Mitarbeitern, geladenen Gästen und Journalisten in Bern sagte. Das ist zehnmal schneller als das bisherige Spitzenangebot hierzulande.
Zum Vergleich: Bei Swisscom und Sunrise ist bei 1 Gbit/s Schluss. UPC bietet lediglich 500 Mbit/s.
Das Angebot sei ab sofort auf Glasfasernetzen in über 30 Städten und Regionen verfügbar. Dabei benutzt Salt die ultraschnellen Leitungen des Verbunds Swiss Fiber Network. Eine weitere geografische Expansion sei für die nächsten Monate und Jahre geplant.
«Massiv günstiger als die Konkurrenz»
Zudem kommt Salt mit Kampfpreisen: Für TV-, Internet und Festnetztelefonie verlangt das Unternehmen 49,95 CHF. Das sei massiv günstiger als die Konkurrenz und das noch mit dem schnellsten Internet, sagte Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Moneyland am Rande der Präsentation im Gespräch mit AWP.
Selbst für Kombiprodukte der Konkurrenz, die wesentlich weniger bieten, sind die Preise erheblich höher. «Es ist klar, dass die Preise von Swisscom, Sunrise und UPC unter Druck kommen werden», analysierte Beyeler.
Mit dem Einstieg ins Festnetzgeschäft wird Salt zum Telekom-Vollanbieter und kann Swisscom, Sunrise und Co. künftig auch bei den Kombipaketen konkurrenzieren. Paketangebote aus Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen sind entscheidend für den Erfolg einer Telekomfirma. Denn Kunden mit Bündelpaketen wechseln viel weniger häufig den Anbieter. Wie viel Umsatz Salt mit dem neuen Festnetzgeschäft anpeile, wollte Firmenchef Andreas Schönenberger im Gespräch mit AWP nicht sagen.
Dass die neue Salt-Offensive der Konkurrenz weh tun könnte, sehen auch Anleger so. Die Aktien von Swisscom und Sunrise gerieten nach der Ankündigung jedenfalls deutlich unter Druck. Der Kurs von Sunrise fiel am Dienstag um 6,4%. Sogar die sonst so stabilen Swisscom-Papiere sackten um 4,6% ab.
Keine Revolution
Salt bietet 300 Fernsehsender, davon 150 in HD. Einige seien sogar ultrahochaufgelöst (UHD oder 4K), hiess es. Als Empfangsgerät kommt die 4K-Box von Apple TV zum Einsatz. Pro TV braucht es eine Box. Maximal können bis zu fünf Geräte an einen Heimanschluss angeschlossen werden. Das TV-Angebot stammt vom Schweizer TV-App-Anbieter Zattoo und unterscheidet sich nicht gross von der Konkurrenz. So hat beispielsweise die Swisscom ähnlich viele Sender im Angebot. Der Nutzer kann parallel mehrere Sendungen aufnehmen. Zudem gibt es eine Videothek und eine Replay-Funktion, mit der man verpasste Sendungen bis zu sieben Tagen zurück anschauen kann.
«Trotz der attraktiven Preisstruktur: Um eine Revolution handelt es sich nicht», kommentierte Telekomexperte Beyeler. Das Angebot ist nur in den grösseren Ballungszentren für Haushalte erhältlich, die bereits über einen Glasfaseranschluss verfügen.
Dazu komme, dass kaum jemand eine Geschwindigkeit von 10 Gbit/s benötige. «In den seltensten Fällen ist der Server auf der Gegenseite schnell genug. Die bis anhin schnellsten Angebote von 1 Gbit/s reichen selbst für Kunden völlig aus, die ein sehr schnelles Internet wünschen», bilanzierte Beyeler.
Investitionen hochgefahren
Mit dem Einstieg ins Glasfasernetz schliesst Salt an die eigene Geschichte an. Die einstige Orange war 2008 der erste Anbieter von TV, Internet und Telefonie auf dem EWZ-Glasfasernetz. Ende 2010 verliess der Pionier die «Datenautobahn der Zukunft» wieder, da Orange kaum Kunden gewonnen hatte. Nach der geplatzten Hochzeit mit Sunrise hatte die Firma, die damals zur France Telecom gehörte, angekündigt, sich künftig auf die Mobilfunkangebote konzentrieren zu wollen.
Dass Salt jetzt ins Festnetzgeschäft zurückkehre, liege daran, dass die Bedeutung der Bündelangebote seit damals massiv zugenommen habe, sagte ein Manager, der seinerzeit schon dabei war.
Dafür hat Salt viel Geld in die Hand genommen. Die Investitionen vervierfachten sich beinahe im vergangenen Jahr auf 382 Mio CHF. Davon soll etwa die Hälfte ins Festnetz geflossen sein, hiess von einer mit der Materie vertrauten Person.
Mit der Festnetzoffensive greift Salt jetzt auch die Kabelnetzbetreiberin UPC an, die bisher ihre Mobilfunkangebot von Salt bezog. Pikant daran: Vor kurzem kündigte UPC an, ab nächstem Jahr das Mobilfunkangebot der Swisscom zu beziehen. (awp/mc/ps)