San Francisco – Samsung macht einen zweiten Anlauf, faltbare Smartphones als neue Produktkategorie zu etablieren. Der Marktführer stellte das Modell Galaxy Z Flip vor, das sich auf die Grösse eines herkömmlichen Smartphones ausfalten lässt – und zusammengeklappt etwa so gross wie eine Puderdose ist. Der Preis liegt mit knapp 1500 Franken am oberen Ende davon, was man für klassische Smartphones bezahlt – worin Marktforscher ein Problem für breitere Verkäufe sehen.
Sein erstes Auffalt-Smartphone – das Galaxy Fold – verkauft Samsung seit vergangenem Herbst. Es ist ausgeklappt so gross wie ein kleiner Tablet-Computer mit quadratischem Bildschirm. Konkurrent Huawei hat ein ähnliches Modell im Angebot – das bisher allerdings nur in China angeboten wird. Die Lenovo-Marke Motorola brachte gerade erst ein neues Modell heraus, dass sich genauso wie das Z Flip auf Smartphone-Grösse ausklappen lässt.
Kritik an Motorolas Razr
Motorola liess dafür den traditionsreichen alten Modell-Namen Razr aufleben – Samsung nahm dem Gerät aber mit dem Z Flip schon jetzt den Wind aus den Segeln, betonte die Analysefirma Strategy Analytics. Das Moto Razr ist teurer und erntete in Rezensionen von US-Medien viel Kritik unter anderem für die Qualität des faltbaren Displays.
Nischen-Angebot
Marktforscher wie Ranjit Atwal von der Analysefirma Gartner gehen allerdings generell davon aus, dass die teuren Falt-Geräte in nächster Zeit nur ein Nischen-Angebot bleiben werden. Die Marktforschungsfirma Counterpoint Research prognostizierte beim Finanzdienst Bloomberg, dass Samsung in diesem Jahr rund zwei Millionen Geräte des Galaxy Z Flip verkaufen kann. Das wäre ein Bruchteil vom Gesamtabsatz des Branchenersten: Nach Berechnungen von Marktforschern verkaufte Samsung im vergangenen Jahr rund 295 Millionen Smartphones verschiedener Preisklassen.
Verbesserte Falt-Scharniere
Samsung zog unterdessen Lehren aus seinen Problemen mit dem Galaxy Fold. Der für Frühjahr 2019 geplante Marktstart musste verschoben werden, nachdem sich bei an US-Journalisten verteilten Testgeräten die Falt-Scharniere als Schwachstelle erwiesen. Die Gelenke wurden für die Verkaufsversion verbessert. Jetzt werden die Scharniere und der Bereich unter dem Display von einem neuen Bürsten-System im Gehäuse geschützt, das Staub fernhalten soll.
Samsung positioniert das Gerät auch als Mode-Accessoir und will damit verstärkt Frauen ansprechen. In einigen Ländern soll es auch eine Version mit goldenem Gehäuse geben.
Deutlich bessere Kamera beim neuen Galaxy S20
Als neues Top-Modell im klassischen Smartphone-Format stellte Samsung das Galaxy S20 vor. Bei ihm rüstete der Marktführer unter anderem die Kamera auf, die dank künstlicher Intelligenz deutlich bessere Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen machen soll. Samsungs Sparten-Chef TM Roh demonstrierte die Fähigkeiten des Geräts, als er es dem Kameramann aus der Hand nahm, der damit das Event für den Livestream filmte. Unter den Smartphone-Herstellern gibt es ein regelrechtes Wettrüsten bei Kamera-Technologien.
Samsung wirbt damit, dass S20 und S20+ über einen «Super Resolution Zoom» mit 30-facher Vergrösserung verfügen, das S20 Ultra soll sogar eine 100-fache Vergrösserung erzielen. Dabei handelt es sich aber nicht um einen optischen Zoom durch entsprechende Kameralinsen, sondern um hochgerechneten Aufnahmen, die nicht an die Qualität eines «echten» Teleobjektivs herankommen.
Bei allen Versionen des S20 soll es Unterstützung für den superschnellen 5G-Datenfunk geben – zum ersten Mal für eine Modellfamilie. Auch wenn die 5G-Netze in vielen Ländern noch kaum ausgebaut sind, wolle Samsung damit die neuen Geräte fit für die Zukunft machen, heisst es. (awp/mc/pg)