SAP enttäuscht bei Marge – Starkes Wachstum mit Cloudsoftware
Walldorf – Bei Europas grösstem Softwarehersteller SAP drückt das starke Wachstum im Bereich Cloudsoftware wieder deutlich auf die Rendite. Im dritten Quartal sank die bereinigte operative Marge, wie das Dax-Schwergewicht am Donnerstag in Walldorf mitteilte. Branchenexperten hatten hingegen mit einem deutlichen Anstieg gerechnet. Finanzchef Luka Mucic führte die Entwicklung auf das starke Wachstum in der noch nicht so rentablen Cloudsparte zurück, die Software zur Miete aus dem Internet anbietet. Ihre Prognosen für 2018 hoben die Walldorfer vor allem wegen des starken Umsatzwachstums an.
Am Aktienmarkt verfing dieser Schritt aber zunächst nicht. Kurz nach Handelsstart in Frankfurt verlor die SAP-Aktie rund drei Prozent an Wert. Ein Händler sprach von auf den ersten Blick durchwachsenen Resultaten, die Optimisten wie Pessimisten Nahrung böten. Analyst Knut Woller von der Baader Bank verwies auf die unerwartet gesunkene operative Marge. Er lobte aber die verbesserten Wachstumsaussichten.
Steigende Margen im Blick
In diesem Jahr peilt das SAP-Management um Vorstandschef Bill McDermott zum ersten Mal seit 2013 wieder eine steigende Marge an. Das hatte in den ersten beiden Quartalen auch funktioniert. Zwischen Juli und Ende September machte das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern aber nur 28,9 Prozent vom Umsatz aus – 0,4 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Analysten hatten einen Anstieg auf 30,1 Prozent geschätzt.
Bei der Cloudsoftware mache SAP grössere Fortschritte, sagte Mucic in einer Telefonkonferenz. Die Analysten hätten offensichtlich nicht mit einem so starken Wachstum der Cloudsoftware und dem entsprechend hohen Umsatzanteil dieses bislang noch weniger rentablen Geschäfts gerechnet. Mit dem starken Wachstum sei SAP aber gut gewappnet, die erneut angehobenen Jahresziele zu erreichen. Zudem sei die Marge – bereinigt um Wechselkursschwankungen – im dritten Quartal um 0,1 Prozentpunkte gestiegen.
McDermott sprach von deutlichen Marktanteilsgewinnen gegenüber der Konkurrenz im Cloudbereich. SAP hat mit dem neuen Programmpaket C4 Hana vor allem den US-Rivalen Salesforce ins Visier genommen, der auf Vertriebsabteilungen von Unternehmen spezialisiert ist. «Unsere Wachstumstreiber zeigen ihre ganze Stärke», sagte der US-Amerikaner. Das Softwarebündel S4 Hana zur Unternehmenssteuerung gewann ebenfalls erneut Hunderte Kunden.
Erlöse durch Abo-Software steigen markant
Auch dank der milliardenschweren Callidus-Übernahme im Frühjahr kletterten die Umsätze mit den im Abo vertriebenen Softwarelösungen im dritten Quartal um fast 40 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Hingegen schwächelte der Verkauf neuer Lizenzen für Softwarepakete, die beim Kunden fest installiert werden. Vor allem in Nordamerika und in Teilen Europas schwenkten die Kunden schneller auf die Cloudangebote um. Die Lizenzen für fest installierte Software bringen hohe Einmalumsätze, bei Cloudsoftware dagegen verteilen die Umsätze sich über die Vertragslaufzeit und fliessen nur nach und nach ins Unternehmen.
Der Gesamterlös kletterte im abgelaufenen Jahresviertel um 8 Prozent auf 6,02 Milliarden Euro. Der starke Euro kostete dabei zwei Prozentpunkte Wachstum, weil nach der Umrechnung weniger von im Ausland erzielten Erlösen übrigbleibt. Auf Jahressicht geht SAP nun von einem währungsbereinigten Umsatzplus von 7,5 bis 8,5 Prozent aus. Bisher standen 6 bis 7,5 Prozent im Plan. Nach neun Monaten hat SAP bereits 10 Prozent vorzuweisen. Auch die Cloudsparte soll etwas stärker abschneiden als bisher geplant.
Das bereinigte operative Ergebnis legte im dritten Quartal um 6 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro zu. SAP klammert hier Kosten für die aktienbasierte Vergütung des Managements und der Belegschaft aus, aber auch Aufwendungen für Übernahmen und den Konzernumbau. Dank der besseren Umsatzaussichten geht der Konzern auch beim operativen Ergebnis am Jahresende von rund 25 Millionen Euro mehr aus als bisher.
Unter dem Strich bekam der Konzern erneut zu spüren, dass wegen des steigenden Aktienkurses mehr Geld für die aktienbasierte Vergütung fällig wurde, der Konzerngewinn ging um 2 Prozent auf 974 Millionen Euro zurück. (awp/mc/ps)