SAP-Co-CEO Bill McDermott. (Foto: SAP)
Walldorf – Ein stagnierendes Geschäft in Amerika hat Europas grössten Softwarehersteller SAP im vierten Quartal etwas ausgebremst. Die Walldorfer konnten das nur teilweise durch starkes Wachstum in Asien ausgleichen. Das vierte Quartal schlägt besonders stark auf die Jahreszahlen durch, weil Unternehmen ihre IT-Budgets zum Jahresende ausschöpfen und der SAP dann traditionell grosse Auftrage geben. Einen Ausblick auf das laufende Jahr will SAP erst bei der Vorlage detaillierter Geschäftszahlen am 23. Januar geben.
Nach einer Serie sehr starker Quartalszahlen reagierten Anleger enttäuscht über diese kleine Schwäche. Direkt nach Bekanntgabe der Zahlen brach die Aktie in einem schwachen Markt um 4,42 Prozent auf 58,36 Euro ein. Das Papier hatte 2012 allerdings zu den grossen Kursgewinnern gezählt.
Enttäuschung auf hohem Niveau
Die Enttäuschung ist eine auf hohem Niveau. Denn das im Dax notierte Unternehmen schaffte dennoch das zwölfte Quartal in Folge mit einem prozentual zweistelligen Umsatzwachstum mit Software und software-bezogenen Dienstleistungen. «Wir haben den Durchbruch im Cloud-Bereich geschafft und sind heute weltweit der zweitgrösste Cloud-Anbieter», sagten die Vorstandssprecher Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe am Dienstag. Auf das Jahr gerechnet setzte SAP mit der Datenwolke 850 Millionen Euro um. Auch die beiden anderen Hoffnungsträger schlugen sich sehr gut. Mit einem Jahresumsatz von 390 Millionen Euro übertraf SAP mit der neuen Datenbank Hana die selbstgesteckten Ziele bei weitem. Software für mobile Geräte fuhr immerhin 222 Millionen Euro ein.
Hohe Ausgaben für Innovation und Vertrieb
Der Umsatz stieg im vierten Quartal zum Vorjahr von 4,5 auf 5,06 Milliarden Euro, der operative Gewinn vor Sonderposten legte von 1,78 auf 1,96 Milliarden Euro zu. Viel Geld ging in Innovationen und den Ausbau des Vertriebs, sagte Finanzvorstand Werner Brandt. Im Gesamtjahr erhöhte sich der Umsatz von 14,2 auf 16,2 Milliarden Euro, der operative Gewinn stieg von 4,2 auf 5,0 Milliarden Euro. Damit verfehlten die Walldorfer ihre Zielspanne von 5,05 bis 5,25 Milliarden Euro minimal.
SAP hatte sich in den vergangenen Jahren mit einer Serie von Milliardenübernahmen mehrere neue Sparten hinzugekauft. Das Stammgeschäft mit lizensierter Unternehmenssoftware wird flankiert von den neuen Geschäftsfeldern Technik für mobile Geräte, Analyse und Cloud. In der Datenwolke schlug SAP sogar zweimal zu. Erst kauften sie mit Successfactors einen erfahrenen Anbieter im Vermieten von Software über das Internet. Darauf folgte Ariba, eine IT-Einkaufsplattform für Grossunternehmen im Netz.
Breite Aufstellung
Diese breite Aufstellung ermöglichte der SAP, die Krisen der vergangenen Jahre besser zu überstehen als die Konkurrenz. Jetzt zeigt sich bei der SAP ein erstes Anzeichen einer Flaute ausgerechnet im weltgrössten IT-Markt USA. Es bleibt abzuwarten, ob dies nur ein kurzer Ausrutscher oder eine Trendwende ist. (awp/mc/pg)