SAP-Co-CEO Bill McDermott.
Walldorf – Europas grösster Softwarehersteller SAP startet mit glänzenden Zahlen im Rücken in den Jahresendspurt. Der Walldorfer Dax-Konzern legte im dritten Quartal 2011 bei Umsatz und Betriebsergebnis kräftig zu. Das Unternehmen profitierte dabei vom kürzlich errungenen Etappensieg in der Dauerfehde mit dem Erzrivalen Oracle um Datenklau in den USA. Ausserdem investieren die Firmen munter in Computersoftware. Die SAP-Doppelspitze Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe bestätigte am Freitag die Erwartungen für 2011.
«Alle Regionen haben zu dem Rekordergebnis beigetragen», teilten die beiden Vorstandschefs mit. Der Gesamtumsatz legte vorläufigen Zahlen zufolge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 3,41 Milliarden Euro zu. Die Softwareerlöse wurden um satte 28 Prozent auf 841 Millionen Euro gesteigert. Der Umsatz mit Service und Wartung wuchs um 16 Prozent auf 2,69 Milliarden Euro.
Milliardenschwere Schadenersatzzahlung vom Tisch
Das Betriebsergebnis machte sogar einen Sprung von 145 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro. Hauptgrund: Die Walldorfer haben nach einem Triumph im Rechtsstreit mit Oracle ihre Rückstellungen von zuletzt gut 980 Millionen Euro um 723 Millionen Euro zurückgefahren. Seit Anfang September ist eine milliardenschwere Schadenersatzzahlung des Dax-Konzerns an den US-Konkurrenten vom Tisch. Eine Richterin hatte eine Entscheidung gegen die Walldorfer kassiert, die 1,3 Milliarden Dollar zahlen sollten.
Datendiebstahl
SAP war mit der Übernahme der Software-Wartungsfirma TomorrowNow 2005 in den Schlamassel geraten. Mitarbeiter des Unternehmens hatten im grossem Stil unrechtmässig Updates bei Oracle heruntergeladen. Oracle klagte 2007 mit dem Vorwurf des Datendiebstahls. SAP hatte die Verfehlungen im Kern eingeräumt, sich dafür entschuldigt und zugesichert, den tatsächlich verursachten Schaden auch zu ersetzen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte: Entweder akzeptiert Oracle eine Zahlung von 272 Millionen Dollar (191 Mio Euro) oder das Unternehmen geht in Revision.
Pipeline gut gefüllt
Unabhängig davon rechnet der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware auch in nächster Zeit mit guten Geschäften. Die Pipeline sei nach wie vor gut gefüllt, Unternehmen investierten weiterhin in IT, teilte SAP mit. Das Unternehmen hatte nach einem guten ersten Halbjahr im Juli seine Messlatte für 2011 ein Stück höher gelegt. Die Walldorfer erwarten ein Umsatzplus am oberen Ende der Spanne zwischen 10 und 14 Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis sieht SAP am oberen Ende der Spanne zwischen 4,45 und 4,65 Milliarden Euro. Die kompletten Zahlen für das dritte Quartal legt SAP am 26. Oktober vor.
Aktienkurs steigt
Die Aktien legten bis zum Mittag um rund 2 Prozent zu. Marktteilnehmer äusserten sich in ersten Reaktionen durchweg positiv. Ein Börsianer sprach von einer positiven Überraschung und übertroffenen Erwartungen. Der bestätigte Ausblick erscheine zwar vielleicht konservativ, dies sei aber angesichts des für die Kunden unsicheren Umfelds auch vernünftig. Ein weiterer Experte wertete die Ergebnisse als «sehr solide». Positiv hob er hervor, dass die abnehmende Wirtschaftsdynamik in den USA und Europa bislang kaum Spuren bei SAP hinterlassen habe. (awp/mc/upd/ps)