SAP nimmt Milliarden für die Wolke in die Hand
SAP-Co-CEO Bill McDermott.
Walldorf – SAP gibt Milliarden für den Vorstoss ins sogenannte Cloud Computing aus. Europas grösster Softwarekonzern zahlt 3,4 Milliarden Dollar für das US-Unternehmen SuccessFactors, das auf Software zur Personal-Verwaltung spezialisiert ist. SAP gibt sich grosszügig: Das Angebot von 40 US-Dollar je Aktie bedeutet einen Aufschlag von 52 Prozent auf den Schlusskurs von Freitag. SuccessFactors machte in den ersten neun Monaten 2011 einen Verlust von knapp 31 Millionen Dollar bei 231,7 Millionen Dollar Umsatz.
Das Cloud Computing – bei dem Software und Daten direkt aus dem Internet bereitgestellt werden – ist ein zentraler IT-Trend. SAP-Rivale Oracle hatte im Oktober angekündigt, viele seiner Programm über das Netz verfügbar zu machen. Gleichzeitig kauften die Amerikaner für gut 1,4 Milliarden Dollar RightNow, einen Anbieter von Software zur Online-Kundenverwaltung. Oracle will SAP schon seit Jahren als weltgrössten Anbieter von Unternehmenssoftware überholen, hat das aber trotz vieler Milliarden-Übernahmen bislang nicht geschafft.
McDermott: «Wir werden ein Cloud-Powerhouse erschaffen»
«Wir werden dadurch ein Cloud-Powerhouse erschaffen», sagte SAP-Co-Chef Bill McDermott in einer Telefonkonferenz am Samstag zum Kauf von Success Factors. Das Cloud-Computing sei der Schlüssel für das weitere Wachstum seines Unternehmens. «Der neue Markt steckt noch in den Kinderschuhen», erklärte McDermott – die Erfolgschance seien enorm. Marktforscher rechnen mit einem rasanten Wachstum des Geschäfts. Nach einer früheren Schätzung von Gartner zum Beispiel könnte sich der Umsatz mit Cloud-Diensten bis zum Jahr 2015 auf mehr als 20 Milliarden Dollar verdoppeln.
Der Verwaltungsrat von SuccessFactors hat der Übernahme laut der Mitteilung bereits zugestimmt. Sie soll im ersten Quartal 2012 abgeschlossen sein. SAP will den Kauf aus Rücklagen sowie einem Darlehen über 1 Milliarde Dollar finanzieren. Allerdings müssen die Kartellbehörden noch zustimmen.
Successfactors 2010 in roten Zahlen
SuccessFactors arbeitet auf dem Wachstumsmarkt der sogenannten Cloud-Angebote, mit denen Software und Daten ortsunabhängig verfügbar gemacht werden. Die Amerikaner sind auf Software für den Personalbereich spezialisiert und haben rund 1.450 Mitarbeiter. 2010 setzten sie rund 206 Millionen Dollar um. Die Firma schrieb allerdings rote Zahlen (12,5 Mio Dollar). SAP verwies aber auf die hohen Wachstumsraten – allein in den ersten neun Monaten 2011 seien die Erlöse um 50 Prozent nach oben geklettert.
SAP hatte seine Kassen zuletzt wieder gut gefüllt, nachdem eine zunächst befürchtete Strafe von 1,3 Milliarden Dollar im Rechtsstreit mit dem amerikanischen Erzrivalen Oracle für Datendiebstahl durch die amerikanische SAP-Tochter TomorrowNow abgewendet werden konnte. (awp/mc/ps)