SAP startet mit Umsatzschub – Gewinn und Marge sinken
Walldorf – Hohe Managergehälter und Personalkosten haben bei Europas grösstem Softwarehersteller SAP im ersten Jahresviertel trotz eines Umsatzschubs auf den Gewinn gedrückt. Die Erlöse legten auch dank eines schwachen Vergleichsquartals im Vorjahr und Rückenwind von Wechselkursen um zwölf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro zu, wie das im Dax notierte Unternehmen am Dienstagmorgen mitteilte.
Das Wachstumsgeschäft mit Software aus dem Internet (Cloud) kletterte erneut um rund ein Drittel auf 906 Millionen Euro. Auch der Lizenzverkauf legte zweistellig um 13 Prozent zu nach dem schwachen Vorjahresquartal. Insgesamt schnitt SAP bei den Erlösen damit besser ab als am Markt erwartet. SAP-Chef Bill McDermott sprach von einer breiten Nachfrage der Kunden. Insbesondere die aktuelle Programmversion S4 Hana sorge für Auftrieb.
Unterm Strich Gewinnrückgang
Unterm Strich verdiente SAP mit 530 Millionen Euro aber sieben Prozent weniger. Grund seien vor allem aktienbasierte Vergütungen und die höhere Mitarbeiterzahl, sagte Finanzchef Luka Mucic. Im ersten Quartal habe das Vergütungsprogramm über Aktien mit 363 Millionen Euro zu Buche geschlagen, ein Jahr zuvor waren es lediglich 109 Millionen Euro gewesen.
SAP bietet das Programm jedem Mitarbeiter an, gut 65 Prozent hätten daran zuletzt teilgenommen, sagte Mucic. Ein steigender Aktienkurs hat zur Folge, dass der Konzern mehr für das Programm aufwenden muss. Seit Anfang 2016 hat die SAP-Aktie mehr als ein Viertel zugelegt. McDermott hatte für 2016 wegen am Aktienkurs orientierter langfristiger Vergütungsbestandteile mit knapp 14 Millionen Euro das höchste Gehalt in der Dax-Riege kassiert.
Operative Marge enttäuscht – Mucic: Ab 2018 wieder profitabler
Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte zu Jahresbeginn um 8 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Das war ein weniger kräftiger Anstieg als bei den Erlösen, die entsprechende Gewinnmarge sank von 23,4 Prozent unerwartet auf 22,7 Prozent. Am Markt hatten sich Analysten im Schnitt etwas mehr operatives Ergebnis versprochen. Vorbörslich lag die Aktie beim Broker Lang & Schwarz 1,2 Prozent im Minus, Händler sprachen von einer enttäuschenden Marge.
Luka Mucic zeigte sich aber erneut zuversichtlich, ab 2018 und darüber hinaus wieder profitabler zu werden. Die Investitionen in Cloud-Rechenzentren kosten nach wie vor viel Geld, die bei Lizenzsoftware üblichen hohen Einmalzahlungen fallen dagegen weg. Das schnellere Wachstum der Cloudsparte sorgt dadurch für Druck auf die Margen. 2017 soll bei der Profitabilität aber die Talsohle durchschritten werden.
Mitarbeiterzahl steigt deutlich
Die Mitarbeiterzahl weltweit legte im Schnitt des ersten Quartals um zehn Prozent auf 85 751 Beschäftigte zu. SAP verhandelt derzeit mit dem Betriebsrat über ein weiteres Vorruhestands- und Abfindungsprogramm für den Bereich Services. Mucic sagte, für das Jahr seien insgesamt Umbaukosten von 250 bis 300 Millionen Euro veranschlagt – diese resultierten zu einem grossen Teil aus dem geplanten neuen Programm.
Dabei geht es laut Betriebsrat eigentlich darum, die Mitarbeiter fit für neue Technologien zu machen, die SAP mehr und mehr einsetzt. Wer sich nicht weiterbilden will, kann eine Abfindung nehmen. Der Bereich hat zuletzt weltweit mehr als 14 600 Mitarbeiter, am Ende dürfte das Programm aber Schätzungen zufolge für weniger als 1000 Mitarbeiter greifen. (awp/mc/upd/ps)