SAP wächst dank Euroschwäche kräftig
SAP-CEO Bill McDermott. (Foto: SAP)
Walldorf – Bei Europas grösstem Softwarehersteller SAP hat zu Jahresbeginn selbst der schwache Euro die spürbar gestiegenen Kosten nicht wettmachen können. Den stark gestiegenen Umsatz konnte der Dax-Konzern nicht in mehr Gewinn ummünzen, sondern verdiente in den ersten drei Monaten spürbar weniger als vor einem Jahr, wie das Unternehmen am Dienstag in Walldorf mitteilte. Im Geschäft mit Mietsoftware über das Internet (Cloud) läuft es weiter rund, hier konnte SAP auch dank zweier Übernahmen zulegen.
Der Umsatz kletterte von Januar bis März um mehr als ein Fünftel auf 4,50 Milliarden Euro. Auch ohne den starken Euro hätte SAP mit Software und Wartung rund 12 Prozent mehr erwirtschaftet. Beim erklärten künftigen Standbein Cloud hat sich der bereinigte Umsatz auf 509 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Darin enthalten waren Beiträge aus den Zukäufen des US-Reisespezialisten Concur und des Personaldienstleisters Fieldglass von knapp 150 Millionen Euro. Am Markt kam die starke Umsatzwentwicklung gut an: Die Aktie stieg in den ersten Handelsminuten um rund zwei Prozent und gehörte damit zur Spitzengruppe im Dax.
Euroschwäche kommt gerade recht
Die Euroschwäche kommt den Walldorfern gerade recht: Die Kosten zogen nämlich ebenfalls kräftig an. Zwar bemühte sich der Konzern, die gestiegenen Umsätze in den Vordergrund zu rücken. «Wir sind eine Wachstumsfirma», sagte Konzernchef Bill McDermott in einer Telefonkonferenz. Und nach eigener Rechnung von Finanzchef Luka Mucic sah das im Tagesgeschäft auch gut aus: Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte um 15 Prozent zu auf 1,06 Milliarden Euro und traf damit die Schätzungen von Experten. Analysten haben diese Kennzahl besonders im Blick.
Doch die Sondereffekte fielen schwer ins Gewicht. Aufwendungen für Zukäufe sowie für das aktienbasierte Bonusprogramm schlugen mit rund 360 Millionen Euro zu Buche. Auch andere Kostenbestandteile zogen kräftig an, darunter Vertriebs- und Marketingkosten. Nach offiziellen Rechnungslegungsvorschriften stand beim Betriebsergebnis daher auch ein Rückgang von 12 Prozent auf 638 Millionen Euro. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn um mehr als ein Fünftel auf 413 Millionen Euro. Für Händler war dies eine klare Enttäuschung.
McDermott: Kosten verteilen sich im Jahresverlauf besser
McDermott verwies darauf, dass es sich um das üblicherweise schwache erste Quartal in der Softwarebranche handele. Die Kosten würden über das Jahr gesehen nicht mehr so stark ins Gewicht fallen, wenn der Umsatz weiter wachse. In der Softwarebranche werden viele Projekte erst zum Ende eines Jahres hin verwirklicht, wenn IT-Manager ihre noch offenen Budgets ausschöpfen.
Auch sonst sah sich das Management auf Kurs und bestätigte die Finanzziele für das Jahr. Bei der schnellen Datenbanktechnik Hana verdoppelte sich die Anzahl der Kunden fast. Im neu ausgewiesenen Segment mit Geschäftsnetzwerken, das die Zukäufe Concur, Fieldglass und Ariba umfasst, sei der Umsatz im Jahresvergleich auf mehr als das Dreifache gestiegen. «Es gibt hier noch viel Raum für Wachstum», sagte der verantwortliche Manager und Concur-Chef Steve Singh. Bislang liege in dem Geschäftsbereich die Marktdurchdringung noch bei weniger als 10 Prozent.
Wachstum in allen Regionen
Das Wachstum kam im ersten Quartal aus allen Regionen. In der lange problematischen Region Asien-Pazifik sei die Entwicklung positiv, sagte McDermott. Insbesondere Indien und Japan schnitten stark ab. Auch das zuletzt kriselnde Brasilien kehrte wieder zu einem prozentual zweistelligen Wachstum bei Softwareumsätzen zurück. (awp/mc/pg)