Zürich – Die Bedenken der Schweizerinnen und Schweizer, persönliche Daten ins Internet zu stellen, haben im Vergleich zu 2018 zugenommen. Gleichzeitig glauben mehr Schweizerinnen und Schweizer, der Datenschutz sei in der Schweiz gut geregelt. Das zeigt die Datenvertrauensstudie 2019 von comparis.ch.
Im Vergleich zur Datenvertrauensstudie 2018 des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch fühlen sich Schweizerinnen und Schweizer 2019 stärker von Internetunternehmen wie Google und Facebook bedroht. Der Indexwert stieg von 5,2 auf 5,6 (Skala von 1 = keine Bedrohung bis 10 = sehr starke Bedrohung). Auch staatliche Unternehmen werden signifikant stärker als Bedrohung wahrgenommen mit einem Anstieg des Indexwertes von 4,1 auf 4,5.
Deutlich gestiegene Bedenken gegenüber Datenpreisgabe
Durchs Band weg haben die Bedenken gegenüber der Datenpreisgabe im Internet zugenommen. Am stärksten gilt das für die Preisgabe der Kontonummer, die Veröffentlichung persönlicher Videos oder Fotos, die Offenlegung von Krankheiten sowie Statusmeldungen auf Social Media. Im Vergleich zum Vorjahr geben jeweils 5 Prozent der Befragten mehr an, grosse Bedenken zu haben, als im Vorjahr (Kontonummer: 37 Prozent, Videos / Foto: 34 Prozent, Krankheiten: 23 Prozent, Social Media: 20 Prozent).
Die Skepsis gegenüber der Bekanntgabe des aktuellen Aufenthaltsortes sowie gegenüber der Nennung des richtigen Geburtsdatums hat jeweils um 4,5 Prozent zugenommen (Aufenthaltsort: 30 Prozent, Geburtsdatum: 25 Prozent). Das Unbehagen bei Nennung von Grösse und Gewicht ist von 10 auf 13,5 Prozent angestiegen. «Die jüngsten Datenskandale grosser Internet-Firmen lassen Nutzer vermehrt zögern, persönliche Daten preiszugeben», analysiert Jean-Claude Frick, Digital-Experte von comparis.ch.
Vertrauen in Sicherheit von Online-Zahlungen hat abgenommen
Dieses Bild wird durch das abnehmende Vertrauen in Online-Zahlungen gestärkt. Auch hier schätzen die Befragten die meisten Bezahlmethoden weniger sicher ein als noch vor einem Jahr. Am meisten Federn lassen musste der Online-Service Paypal. Der Wert auf der Vertrauensskala sank um 0,6 auf 6,3 Punkte. Das Vertrauen in Rechnungen, Nachnahme und Postcard / V-Pay reduzierte sich um je 0,5 Punkte (Rechnungen: 8, Nachnahme: 7,4, Postcard / V-Pay: 6,7).
«Betrügereien beim Online-Shopping, wo z.B. Waren im Namen anderer Personen gekauft und dann die Pakete geklaut werden, wecken Zweifel an der Sicherheit der Bezahlmethoden im Internet und lassen die Nutzer beim Einkauf im Netz vorsichtiger agieren», meint Frick.
Grössere Vorsicht bei Passwörtern
Die zunehmende Skepsis gegenüber der Zahlungsunsicherheit schärft das Bewusstsein rund um die Passwortpflege. Bereits 35,1 Prozent verwenden ein eigenes Passwort für jeden Dienst (2018: 31,3 Prozent). Regelmässig wechseln zudem bereits 29 Prozent ihre Passwörter. 2018 waren es nur 25,2 Prozent gewesen.
Grössere Zuversicht gegenüber sicherem Datenschutz in der Schweiz
Demgegenüber glauben mehr Schweizerinnen und Schweizer als 2018, der Datenschutz in der Schweiz sei gut geregelt. Der Anteil der Personen, die ihn für gut bis sehr gut geregelt bezeichnen, stieg von 62,6 auf 65,5 Prozent. Dazu Digital-Experte Jean-Claude Frick: «Die Einführung der europäischen Datenschutzgrundverordnung DSGVO hat das Thema Datenschutz bekannter gemacht. Die vorgeschriebenen Anpassungen wurden von Webseiten-Betreibern zum Teil auch in der Schweiz bereits umgesetzt und erhöhten das Vertrauen der Nutzer».
Das grössere Vertrauen in den Datenschutz hat allerdings zu einem sorgloseren Umgang mit Updates und Privacy-Einstellungen geführt. So sank der Anteil der Befragten, die regelmässig Programme und Apps updaten von 63,2 auf 56 Prozent. Nicht einmal die Hälfte der Umfrageteilnehmenden achtet bewusst auf die Privacy-Einstellungen auf Social Media (45,2 vs. 51,9 Prozent 2018).
«Verbesserter Datenschutz führt nicht dazu, dass Hackerangriffe und Datendiebstähle abnehmen. Der beste Schutz gegen Datenverluste bieten aktuelle Software und sichere Passwörter, welche jeweils nur für einen Dienst genutzt werden. Privatsphären-Einstellungen müssen periodisch überprüft und angepasst werden– nach dem Motto «je restriktiver, desto besser», warnt Jean-Claude Frick. (comparis.ch/mc/ps)
Methodik
Die Befragung wurde im Januar 2019 durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von comparis.ch bei 1’028 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt und ist repräsentativ für Schweizer Internet-Nutzer. Die Befragung wird seit 2013 regelmässig mit standardisierten Fragen durchgeführt. Ziel ist es, die Einstellungen und das Nutzungsverhalten der Schweizer Bevölkerung zum Thema Datensicherheit und Datenschutz repräsentativ zu messen und Veränderungen sichtbar zu machen.