San Jose – Der US-Mediensoftwarekonzern Adobe hat mit einem aufgepeppten Ausblick Sorgen um seine KI-Chancen gedämpft. Investoren zweifelten zuletzt, ob der für seine Photoshop-Software bekannte Konzern sich genügend gegen aufkommende neue Konkurrenz von KI-Tools zur Medienerzeugung und -bearbeitung zur Wehr setzen kann. So haben die Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz mehr Start-ups hervorgebracht, die Bildinhalte generieren können. Adobe hat daraufhin eigene Versionen seiner Software mit KI-Funktionen bestückt und die Preise angehoben.
Ausgehend von einem guten zweiten Quartal erwartet Konzernchef Shantanu Narayen den um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie in diesem Geschäftsjahr (Ende November) nun zwischen 18 und 18,20 US-Dollar statt zwischen 17,60 und 18 Dollar, wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Auch beim Umsatz werden die Kalifornier aus San Jose am unteren Ende der bisherigen Spanne etwas zuversichtlicher. Die in diesem Jahr schwach gelaufene Aktie sprang am Freitag im vorbörslichen US-Handel um 15 Prozent nach oben.
Vergangenes Jahr legte die Aktie noch deutlich zu, aber 2024 sieht es bisher schlecht aus. Mit einem Kursverlust von fast einem Viertel seit Jahresbeginn bis zum Schluss des Haupthandels am Donnerstag konnte Adobe mit manch anderem Technologieunternehmen nicht mithalten, das vom Hype um Künstliche Intelligenz (KI) profitierte. Vom Rekordhoch bei fast 700 Dollar aus dem November 2021 ist die Aktie mit zuletzt knapp 459 Dollar ein gutes Stück entfernt.
Aus Sicht von Jefferies-Analyst Brent Thill hat Adobe nach dem enttäuschenden Quartal zuvor an Glaubwürdigkeit zurückgewonnen. Die Cloud-Software nehme Fahrt auf und KI-Funktionen dürften die Geschäfte im zweiten Geschäftshalbjahr weiter anschieben. Die Angst, dass Adobe den KI-Hype verschlafe, erscheine mittlerweile unberechtigt.
Im zweiten Quartal übertraf Adobe die Erlöserwartungen von Experten mit einem Plus von 10 Prozent auf einen Rekordwert von 5,3 Milliarden Dollar (4,9 Mrd Euro) leicht. Für das Wachstum sorgte vor allem Adobes Cloud-Software rund um die Bearbeitung von Bildern, Videos und Dokumenten sowie Online-Marketing. Unter dem Strich stieg der Gewinn um über ein Fünftel auf 1,57 Milliarden Dollar. (awp/mc/ps)