Spitch zu FaceApp: Stimmerkennung ist sicherer als Gesichtserkennung
Frankfurt – FaceApp ist derzeit die beliebteste App der Welt – doch die Weitergabe des eigenen Bildes ist nicht ungefährlich, warnt der Schweizer Sprachsystemanbieter Spitch AG. Der Grund: Wer ein Selfie bei FaceApp hochlädt, um es mit Künstlicher Intelligenz zu verfremden, macht damit sein biometrisches Porträtfoto für die Anbieterfirma Wireless Lab verfügbar.
„Abermillionen von Verbrauchern sind sich offenbar nicht darüber im Klaren, dass ein biometrisches Foto des eigenen Gesichts äusserst sensibel ist“, warnt Bernd Martin von Spitch Deutschland, vor dem leichtfertigen Umgang damit. Er betont: „Die Authentifizierung anhand der persönlichen Stimme, wie sie immer häufiger eingesetzt wird, ist deutlich sicherer als die Gesichtserkennung.“ Er ermahnt: „Biometrische Porträts dienen dazu, Personen anhand ihres Gesichts zu identifizieren und werden in Ausweisen als ultimativer Beweis für die Identität einer Person verwendet. Der Missbrauch eines Bildes etwa für Fake News, eine fehlerhafte Gesichtserkennung durch Kameras im öffentlichen Raum oder ein biometrisch perfekter aber falscher Ausweis kann für den Betroffenen schwerwiegende Folgen haben.“
Biometrische Sprachdaten werden nicht auf Smartphones gespeichert
Das „Fatale“ (Bernd Martin) bei Selfies ist, dass sie nicht nur auf einem Server verarbeitet, sondern auch auf Millionen von Smartphones gespeichert sind, und daher viel leichter entwendet und missbraucht werden können. Sprachsysteme, die eine Person anhand ihrer Stimme identifizieren, sind nach Darstellung von Bernd Martin deutlich sicherer, weil die biometrischen Sprachdaten stets nur auf Servern, aber nicht auf den Smartphones gespeichert werden. „Jede Sprachauthentifizierung erfolgt direkt und ausschliesslich auf dem Server, während bei einer Gesichtsidentifizierung zunächst ein Foto auf dem Smartphone gespeichert und erst anschliessend hochgeladen wird. Bei Sprache ist die biometrische Identifizierung mit dem Löschen des Stimmprofils auf dem Server beendet, während beim Gesicht beliebig viele Kopien auf Smartphones zurückbleiben können.“
Bernd Martin resümiert: „Wir alle müssen uns an die biometrische Vermessung unseres Körpers erst gewöhnen. Dabei werden häufig die Unterschiede zu wenig beachtet. Wer ein biometrisches Foto von sich verbreitet, stellt dieses damit sozusagen ewig zur Verfügung. Anders bei Sprache: Die Stimmerkennung erfolgt exakt zum Zeitpunkt der Aussprache und ist unmittelbar danach beendet.“ (Spitch/mc)