Sport-TV-Rechte: Sieg und Niederlage für Swisscom

Fussball

Zürich – Die Swisscom hat bei der Neuausschreibung für die TV-Übertragungsrechte für die obersten Schweizer Fussball- und Eishockeyligen offenbar einen Sieg und eine Niederlage erlitten. Die Rechte für den Fussball hat sie gewonnen, jene für Eishockey verloren, wie CEO Urs Schaeppi in einem Zeitungsinterview sagte. Hinter den Kulissen wird noch verhandelt.

Offiziell ist nur bekannt, dass die Swiss Football League (SFL) und die Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) neue TV-Partner gefunden haben. Bei den Ausschreibungen für die Übertragungsrechte für den Zeitraum ab den Saisons 2017/18 seien die Würfel gefallen, teilten beide Verbände kürzlich mit. Bei dieser Information blieb es: Namen und Details würden erst genannt, wenn die Verträge unterschrieben seien. Eine Zeitangabe wurde nicht gemacht.

Kabelnetzbetreiber als Herausforderer
Nun wagt sich mit Swisscom-CEO Schaeppi ein Bieter für die Rechte aus der Deckung. Gegenüber der «Finanz und Wirtschaft» (Ausgabe 29.6.) erklärte er, dass sein Unternehmen im Poker um die Fussballrechte für die Super League und die Challenge League obsiegt habe. Die Rechte für Live-Eishockey seien hingegen verloren gegangen. Diese waren bislang ebenfalls im Besitz des Telekomkonzerns. Als aussichtsreichster Bieter neben Swisscom galt im Vorfeld ein Konsortium von UPC und weiteren Kabelnetzbetreibern. UPC wollte sich auf Anfrage nicht zum Ausgang des Prozesses äussern.

Die Lizenzvertragsverhandlungen dauerten aber noch an, «deshalb können wir heute keine weiteren Angaben zum Inhalt machen», sagte Schaeppi gegenüber der FuW weiter. Es sei Stillschweigen vereinbart worden. «Wir werden mit dem künftigen Rechteinhaber schauen, dass wir unseren Kunden ein gutes Sportangebt auch im Eishockey bieten können», betonte er zugleich. Bei diesen Verhandlungen dürfte es unter anderem um Zweitverwertungsrechte gehen. Laut der Nachrichtenagentur sda geht es ausserdem darum, welche Live-Rechte zu welchem Preis dem Schweizer Fernsehen überlassen werden.

Deutlich höhere Summen
Gemäss dem Online-Portal Watson bezahlt die Swisscom für den Fussballvertrag 35 Mio CHF jährlich. Laut si waren es bislang nur 24 Mio CHF pro Jahr. Das UPC-Konsortium bezahlt für die Eishockeyrechte laut Watson «ziemlich genau 30 Mio CHF pro Jahr» statt der bisherigen 12 Mio CHF.

Swisscom-CEO Schaeppi gab sich im Vorfeld der Ausschreibung gelassen: Der Erfolg von Swisscom im TV-Geschäft hänge nicht allein vom Schweizer Live-Sport-Angebot ab. «Es wäre keine Katastrophe, sollten wir die Übertragungsrechte nicht mehr bekommen», sagte er damals. Das TV-Angebot der Swisscom sei auch abgesehen davon sehr gut – gerade auch in Sachen internationaler Sport. Diese Aussage wurde damals von Analysten zum Teil als Understatement bezeichnet: Die Verträge seien für Swisscom essentiell.

Weko: Swisscom missbraucht marktbeherrschende Stellung
Wegen der Sportrechte gab es in den letzten Jahren ein juristisches Hickhack. Die Wettbewerbskommission Weko verurteilte Ende Mai – also mitten im Ausschreibungsprozess – Swisscom zu einer Busse von 71,8 Mio CHF. Das Unternehmen habe seine marktbeherrschende Stellung im Bereich der Live-Sportübertragung im Pay-TV missbraucht, begründete die Weko ihren Entscheid. Die Swisscom wies die Vorwürfe von sich und kündigte den Weiterzug des Urteils an das Bundesverwaltungsgericht an. Rückstellungen seien für den Rechtstreit keine gebildet worden, hiess es ausserdem.

Exit mobile version