Sunrise wird von Liberty getrennt und kehrt an Börse zurück
Zürich – Sunrise wird vier Jahre nach der Übernahme durch Liberty Global wieder eigenständig. Die Amerikaner wollen den zweitgrössten Schweizer Telekomanbieter abspalten und an die Schweizer Börse SIX zurückbringen.
Die Kotierung von Sunrise am Schweizer Aktienmarkt sei für das zweite Halbjahr geplant, kündigte Liberty Global am Freitagnachmittag in einem Communiqué an. Dabei handle es sich aber nicht um einen klassischen Börsengang mit einer Kapitalaufnahme, sondern um eine Abspaltung.
Die neuen Sunrise-Aktien werden den Liberty-Global-Aktionären zugeteilt. Dann können sie selber entscheiden, ob sie am Schweizer Telekomanbieter beteiligt bleiben wollen oder nicht. Die Kotierung von Sunrise an der Schweizer Börse SIX erfolge in zwei Aktienkategorien.
Mit dem Börsengang wird Sunrise unternehmerisch wieder in die Freiheit entlassen. Das Schweizer Unternehmen werde operativ vollständig vom US-Kabelnetzgiganten getrennt, hiess es weiter. Um die Verschuldung von Sunrise zu senken, wolle Liberty 1,5 Milliarden Franken investieren.
Das operative Geschäft von Sunrise sei von der Abspaltung nicht betroffen, erklärte Liberty: «Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und andere Anspruchsgruppen können sich auf Kontinuität verlassen.»
Milliardenschwere Übernahme
Liberty Global hatte Sunrise Ende 2020 in einer 6,8 Milliarden Franken schweren Übernahme erworben und in der Folge mit der eigenen Kabelnetzbetreiberin UPC zusammengelegt. Damit wurde ein potenterer Herausforderer für den Platzhirsch Swisscom geschaffen, der mehr Kunden und Marktanteil erreichte.
Ein Ziel der Fusion war es auch, die jeweiligen Schwachstellen zu beseitigen. So erhielt Sunrise ein eigenes Festnetz, während UPC ein Handynetz bekam. Nach der Fusion der beiden Firmen wurde Sunrise von Liberty im Frühling 2021 von der Schweizer Börse genommen.
Mehrere Beziehungsversuche gescheitert
Auf dem Weg zur mächtigeren Nummer zwei hinter der Swisscom gab es allerdings viele Kehrtwenden: Im Herbst 2019 wollte Sunrise die Liberty-Tochter UPC kaufen. Die Übernahme scheiterte allerdings am Widerstand der Sunrise-Aktionäre unter der Führung des damaligen Grossaktionärs Freenet. Danach wollte Liberty den Schweizer Mobilfunker Salt kaufen, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt war.
Nach beiden gescheiterten Annäherungsversuchen spannten in der Folge Salt und Sunrise zusammen, um ein eigenes Festnetz zu bekommen, damit sie nicht länger die Leitungen von Swisscom oder den Stromversorgern mieten müssen. Beide gründeten Mitte Mai das Gemeinschaftsunternehmen Swiss Open Fiber, um 1,5 Millionen neue Glasfaserleitungen in die Haushalte (FTTH) zu legen. Insgesamt sollten 3 Milliarden Franken in den Ausbau investiert werden.
Dieses Projekt wurde dann auch aufgegeben, als Liberty die Übernahme von Sunrise ankündigte.
Volles Potential ausschöpfen
Mit der Entlassung in die Eigenständigkeit könnten die Aktionäre vom vollen Potential von Sunrise profitieren, schrieb Liberty am (heutigen) Freitag. So ist die Nummer zwei der Schweiz nach einem Tempoverlust im Schlussquartal 2023 wieder auf dem Wachstumspfad zurückgekehrt.
Insgesamt hat Sunrise im Jahr 2023 den Umsatz bei 3,035 Milliarden Franken stabil gehalten (-0,2%). Operativ – gemessen am segmentsbereinigten Betriebsgewinn (EBITDA) – verdiente Sunrise damit 1,031 Milliarden Franken, was 2,0 Prozent weniger sind als im Vorjahr. Das Minus konnte dank dem guten Schlussguartal vermindert werden.
«Wir freuen uns, dass wir wieder in der Schweiz börsenkotiert sein werden», erklärte Sunrise-Chef André Krause. Damit ermögliche man Schweizer Investoren, sich an der gestärkten Marktposition als Herausforderin im hiesigen Telekommarkt zu beteiligen.»
Nach der erfolgreichen Integration und den Synergien bei der Zusammenführung mit UPC, habe Sunrise ein sehr gutes Free-Cashflow-Profil und wolle eine attraktive Aktionärsrendite anbieten. Weitere Einzelheiten sollen an einem Kapitalmarkttag später in diesem Jahr bekannt geben werden, sagte Krause.
Für das laufende Jahr rechnet Sunrise mit einem etwas höheren Ergebnis: Bei einem weitgehend stabilen Umsatz werde beim segmentsbereinigten EBITDA ein stabiles bis niedriges Wachstum erwartet, schrieb Sunrise weiter. (awp/mc/pg)