Freenet neue Hauptaktionärin von Sunrise

Freenet neue Hauptaktionärin von Sunrise
Christoph Vilanek, CEO Freenet und VR-Mitglied Sunrise. (Foto: Freenet)

Freenet-Konzernchef Christoph Vilanek nimmt im Sunrise-VR Einsitz. (Foto: Freenet)

Zürich – Die neue Hauptaktionärin von Sunrise ist in der Schweiz keine Unbekannte. Freenet ist auch Besitzerin der früheren Swisscom-Tochter Debitel. Zudem war ein früherer Sunrise-Chef bereits an Bord bei Deutschlands grösstem unabhängigen Mobilfunkanbieter – allerdings nicht für lange.

Die deutsche Freenet kauft knapp ein Viertel von Sunrise. Die Aktionäre freut das: Sie greifen am Freitag nach Sunrise-Aktien. An der Börse zogen die Aktien von Sunrise am Freitag um 6,1% an. «Der Verkauf ist positiv, da damit die Unsicherheit, was mit den Aktien von CVC geschehen könnte, beseitigt ist», sagte ein Händler. Dass die britische CVC die Aktien verkaufen wird, war zu erwarten. Bei der Vorlage der Geschäftszahlen in der vergangenen Woche zog CVC seine Verwaltungsratsmitglieder ab – ein deutliches Zeichen.

Für Freenet ist Sunrise offenbar nur als Beteiligung interessant. Eine Aufstockung der Anteile ist nicht geplant. Auch Händler gehen von einem rein finanziellen Interesse aus. Der Konzern könnte darauf abzielen, von einer möglichen Konsolidierung des Schweizer Telekomsektors zu profitieren, hiess es. Freenet hat in den letzten Jahren diverse Unternehmen zugekauft. Kürzlich hatte der Konzern den 300 Mio EUR schweren Kauf des Rundfunkbetreibers Media Broadcast angekündigt. 2008 übernahm der Konzern den damals grössten Konkurrenten Debitel und fusionierte ihn mit Mobilcom. Freenet und Debitel wurden damit zusammen zum drittgrössten Mobilfunkanbieter. Die Angebote laufen heute über die Marke Mobilcom-Debitel.

Teure Swisscom-Exkursion
Debitel war von 1999 bis 2004 im Besitz der Swisscom. Bis 2000 führte der spätere Swisscom-Chef Carsten Schloter die Geschicke. Swisscom verkaufte ihre Anteile dann an den Investor Permira, welcher die Anteile später an Freenet verkaufte. Für Swisscom war der Verkauf schmerzlich teuer: Sie musste sich drei Viertel des einstigen Kaufpreises ans Bein streichen.

Debitel-Chef war beim Verkauf an Freenet 2008 Oliver Steil, der das Unternehmen kurz nach dem Verkauf abrupt verliess. Im gegenseitigen Einvernehmen, wie es in einer dürren Mitteilung hiess. In Medienberichten war aber von einem heftigen Streit mit dem neuen Besitzer die Rede.

Steil feierte zwei Jahre später ein Comeback in der Branche. Er wurde 2010 Chef von Sunrise, nach einer Rückkehr zum ehemaligen Arbeitgeber McKinsey und einer Familienpause. 2013 löste ihn Libor Voncina ab, der Sunrise nun im Mai verlassen wird. Zu den Gründen machte Sunrise keine Angaben. Nachfolger wird Olaf Swantee. Der Holländer mit Schweizer Pass wurde vor rund einer Woche als Chef angekündigt, der mit Sunrise nach dem Börsengang den nächsten Schritt machen solle.

Zudem soll der ehemalige UBS-Präsident Peter Kurer neuer Verwaltungsratspräsident bei Sunrise werden. Er folgt auf den CVC-Partner Lorne Somerville, der nach dem unerwarteten Tod von Dominik Koechlin im vergangenen Sommer Interimspräsident wurde.

Mitreden im Verwaltungsrat
Freenet will seinen Konzernchef Christoph Vilanek sowie Finanzchef Joachim Preisig in den Sunrise-Verwaltungsrat entsenden, wie aus einer Mitteilung vom späten Donnerstagabend hervorgeht.

Freenet bezahlt 782 Mio Franken
Freenet lässt sich den Einstieg bei Sunrise rund 782 Mio CHF kosten. Laut einer eigenen Mitteilung übernimmt Freenet rund 10,72 Mio Sunrise-Aktien zu einem Preis von 72,95 CHF pro Stück. Die Sunrise-Aktie ging am Donnerstag an der Schweizer Börse SIX mit einem Schlusskurs von 65,05 CHF aus dem Handel. Freenet sicherte sich zudem eine Option auf weitere 0,73% der Aktien.

Mit dem Vollzug der Transaktion werde «kurzfristig gerechnet», hiess es weiter. Die Übernahme der CVC-Anteile bezeichnet Freenet als «tolle Opportunität». Finanziert wird der Kauf nach Freenet-Angaben über einen Bankkredit.

CVC war 2010 nach der gescheiterten Fusion mit dem Rivalen Orange bei Sunrise eingestiegen und brachte das Unternehmen im Februar vor einem Jahr an die Börse. Im September 2010 hatte CVC Sunrise von der dänischen TDC-Gruppe gekauft und damals 3,3 Mrd CHF bezahlt. (awp/mc/pg)

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