Zürich – Der Telekomanbieter Sunrise hat im zweiten Quartal 2017 zwar erneut weniger Umsatz erzielt, sich aber bei den Gewinnzahlen gesteigert. Das Management sieht die Gesellschaft an einem Wendepunkt und hat nun das Ziel für den operativen Gewinn im Gesamtjahr angehoben. Die Börse spendet Beifall.
Sunrise-CEO Olaf Swantee frohlockt: Die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal sei ein Beleg dafür, dass die eingeschlagene Qualitätsstrategie funktioniere. Er sprach von einem eigentlichen Wendepunkt. In den Zahlen zeigt sich dies allerdings erst auf den zweiten Blick. So nahm der Umsatz zwischen April und Juni um 3,9% auf 453 Mio CHF ab. Die Hauptgründe dafür waren allerdings das volatile Hubbinggeschäft (int. Handel mit Telefonminuten) sowie die neuen Mobilterminierungsgebühren, auf die sich die Schweizer Mobilfunkanbieter im letzten Herbst geeinigt hatten.
Im eigentlichen Kern-Telekomgechäft konnte der Umsatz (+0,2%) hingegen gehalten werden. Erstmals seit langem legte das Mobilfunkgeschäft insgesamt leicht zu, und das Wachstum im Internet- und TV-Segment vermochte die Einbussen bei der Festnetztelefonie mehr als auszugleichen.
Besser als Swisscom und UPC
«Wir haben viel besser performt als der Markt», kommentierte CEO Swantee die Entwicklung am Donnerstag. Tatsächlich gewann Sunrise im zweiten Quartal netto 26’000 Mobilfunk-Abokunden und je 12’000 Internet- und TV-Kunden. Zum Vergleich: Die Swisscom gewann in der Schweiz im gleichen Zeitraum netto nur 9’000 Mobilfunk-Abokunden sowie 1’000 beim Internet und 9’000 im TV-Segment. Auch UPC konnte mit Sunrise nicht mithalten.
Dies sei unter anderem dank «dezidierter Promotionen» gelungen, hiess es. Ein weiterer Treiber sei das neue Angebot SunriseOne gewesen, das Internet, TV, Festnetz und Mobilfunk kombiniert. Auf Kurs war laut dem Management auch der Geschäftskundenbereich.
Höherer Bruttogewinn
Positiv war die Entwicklung der Profitabilität. Der Bruttogewinn nahm im zweiten Quartal um 1,0% zu, nachdem er sich in den vergangenen Quartalen im Vorjahresvergleich stets verringert hatte. Und genau das ist laut dem Management der eigentliche Wendepunkt. Denn das Kundenwachstum beginne sich bei dieser Kennzahl positiv auszuwirken.
Das operative Ergebnis (adj. EBITDA) nahm in der Folge um 1,7% auf 153 Mio CHF zu. In früheren Quartalen hatten Verbesserungen bei dieser Ziffer ausschliesslich aus Kosteneinsparungen resultiert, nun eben aus dem höheren Bruttogewinn. «Diese Trendwende erfolgte früher als erwartet», kommentierte CFO André Krause. Unter dem Strich steht ein beinahe verdreifachter Reingewinn von 27 Mio CHF (VJ 10 Mio). Für das gesamte erste Halbjahr weist das Unternehmen einen 3,6% tieferen Umsatz (884 Mio), einen 1,9% höheren EBITDA (295 Mio) sowie einen mehr als verdoppelten Reingewinn (40 Mio) aus.
Aktie auf Jahreshoch
Im Ausblick für das laufende Jahr erhöht das Management die Prognose für den EBITDA (bereinigt) auf 592-602 Mio CHF (bisher: 577-592 Mio). Diese Erhöhung stütze sich ebenfalls auf den Wendepunkt und die «starken Trends» im bisherigen Jahresverlauf. Zu einem kleinen Teil habe sich ein Effekt aus dem Verkauf der Antennenstandorte positiv ausgewirkt.
Abgesehen davon bestätigt das Unternehmen die Umsatz-Prognose (1,82-1,86 Mrd CHF) und die Investitionspläne in der Höhe von 255-295 Mio CHF. Die Aktionäre sollen zudem weiterhin in den Genuss einer Dividende in Höhe von 3,90-4,10 CHF pro Papier kommen, wenn diese Ziele erreicht werden.
Analysten zeigten sich positiv überrascht. Das Kundenwachstum bleibe stark und die durchschnittlichen Umsätze pro Kunde hätten sich besser entwickelt als erwartet, meinte zum Beispiel der Experte von Berenberg und erhöhte sein Rating auf ‹Buy› von ‹Hold›. An der Börse markierten die Sunrise-Papiere in der Folge bei 84,65 CHF ein neues Jahreshoch. Zu Börsenschluss notieren sie 7,3% im Plus bei 84,40 CHF. (awp/mc/upd/pg)