Zürich – Im zunehmend härter umkämpften Schweizer Telekommarkt hat sich Sunrise im ersten Halbjahr deutlich besser geschlagen als die Konkurrenz. Die Nummer zwei der Branche hat als einziger grosser Anbieter Umsatz und Reingewinn gesteigert, während Platzhirsch Swisscom und die Kabelnetzbetreiberin UPC Federn lassen mussten. Die Aktie reagierte mit einem Kurssprung.
Der Gesamtumsatz von Sunrise kletterte in den ersten sechs Monaten um 4,1 Prozent auf 921 Millionen Franken. Damit ist nach mehreren Jahren Talfahrt die Wende gelungen. Sunrise habe einen ausserordentlich guten Start im ersten Halbjahr hingelegt und Marktanteile gewonnen, sagte Konzernchef Olaf Swantee im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Mehr Neukunden als Swisscom
Im Hauptgeschäft Mobilfunk, das zwei Drittel der Einnahmen bringt, konnte Sunrise den Umsatz um gut 6 Prozent verbessern. Der Zustrom der Kunden hat angehalten. Von Januar bis Ende Juni konnte Sunrise 61’000 neue Handyabokunden gewinnen. Das ist deutlich mehr als Branchenprimus Swisscom, der lediglich 7’000 zusätzliche Handyabonnenten anlockte.
Viele Prepaidkunden seien auf ein Handyabo umgestiegen, sagte Swantee. Auch das Bündelabo One sei ein Wachstumstreiber gewesen.
Aber nicht nur bei den Privatkunden, sondern auch bei den Firmenkunden haben man zulegen können. So habe Sunrise den Berner Verkehrsbetrieb Bernmobil, die Schnellrestaurantkette McDonald’s und die Krankenkasse Sympany als Kunden ergattert.
Salt-Offensive nicht spürbar
Auch im TV- und Internetgeschäft ging es weiter kräftig aufwärts. Beim Internet konnte Sunrise von Januar bis Juni 20’000 neue Kunden anlocken, beim TV-Angebot waren es 16’000. Damit habe die Zahl der TV-Abonnenten innert eines Jahres um gut 22 Prozent zugenommen, schrieb Sunrise. Mittlerweile schauen 229’000 Haushalte mit Sunrise fern.
In der gleichen Zeit stieg bei der Swisscom die Zahl der TV-Abonnenten erstmals auf über 1,5 Millionen. Das sind 34’000 Kunden mehr als Anfang Jahr. UPC verlor dagegen 66’000 TV-Kunden und hat noch 1,135 Millionen Haushalte im Fernsehgeschäft.
Zudem schlägt die Salt-Offensive im Festnetz mit Kampfpreisen bei Sunrise bislang nicht durch: «Wir spüren Salt nicht», sagte Swantee. Der Preis spiele zwar eine Rolle.
Aber die Wechselbereitschaft der Kunden werde stark von der Qualität der Dienstleistungen, der Installation, der Technik und der Komplexität beeinflusst. «Wir haben uns da auf Verbesserungen konzentriert», sagte Swantee. Zudem habe Sunrise mit Aktionen neue Kunden für das Glasfaserangebot gewonnen.
Mehr Reingewinn
Der operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) ging indes um 2,2 Prozent auf 284 Millionen Franken zurück. Hier schlägt der Verkauf von über 2’200 Handymasten vor einem Jahr zu Buche, für deren Benutzung Sunrise nun bezahlen muss. Dies trieb die Kosten um 18 Millionen Franken nach oben. Ohne diesen Effekt wäre der Betriebsgewinn gestiegen,
Unter dem Strich fuhr Sunrise einen Reingewinn von 41 Millionen Franken ein. Das sind 2,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Zum Vergleich: Die Swisscom hat im Schweizer Geschäft Federn lassen müssen. Der Umsatz des Platzhirschs schrumpfte hierzulande um 1,9 Prozent. Grund dafür sei der anhaltende Rückgang in der Festnetztelefonie und der Preisdruck. Der EBITDA im Schweizer Kerngeschäft sank auf vergleichbarer Basis um 2,8 Prozent.
Auch bei der Kabelnetzbetreiberin UPC gingen Umsatz und operatives Ergebnis zurück. Der Konkurrenzkampf hat in den letzten Monaten deutlich an Schärfe gewonnen. Zudem schlagen die Kosten für den neuen Sportsender MySports durch. Von Salt liegen noch keine Halbjahreszahlen vor.
Freudensprung des Aktienkurses
Mit den Zahlen hat Sunrise auch die optimistischsten Erwartungen der Finanzgemeinde deutlich übertroffen. Analysten hatten mit weniger Umsatz und Gewinn gerechnet und beurteilten die Ergebnisse als stark.
Die Investoren spendeten Applaus: An der Schweizer Börse schoss die Aktie um gut 7 Prozent auf 93,15 Franken nach oben. Damit nimmt der Kurs wieder Anlauf auf das Allzeithoch von 97,40 Franken.
Angesichts der starken Halbjahreszahlen hängt Sunrise die Jahresziele höher: Neu soll ein bereinigter EBITDA von 595 bis 605 Millionen Franken erreicht werden. Bisher hatte Sunrise 580 bis 595 Millionen Franken angepeilt. Bei Eintreffen der Prognose für 2018 will Sunrise eine Dividende von 4,15 bis 4,25 Fr. pro Aktie zahlen. Dies wären mehr als im Vorjahr (4,00 Franken). (awp/mc/ps)