Sunrise plant deutlich kleinere Kapitalerhöhung für UPC-Übernahme
Zürich – Der Telekomkonzern Sunrise will seine Aktionäre mit einem neuen Finanzierungsvorschlag von der Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC überzeugen. Im Zentrum steht dabei die angekündigte Kapitalerhöhung über ursprünglich 4,1 Milliarden Franken: Diese Summe wolle Sunrise nun deutlich reduzieren, sagten vier mit den Plänen vertraute Personen.
In den vergangenen Wochen habe das Unternehmen dafür verschiedene Möglichkeiten mit Investoren diskutiert. Die bevorzugte Variante sieht eine Reduktion der Kapitalerhöhung auf rund drei Milliarden Franken oder noch weniger vor. Die finalen Details dürften in den kommenden Tagen beschlossen werden. Sunrise wolle diese mit der Einladung zur Generalversammlung publik machen, die für Anfang kommender Woche erwartet wird.
Mit der Übernahme von UPC vom US-Kabelriesen Liberty Global will Sunrise Marktanteile gewinnen und damit dem Marktführer Swisscom zu Leibe rücken.
Ob es mit einer deutlich geringeren Kapitalerhöhung gelingt, die kritischen Sunrise-Aktionäre von der Transaktion zu überzeugen, ist offen. Das dürfte spätestens am 23. Oktober feststehen, wenn die Aktionäre auf einer Generalversammlung darüber abstimmen.
Höhe der Kapitalspritze ist Dorn im Auge
Die Kapitalspritze war bislang vielen ein Dorn im Auge – auch weil der zunächst angekündigte Umfang von 4,1 Milliarden Franken den Börsenwert von Sunrise deutlich übersteigt. Die Eigentümer müssen also viel Geld in die Hand nehmen, um ihren bestehenden Anteil aufrechtzuerhalten – oder ihr Aktienpaket wird verwässert. Nach der Sommerpause hatte Sunrise bereits angekündigt, eine geringere Kapitalerhöhung ins Auge zu fassen.
Eine Firmensprecherin erklärte, Sunrise wolle die Einladung zu dem Aktionärstreffen demnächst veröffentlichen und dabei auch den neuesten Stand zur Transaktion bekanntgeben. Das Sunrise-Management habe mit vielen Aktionären gesprochen und dabei positive Rückmeldungen erhalten. «Die Mehrzahl der Aktionäre steht hinter der Transaktion», erklärte die Sprecherin. Sunrise benötigt eine einfache Mehrheit der Eigentümer für die Kapitalerhöhung.
Grösster Aktionär gegen Deal
Doch auch die Gegner sind sich ihrer Sache sicher. Angeführt werden sie vom deutschen Grossaktionär Freenet, der rund ein Viertel der Anteile hält und angekündigt hatte, seine Zustimmung zu verweigern. Auch andere Aktionäre hatten sich kritisch geäussert.
Daraufhin hatte Sunrise im vergangenen Monat zahlreiche Investoren getroffen, um Lösungsmöglichkeiten auszuloten. Parallel dazu hat Kreisen zufolge jedoch auch Freenet Sunrise-Investoren getroffen, um sie zu überzeugen.
Im Ringen um jede Stimme könnte nun die Einschätzung grosser Stimmrechtsberater von Bedeutung sein. Viele institutionelle Investoren aus dem Ausland befolgen den Rat dieser Experten.
Freenet will noch nicht aussteigen
Freenet will seine Sunrise-Aktien nicht kurzfristig verkaufen. «Wir tragen uns überhaupt nicht mit dem Gedanken, da rauszugehen», sagte Freenet-Chef Christoph Vilanek.
Das gelte unabhängig davon, ob Sunrise eine milliardenschwere Kapitalerhöhung in Angriff nimmt, um die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC zu finanzieren. «Egal wie das ausgeht, wir schauen uns das Thema, unsere Aktienposition dort zu verändern, erst 2021 wieder an», sagte Vilanek. In der Vergangenheit hatte sich Freenet offen für einen Verkauf gezeigt. Seither halten sich Spekulationen, der Konzern könnte bei einer passenden Gelegenheit aussteigen.
Am Freitag legten die Sunrise-Aktien um 2,2 Prozent auf 79.75 Franken zu. Freenet war bei 72,95 Franken eingestiegen. (awp/mc/pg)