Sunrise sieht bei Aktionären genügend Rückhalt für UPC-Kauf
Zürich – Trotz der Ablehnung des grössten Anteilseigners macht der Schweizer Telekomkonzern Sunrise bei seinen Aktionären viel Zuspruch für die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC aus. Sunrise will ihnen die Übernahme zudem mit einem neuen Gutachten schmackhaft machen.
Er sei überzeugt, dass das Unternehmen genügend Unterstützung für den Deal bekommen werde, sagte Finanzchef Andre Krause am Dienstag auf einer Podiumsdiskussion der Zeitung «Finanz und Wirtschaft». Institutionelle Investoren seien üblicherweise nicht Aktivisten, entweder würden sie eine Aktie mögen oder nicht, sagte Krause. «Entsprechend wird das Aktienregister gegenwärtig von Leuten dominiert, die die Transaktion mögen.»
Sunrise will UPC für 6,3 Milliarden Franken vom Kabelkonzern Liberty Global übernehmen. Die Schweizer Nummer zwei hatte die Übernahme Ende Februar angekündigt. Das fusionierte Unternehmen will mit Bündel-Angeboten für Mobilfunk, Breitbandinternet, TV und Festnetz Marktanteile gewinnen und damit zu einem stärkeren Wettbewerber für den Marktführer Swisscom aufsteigen.
Grossaktionär und Analysten skeptisch
Doch die deutsche Freenet, die rund ein Viertel der Anteile an Sunrise hält, ist gegen die zur Finanzierung der Transaktion nötigen Kapitalerhöhung im Volumen von 4,1 Milliarden Franken. Das «Nein» von Freenet alleine reicht zwar nicht aus, um die Kapitalerhöhung zu blockieren, für die sich eine einfache Mehrheit der Eigentümer aussprechen muss.
Doch weil auf Generalversammlungen nie alle Aktionäre anwesend sind, hat Freenet ein beträchtliches Gewicht. Auch Analysten haben sich kritisch zum Kaufpreis und zur Finanzierung geäussert. So erklärten die Analysten der Helvetischen Bank, dass der eher hohe Kaufpreis nicht ausschliesslich in bar beglichen werden sollte, sondern Liberty an UPC beteiligt bleiben sollte.
Doch von einer Änderung der Vertragsbedingungen will Liberty nichts wissen. Der Konzern habe diesbezüglich keine Gespräche geführt und auch nicht die Absicht, dies zu tun. Liberty sei zufrieden mit der Entwicklung des Geschäfts bei UPC.
Zweites Gutachten
Anleger kritisieren, dass der Umsatz von UPC schrumpfe. Liberty und Sunrise rechnen allerdings mit einer Wendung zum Besseren. Vergangene Woche hatte Sunrise zudem die erwarteten Synergien aus dem Zusammenschluss hochgeschraubt.
Kommende Woche will Sunrise nun ein neues Gutachten (Fairness-Opinion) zu den Bedingungen der geplanten Übernahme veröffentlichen, wie Krause der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Das Gutachten von ValueTrust werde diese Synergien berücksichtigen.
Die Stellungnahme «wird zeigen, genau wie die erste, dass der Kaufpreis damals gut war und jetzt mit den höheren Synergien und der Entwicklung von UPC noch besser ist», sagte Krause. Bei der Ankündigung der Transaktion im Februar hatte bereits die Investmentbank Morgan Stanley eine Fairness-Opinion erstellt.
Krause werde in den kommenden Wochen Grossanleger treffen. «Dann werden wir herausfinden, ob es Skepsis oder Kritik gibt.» Um den Deal über die Ziellinie zu bringen, ist Sunrise bereit, Abstriche bei der Kapitalerhöhung zu machen und sich stattdessen höher zu verschulden. (awp/mc/ps)