Sunrise und Salt machen gemeinsame Sache beim Glasfaserausbau
Zürich / Renens – Zehn Jahre nach der gescheiterten Fusion spannen Salt und Sunrise beim Ausbau des Glasfasernetzes zusammen. Damit wollen sie ein Gegengewicht zum Branchenprimus Swisscom bilden. Ein Neuanlauf für eine Hochzeit ist dies allerdings nicht.
Konkret gründen Sunrise und Salt das neue Gemeinschaftsunternehmen Swiss Open Fiber, um in den nächsten fünf bis sieben Jahren 1,5 Millionen neue Glasfaserleitungen in die Haushalte (FTTH) zu legen. Damit würden über 70 Prozent der Bevölkerung mit den ultraschnellen Datenautobahnen erschlossen. Das wären etwa doppelt so viele wie heute, gaben Salt und Sunrise am Dienstag bekannt.
Insgesamt sollen 3 Milliarden Franken in den Ausbau investiert werden. «Das ist ein ambitiöses Programm», sagte der Verwaltungsratspräsident des neuen Unternehmens, Marc Furrer. Der Markt für Hochgeschwindigkeitsinternet erhalte einen neuen Schub, nachdem er in den letzten Jahren ins Stocken geraten sei. Von einer Belebung des Telekommarktes sollen die Konsumenten mit günstigen Preisen profitieren.
Furrer ist eine prominente Figur: Als Präsident der Eidg. Kommunikationskommission (Comcom) verhinderte er vor gut einem Jahrzehnt einen Wildwuchs beim Glasfaserbau, indem er die Branche auf einheitliche Standards bei der Erschliessung verpflichtete wie beispielsweise die Glasfaserdose in den Wohnungen mit vier Anschlüssen.
Furrer sagte: «Ich glaube an den Erfolg des Glasfaserausbaus, den wir vor zehn Jahren mit viel Herzblut gestartet haben.» Nun müsse man vorwärts machen. «Es ist mir ein persönliches Anliegen, das damals angestrebte Ziel nun zu erreichen.» Deshalb habe er das Verwaltungsratspräsidium des neuen Gemeinschaftsunternehmens übernommen. «Das ist ein echtes Impulsprogramm für die Schweizer Wirtschaft, indem man leistungsfähige Kommunikationsinfrastrukturen baut.»
Glasfaserbau in den Agglos
Da die Innenstädte bereits grösstenteils mit den schnellen Datenleitungen erschlossen seien, konzentriere man sich auf die Agglomerationen, sagte Salt-Chef Pascal Grieder. «In den ländlichen Gebieten wird es sehr wahrscheinlich schwierig, wirtschaftlich auf einen grünen Zweig zu kommen.» Dort werde wahrscheinlich die neue Mobilfunktechnologie 5G führend sein.
Es sei noch zu früh, um zu sagen, wo konkret gebaut werde, sagte Grieder. Man befinde sich bereits in Gesprächen mit verschiedenen Parteien. «Wir erwarten, dass wir bereits im vierten Quartal mit dem Bau beginnen», sagte Sunrise-Chef André Krause.
Das neue Gemeinschaftsunternehmen Swiss Open Fiber wolle beim Bau der Glasfasern mit den lokalen Elektrizitätsfirmen zusammenarbeiten, sagte Furrer am Rande der Konferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Man komme schneller mit den Glasfasern in die Häuser, wenn man die Leerrohre der EWs verwenden könne. «Wir wollen sicher nicht Strassen aufreissen.» Der Bau werde an Generalunternehmer ausgelagert.
Auch für Swisscom offen
Zunächst werden Sunrise und Salt die neuen Glasfaserleitungen nutzen. Aber man lade auch weitere Telekomanbieter ein, ihre Dienstleistungen auf dieser Infrastruktur zu den Kunden zu bringen, sagte Sunrise-Chef Krause. Man biete eine offene Plattform.
Damit sei das neue Glasfasernetz auch für die Swisscom zugänglich, sagte Salt-Chef Pascal Grieder: «Wir sind offen für sämtliche Netz- und Retailpartner. Es geht nicht darum, ein neues Monopol zu schaffen.»
Die Swisscom zeigte sich offen für Gespräche. «Wir prüfen wie in der Vergangenheit Möglichkeiten zur Kooperation», sagte Swisscom-Sprecher Sepp Huber.
Grieder appellierte auch an Gemeinden und EWs, die mit dem Gedanken an einen Glasfaserbau spielen würden, sich zu melden: «Wir sind da und wollen schnell bauen.»
Finanzinvestor ins Boot holen
Sunrise und Salt wollen den milliardenschweren Ausbau nicht alleine stemmen. Man werde einen Finanzinvestor ins Boot holen, der am Ende etwa die Hälfte am Gemeinschaftsunternehmen besitzen dürfte, sagte Krause. Das sei möglich, weil es am Kapitalmarkt viele Infrastrukturinvestoren gebe, die bereit seien, derartige Projekte zu unterstützen.
Damit profitieren Sunrise und Salt von den tiefen Zinsen am Kapitalmarkt. Denn angesichts dieser suchen solche Investoren händeringend nach renditebringenden Anlagen.
Keine neuen Hochzeitspläne
Ein Neuanlauf für eine Hochzeit von Salt und Sunrise ist die Glasfaserkooperation allerdings nicht. «Ein Zusammengehen von Sunrise und Salt steht nicht auf Tagesordnung», sagte Sunrise-Chef André Krause.
Eine Fusion der beiden Swisscom-Konkurrenten habe die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) vor zehn Jahren verboten. Es werde auch keine Zusammenlegung der Mobilfunknetze geben, sagte Krause. Denn sowohl Sunrise als auch Salt hätten ihre Handyantennenmasten bereits an die spanische Cellnex verkauft.
«Wir kooperieren hier bei der Glasfaser, weil es für beide Unternehmen auch als eigenständige Gesellschaften Sinn macht, sich zu engagieren», sagte Krause. Die ökonomischen Vorteile seien evident.
Pikant ist, dass sich Marc Furrer als Comcom-Präsident stets für eine Zusammenlegung der Mobilfunknetze von Sunrise und Salt stark gemacht hatte. Nun ist ebendieser Furrer Präsident des neuen gemeinsamen Glasfaserunternehmens. (awp/mc/ps)