Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch. (Foto: Swico)
Zürich – Trotz Aufhebung des Euro-Mindestkurses ist der Schweizer ICT-Markt 2015 gewachsen, wenn auch mit einem Plus von 1.7 Prozent moderat. Ein Zeichen, dass die Digitalisierung weiter voranschreitet. Aufatmen kann die Branche aber dennoch nicht: Die zunehmende Regulierungsdichte sowie die Abschottungstendenzen des Landes lassen die Stolpersteine für erfolgreiche ICT-Unternehmen immer grösser werden, wie der Branchenverband Swico in einer Mitteilung schreibt. Swico intensiviert deshalb 2016 die Aktivitäten auf politischer Ebene.
Der Schweizer ICT-Markt hat die Schockstarre nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses überwunden und wuchs im 2015 leicht um 1.7 Prozent auf 30.4 Milliarden Schweizer Franken. Dies zeigen aktuelle Daten des European Technology Observatory (EITO). Das Wachstum des Schweizer Marktes ist damit zaghafter als jenes des europäischen Marktes: In diesem ist der Gesamtumsatz um 2.8 Prozent auf 660 Milliarden Euro gestiegen.
Fortschreitende Digitalisierung
Dass trotz dem turbulenten Jahr 2015 eine positive Bilanz gezogen werden kann, ist mitunter der fortschreitenden Digitalisierung der ganzen Volkswirtschaft zuzuschreiben. Diese Entwicklung macht die Branche zu einem immer bedeutenderen Wirtschaftstreiber. Die ICT-Wirtschaft bildet mit ihrem Produkteangebot das Fundament für eine Schweiz, die trotz hohem Preisniveau international wettbewerbsfähig bleiben kann. Allerdings bremst die anhaltende Regulierungswut nicht nur ICT-Unternehmen, sie wirkt sich allgemein negativ auf die gesamte wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus.
Immer neu finanzielle und bürokratische Lasten
Gerade in einer zunehmend digitalen Welt spielen Flexibilität und Agilität eine essentielle Rolle für die Unternehmensentwicklung. Bundesrat und Parlament, aber auch die bürgerlichen Parteien sprechen sich zwar öffentlich für eine Entlastung der Unternehmen aus, doch die Realität sieht anders aus: Kein Anlass ist zu geringfügig, um der Wirtschaft neue finanzielle oder bürokratische Lasten aufzubürden. Insofern geben auch die veränderten Parteigewichte in der grossen Kammer des Parlaments kaum Anlass zur Hoffnung.
50 neue Mitgliedsfirmen
Zunehmend sehen sich die ICT-Firmen auch als Arbeitgeber gefordert: Dabei stellen die Folgen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative oder Kontingents-Kürzungen durch den Bundesrat nur als Spitze des Eisbergs dar. Viele Firmen erkennen, dass es starke Verbände braucht, um hier aktiv Gegensteuer zu geben. Allein im letzten Jahr haben sich 50 weitere ICT-Anbieterfirmen Swico angeschlossen und stützen damit dessen Anliegen und Forderungen an die Politik. Swico baut denn auch sukzessive seine Strukturen und die Ressourcen im Bereich Arbeitgeberfragen und Public Affairs aus.
Swico ist sich aber auch bewusst, dass die Anforderungen an die Mitgliedfirmen im gesellschaftlichen und ethischen Bereich steigen. Es ist daher erfreulich, dass der von Swico Anfang 2015 lancierte Verhaltenskodex in der Branche auf hohe Akzeptanz gestossen ist.
Folgende Themen stehen bei Swico 2016 in Bezug auf die politische Arbeit im Vordergrund:
- Regulierungsdichte
- Masseneinwanderungsinitiative
- Öffentliches Beschaffungswesen
- Revision BÜPF/NDG
- Arbeitszeiterfassung
- Geldspielgesetz Geplante Obsoleszenz, „Grüne Wirtschaft“
- VREG-Revision (Recycling Altgeräte)
- Lohngleichheit
- Energiewende
- Lehrplan 21
- Urheberrecht
Rückblick 2015: Der Schweizer ICT-Markt in Zahlen
Die Schweizer IT-Markt (ohne Telekom) generierte 2015 einen Umsatz von 18.3 Milliarden Schweizer Franken und ist damit um 2.8 Prozent gewachsen. Am stärksten gewachsen ist dabei das Segment Software mit einer Zunahme von 6.4 Prozent auf CHF 5.6 Mrd. IT Services, volumenmässig der grösste Bereich, wuchs mit 2.7 Prozent moderat und generierte einen Umsatz von CHF 9.8 Mrd. Das Segment Hardware hingegen musste eine Einbusse von 3.1 Prozent hinnehmen und setzte 2015 noch CHF 2.9 Mrd. um. Mit einem Umsatz von CHF 12.1 Mrd. stagnierte der Telekom-Markt. Der Umsatz mit Mobiltelefonen hat weiter zugenommen (+ 6.6 %) und beläuft sich auf CHF 2.2 Mrd. Der Gesamtumsatz des Schweizer ICT-Marktes belief sich auf CHF 30.4 Mrd. und wuchs damit um 1.7 Prozent. Für 2016 prognostiziert EITO dem Schweizer ICT-Markt mit einem Wachstum von einem Prozent eine leicht rückläufige Tendenz.
Ausblick 2016: Erwartungen der Branche für das 1. Quartal
Der Swico ICT Index für das 1. Quartal 2016 steigert das Erwartungsniveau gegenüber dem Vorquartal merklich. Nach der kleineren Stimmungskorrektur im letzten Quartal setzt sich der positive Erholungstrend fort. Der Index steigt um 3.5 Punkte auf 107.7 Punkte. Bis auf das Segment IT-Technology blickt die gesamte ICT-Branche optimistisch in das neue Jahr. Besonders das Segment IT-Services setzt mit seinen positiven Erwartungen ein klares Signal. Ebenso verhält es sich in der Branche Imaging/Printing/Finishing. Nach einem länger andauernden Stimmungstief verbessern sich hier die Erwartungen deutlich. In der Branche Consumer Electronics hält aber trotz leichter Verbesserungen das Stimmungstief an. Die grössten Sorgen bereiten unabhängig vom Segment der anhaltenden Margendruck und die schwächelnde Konjunktur, ebenso wie die Suche nach Fachpersonal und deren Bindung an das Unternehmen. (Swico/mc)
Über Swico
Swico ist der Verband der ICT-Anbieter sowie weiterer verwandter Branchen in der Schweiz. Er setzt sich als Unternehmensverband für die Interessen seiner Mitglieder in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein und bietet ihnen überdies eine breite Palette von Business-Dienstleistungen. Die über 400 Swico-Mitglieder beschäftigen 36‘000 Mitarbeitende und erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 20 Milliarden Franken.
Über EITO
Das European Information Technology Observatory (www.eito.com) liefert seit 1993 qualitativ hochwertige Marktdaten zu den europäischen und weltweiten Märkten der Informations- und Kommunikationstechnik. Das EITO wird gemanagt von der Bitkom Research GmbH, einer hundertprozentigen Tochterfirma des BITKOM e.V. EITO wird gesponsert von der Deutschen Telekom, KPMG und Telecom Italia. EITO arbeitet zusammen mit den Marktforschungsinstituten IDC und GfK. Die Forschungsaktivitäten der EITO Task Force werden unterstützt von der Europäischen Kommission und der OECD