Zürich – Technologietrends sind weltweit im Aufwind. Die Schweizer Wirtschaft investiert je nach Branche sehr unterschiedlich – und auch nicht immer deckungsgleich mit den globalen Trends. 26 Prozent aller Investitionen fliessen in die «Enabler»-Technologie Cloud. Das zeigt die Studie «Swico House View 2020».
Schweizer Unternehmen investieren am häufigsten in Cloud-Technologie. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie der «Swico House View 2020», für die der Wirtschaftsverband Swico seine rund 650 Mitglieder befragt hat. Die Studie, die wertvolle Einblicke zum Stand der Digitalisierung der Schweiz liefert, zeigt: Die Branchen investieren in fast alle Technologien. Sie legen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. «Die Industrien investieren sehr gezielt», sagt dazu Judith Bellaiche, Geschäftsführerin von Swico und ergänzt: «Cloud ist der eigentliche ‘Gamechanger’ – rund 26 Prozent aller Investitionen fliessen in Cloud-Technologie. Cloud ermöglicht sozusagen die Digitalisierung der Schweiz».
Investitionen in Technologien nach Schweizer Branchen
Im Fragebogen wurden 16 Branchen gemäss dem Bundesamt für Statistik berücksichtigt. Auf diese verteilen sich die insgesamt 1154 Projekte von rund 100 antwortenden Unternehmen. Für eine Grossansicht der Grafik siehe ‹Downloads›. Quelle: Swico House View 2020
Am meisten investieren die Informations- und Kommunikations-technikbranche (9 Prozent) und die Finanzdienstleister und Versicherungen (9 Prozent) in «Cloud». Auch Verkehr und Logistik sowie die öffentliche Verwaltung setzen mit je 8 Prozent stark auf Cloud-Projekte.
Ebenfalls stark im Trend sind «Plattformen»: Rund 19 Prozent aller laufenden Projekte der befragten Swico Mitglieder basieren auf Plattform-Technologie. Die meisten Projekte verzeichnet die Branche Finanzdienstleister und Versicherungen (12 Prozent), gefolgt von der öffentlichen Verwaltung (10 Prozent) und der Informations- und Kommunikationstechnologie (9 Prozent). «Die Dienstleistungs-Industrien haben erkannt, dass Plattformen ein enormes Potenzial bieten», sagt Bellaiche dazu.
Globale Trends decken sich nicht immer mit der Schweiz
Ein Vergleich mit den globalen Wachstumstrends zeigt: Die Schweiz investiert nicht bei allen Technologien synchron zum Rest der Welt. «Bei gewissen Technologietrends hinken wir hinterher», so Bellaiche. Für sie zeigt die Studie auch auf, wo die Branchen Nachholbedarf haben: «Einzelne Industrien – beispielweise die Landwirtschaft – nutzen die Chancen der Digitalisierung noch deutlich zu wenig», ist Bellaiche überzeugt.
Globale Entwicklung des Technologietrends «Internet of Things»
Insgesamt werden in den kommenden Jahren für alle acht untersuchten Technolgietrends wachsende Umsätze prognostiziert. Am beeindruckendsten ist dabei das riesige Volumen von «Internet of Things» mit über 800 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. In der Schweiz macht «Internet of Things» 11 Prozent des Kuchens aus.
Auch bei «Big Data» liegt die Schweiz leicht zurück: Nach «Cloud» weltweit auf Platz drei, ist «Big Data» hierzulande (noch) auf Platz vier. Gemäss Studie wird «Big Data» jedoch an Bedeutung gewinnen: Im Jahr 2021 sollen die globalen Ausgaben für Big Data-Lösungen bereits 231 Milliarden US-Dollar betragen (2018: 164 Milliarden US-Dollar). Dies entspricht einer Verdoppelung seit 2015. Das Wachstum wird durch die rasanten Fortschritte im Bereich Machine Learning und künstlicher Intelligenz vorangetrieben. In der Schweiz sind mit Blick auf das kurz- bis mittelfristige Marktpotenzial besonders vielversprechend der Energie- und Verkehrssektor, der medizinische Sektor, Industrie-4.0-Anwendungsbranchen, Finanzdienstleistungen, Telekommunikation sowie die Landwirtschaft.
Globale Entwicklung der acht wichtigsten Technologietrends
«Augmented Reality» wird immer wichtiger
Ein überdurchschnittlicher Wachstumstrend zeigt sich beim weltweiten Markt für Augmented,- Virtual,- und Mixed-Reality-Technologien: Hier soll sich die Wachstumsrate in den nächsten drei Jahren verzehnfachen, wie der Ansatz eines veritablen «Hockeysticks» zeigt (vgl. Grafik zur globalen Entwicklung).
In der Schweiz setzen vor allem die Maschinen- und Fahrzeugbaubranche sowie Verkehr und Logistik auf «Augmented Reality». Der Technologie-Trend «Blockchain» wird mit Abstand am häufigsten von Finanzdienstleistungen und Versicherungen eingesetzt, gefolgt von den Dienstleistungen. «Cognitive Computing» (KI) wird wiederum von Finanzdiensteistern und Versicherungen, ICT sowie Verkehr und Logostik am häufigsten eingesetzt.
Und wo investiert die ICT Branche selbst?
Auch die ICT Branche investiert mit rund 28 Prozent am häufigsten in Cloud-Technologie. An zweiter Stelle folgt mit 19 Prozent der Trend «Plattformen», vor «Cybersecurity» mit 15 Prozent. Für Judith Bellaiche zeigt sich darin das wachsende Bedürfnis nach Sicherheitslösungen: «Für die Schweiz als Dienstleistungsland bietet Cybersecurity grosses Potenzial», ist sie überzeugt.
«Big Data» liegt mit 12 Prozent an vierter Stelle, gefolgt von «Internet of Things» mit 10 Prozent und «Augmented/Virtual/Mixed Reality» mit 8 Prozent. Obwohl als Technologietrend in aller Munde, investiert die Schweizer ICT Branche in «Cognitive Computing» (KI) und «Blockchain» mit 5 und 3 Prozent am wenigsten. (Swico/mc)
Swico House View
In der dritten Ausgabe der «House View» legt Swico einen noch stärkeren Fokus auf die Schweiz: Neben den globalen Trends befragte der Verband seine Mitglieder zu ihren Investitionen und dazu, mit welchen Technologien die Unternehmen ihre Kundenprojekte realisieren. Von den 650 haben rund 100 Swico-Mitglieder geantwortet. Sie verantworteten 2019 insgesamt 1154 Projekte in den verschiedenen Branchen. Die «Swico House View» zeichnet somit ein Bild, welche Bedeutung die einzelnen Technologien für die Schweizer ICT Wirtschaft, aber auch für die Schweizer Wirtschaft insgesamt haben. Die Zahlen geben ausserdem Aufschluss, wo die öffentliche Hand im Vergleich zur Wirtschaft steht. Befragt wurde zu den acht globalen Technologietrends: Big Data, Plattformen, IoT, Cybersecurity, Cloud, Blockchain, Cognitive Computing (KI/AI) sowie Augmented, Virtual und Mixed Reality. Die vollständige Studie finden Sie hier als PDF und als digitale Publikation.