Zürich – Die Netze der Swisscom werden derzeit genutzt wie kaum je zuvor. Ob und wie sich die Coronakrise kommerziell auswirken wird, ist jedoch noch völlig offen.
Die «Drähte» laufen derzeit heiss. Die Zahl der Mobilfunkanrufe hat sich gegenüber der Vor-Corona-Zeit um 70 Prozent erhöht. Im Internet werden 30 Prozent mehr Daten transportiert. Und Herr und Frau Schweizer schauen auch viel mehr fern: An normalen Wochentagabenden würden bei Swisscom-TV derzeit Quoten erreicht wie sonst nur am Sonntagabend, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
Die Corona-Massnahmen mit ihren Kontaktbeschränkungen, Homeoffice und Home-Schooling machen sich bemerkbar. Die Mobilfunk-, Glasfaser- und Kupfernetze des Branchenführers werden stark beansprucht.
Umsatzrückgang hält an
Doch weil die allermeisten Kunden Abos mit fixen Tarifen haben, bleibt dies im Quartalsabschluss ohne Folgen. Zwischen Januar und März ging der Umsatz vielmehr um 4,3 Prozent auf 2,74 Milliarden Franken zurück.
Der Wettbewerbs- und Preisdruck in der Schweiz, wo drei Viertel des Umsatzes erzielt werden, habe angehalten, sagte dazu Firmenchef Urs Schaeppi. Ein Lichtblick war die Italientochter Fastweb, die den Umsatz (in Euro) um 5,6 Prozent steigerte.
Auch für das Gesamtjahr hält die Swisscom an der Prognose fest, dass der Konzernumsatz leicht rückläufig sein wird. Die Prognose von «rund 11,1 Milliarden» entspricht einem Rückgang um rund 3 Prozent.
«Nicht quantifizierbar»
Und die Firmenchefs schliessen nicht aus, dass es sogar noch schlimmer kommen könnte. «Wir wissen derzeit nicht, wie viele unserer Firmenkunden Konkurs gehen und ob die Privatkunden wieder in unsere Shops kommen werden», sagte Finanzchef Mario Rossi.
Und CEO Schaeppi fügte an, dass der Lockdown zwar das Bedürfnis nach mehr Digitalisierung gezeigt habe. Auch könnte das eine oder andere Grossprojekt eintrudeln. Es sei jedoch auch denkbar, dass Firmen mit finanziellen Schwierigkeiten Projekte verschieben würden. Alles in allem seien die finanziellen Auswirkungen von Covid-19 derzeit nicht quantifizierbar, so das Fazit.
Schon in den nächsten Wochen dürfte es mehr Klarheit geben. Denn seit dieser Woche haben die allermeisten Swisscom-Shops wieder geöffnet.
Zuversicht im Italien-Geschäft
Relativ zuversichtlich ist die Swisscom für die Italientochter Fastweb – obwohl das Land stark von Corona betroffen ist. «Über alles gesehen gehen wir von einer guten Entwicklung aus», prognostizierte Schaeppi. Er erinnerte etwa daran, dass in Italien viele Haushalte noch über keinen Internetanschluss verfügten und dies habe sich nun während der Coronakrise als Mangel erwiesen.
Es wird weiter gespart
Weil Corona keinen Umsatzschub bringt, gibt es auch in Sachen Profitabilität keine Entspannung. Das Sparprogramm werde unverändert fortgesetzt, hiess es. Konkret seien die Kosten im ersten Quartal um 33 Millionen gesenkt worden, was auch zu einem weiteren Personalabbau führte. Die Zahl der Vollzeitstellen reduzierte sich gegenüber Ende 2019 um gut 200 auf 19’100.
In der Folge nahm der operative Gewinn (EBITDA) um 0,7 Prozent auf 1,11 Milliarden ab und damit klar weniger stark als der Umsatz. Unter dem Strich steht sogar ein 2,9 Prozent höherer Reingewinn von 394 Millionen, was mit «Sondereffekten im Ertragssteueraufwand» begründet wurde.
Dividende vorerst nicht in Gefahr
Neben dem Umsatzziel gelten auch die anderen Ziele – vorbehältlich negativer Coronaeffekte – weiterhin. So peilt die Swisscom beim EBITDA einen Wert von rund 4,3 Milliarden Franken an. Ausserdem wird eine erneut unveränderte Dividende von 22 Franken versprochen, sollten die Ziele erreicht werden.
Diese Dividende ist übrigens wegen der politischen Bestrebungen, Unternehmen mit Kurzarbeit Dividendenauszahlungen zu verbieten, nicht in Gefahr. Wie CEO Schaeppi sagte, hat die Swisscom bis jetzt keine Kurzarbeit beantragt. (awp/mc/pg)