Swisscom-Gewinn sackt wegen Weko-Busse und Einmaleffekten ab

(Bild: Swisscom)

Bern – Die Swisscom hat wegen einer happigen Weko-Busse und anderen Sondereffekten im ersten Halbjahr einen Gewinntaucher hinnehmen müssen. Unter dem Strich sackte der Reingewinn auf 785 Millionen Franken ab.

Das ist ein Viertel weniger als im Vorjahr. Allerdings hatte der grösste Schweizer Telekomkonzern damals dank einer Reihe von Sonderfaktoren einen Gewinnsprung auf 1,05 Milliarden Franken gemacht. Das war das beste Halbjahresergebnis seit 2005.

Im Vorjahr hatten einmalige Effekte den Gewinn um 245 Millionen Franken in die Höhe getrieben. Vor allem Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation der italienischen Tochter Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien sorgten für einen saftigen Einmalgewinn.

Happige Weko-Busse
Nun geht es wieder in die andere Richtung. In diesem Halbjahr wird das Ergebnis von 82 Millionen Franken Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten belastet. Den Löwenanteil macht dabei eine Busse von knapp 72 Millionen Franken der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko aus.

Nach Ansicht der Wettbewerbshüter hatte der Telekomkonzern zwischen 2006 und 2013 seine marktbeherrschende Stellung bei der Übertragung von Live-Fussball- und -Eishockeyspielen im Bezahl-TV missbraucht. Die Swisscom hat die Beschwerde gegen die Weko-Busse ans Bundesgericht weitergezogen.

In der Summe ziehen die Einmaleffekte heuer den Reingewinn um 327 Millionen Franken in die Tiefe. Allerdings liegt der jetzige Halbjahres-Reingewinn mit 785 Millionen auf dem Niveau der Vor-Coronajahre. Ohne Sondereffekte hätte die Swisscom den Reingewinn um 8,2 Prozent auf 867 Millionen Franken gesteigert.

Nicht ganz so stark wirken sich die Sondereffekte beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) aus. Dieser sank um 5,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Franken.

Zudem bekommt der grösste Telekomkonzern der Schweiz die Euro-Schwäche zu spüren, die das Resultat der italienischen Breitbandtochter Fastweb in Schweizer Franken drückt. Der Swisscom-Umsatz sank um 1,6 Prozent auf 5,5 Milliarden Franken. Ohne die Euro-Schwäche wäre der Umsatz beinahe stabil geblieben.

300’000 Glasfaseranschlüsse blockiert
Heftig gebremst wird der Branchenprimus von einem weiteren Streit mit der Weko. Wegen eines Weko-Verbots seien Ende Juni über 300’000 Glasfaseranschlüsse blockiert gewesen, die man gebaut habe, aber nicht vermarkten könne, sagte der neue Konzernchef Christoph Aeschlimann.

Die Weko hatte den Ausbau nach dem Einfasermodell mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht gestoppt. Rekurse der Swisscom gegen das Weko-Verdikt sind bis vor Bundesgericht gescheitert. Wegen des Verbots liegt die Partnerschaft der Swisscom mit Salt beim Glasfaserausbau auf Eis.

Dennoch hat die Swisscom den Ausbau von Glasfaseranschlüssen nach dem Einfasermodell fortgesetzt, darf diese aber nicht in Betrieb nehmen. Die Weko verlangt einen Ausbau nach dem Vier-Fasermodell. Neuigkeiten hierzu gab es nicht: Die Swisscom sei an einer raschen Lösung interessiert und führe dazu intensive Gespräche mit der Wettbewerbskommission, hiess es lediglich. «Wir gehen weiter davon aus, dass wir dieses Jahr eine Lösung finden werden», sagte Konzernchef Aeschlimann.

Finanzziele unverändert
Der «blaue Riese» hat die Weko-Busse bei den Sportübertragungen einkalkuliert und lässt deshalb den Ausblick fürs Gesamtjahr unverändert. Die Swisscom erwartet weiterhin einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken. Der EBITDA soll rund 4,4 Milliarden Franken erreichen. Auch die höheren Energiepreise und die Euro-Schwäche seien in den Finanzzielen berücksichtigt, sagte Finanzchef Eugen Stermetz.

Die Aktien von Swisscom erlebten am Berichtstag ein Auf und Ab. Der Kurs wechselte mehrfach das Vorzeichen. Die Halbjahresergebnisse seien durchwachsen, aber die weiterhin vergleichsweise attraktive Dividendenrendite dürfte den Kurs gestützt haben, sagte ein Händler. Zu Handelsschluss stand ein Minus von 0,1% auf 504.70 Franken zu Buche.(awp/mc/ps)

Exit mobile version