Bern – Erstmals seit geraumer Zeit hat die Swisscom wieder eine deutliche Gewinnverbesserung geschafft. Dies ist dem Wegfall von Sondereffekten in Höhe von 82 Millionen Franken zu verdanken, die im Vorjahressemester für einen Taucher gesorgt hatten.
Der grösste Brocken war damals eine Busse der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko von 71,8 Millionen Franken wegen Marktmissbrauchs bei der Übertragung von Live-Fussball- und -Eishockeyspielen im Bezahl-TV.
Nun ging es wieder deutlich aufwärts. Der Wegfall dieser einmaligen Effekte trieb den Reingewinn um 8,0 Prozent auf 848 Millionen Franken nach oben, wie die Swisscom am Donnerstag bekannt gab.
Nicht ganz so stark wirkten sich die Sondereffekte beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) aus. Dieser kletterte um 5,1 Prozent auf 2,30 Milliarden Franken.
Erosion im Schweizer Telekomgeschäft
Im Schweizer Kerngeschäft ging die Erosion weiter: Während der Umsatz im Telekomgeschäft schrumpfte, legte der Umsatz mit IT-Diensten für Geschäftskunden zu.
Dagegen wuchs Swisscom weiterhin in Italien, musste allerdings wegen einer Kartellbusse einen leichten Rückgang des Betriebsgewinns hinnehmen. Überdies schlug die Euro-Schwäche durch, die das Resultat der Mailänder Breitbandtochter Fastweb in Schweizer Franken drückt.
So sank der Swisscom-Umsatz insgesamt leicht um 0,3 Prozent auf 5,45 Milliarden Franken. Ohne die Euro-Schwäche hätte der Umsatz um 0,5 Prozent zugenommen.
Mit den Zahlen hat die Swisscom die Erwartungen der Analysten leicht verfehlt. Die Aktionäre reagierten aber ungnädig: Die Swisscom-Aktie fiel am Donnerstag um 4,5 Prozent auf 532,60 Franken. Das war der tiefste Stand seit Ende Januar.
Der «blaue Riese» liess den Ausblick fürs Gesamtjahr unverändert. Die Swisscom erwartet weiterhin einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken und einen EBITDA von 4,6 bis 4,7 Milliarden.
Keine Neuigkeiten im Glasfaserstreit
Inhaltlich nichts Neues verlautete zum Glasfaserstreit. Am Vortag war bekannt geworden, dass die Swisscom von der Weko den Antrag für eine Verfügung erhalten hatte. Der Konzern hat nun bis ungefähr Mitte September Zeit zu einer Stellungnahme.
Swisscom-Chef Aeschlimann wollte zum Inhalt nichts sagen: «Bevor wir die definitive Verfügung der Weko nicht haben, können wir dazu keine Kommentare machen», sagte er in einer Telefonkonferenz für Journalisten.
Im vergangenen Oktober hatte sich die Swisscom entschieden, die Bauweise gemäss den Weko-Forderungen umzustellen. Statt einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für mehrere Haushalte, baut der Anbieter nun Direktleitungen für jeden Haushalt.
Ende Juni hatte die Swisscom 44 Prozent der Haushalte mit den ultraschnellen Datenleitungen erschlossen. Davon sind rund 500’000 Glasfaseranschlüsse oder 9 Prozent durch die Weko blockiert.
An den Ausbauzielen hielt Aeschlimann fest: Bis Ende 2025 wolle die Swisscom eine Abdeckung von rund 55 Prozent der Haushalte erreichen. Zusammen mit den Konkurrenten solle dann insgesamt eine Abdeckung von zwei Dritteln aller Haushalte in der Schweiz geschafft werden, sagte der Swisscom-Chef. (awp/mc/pg)