Swisscom in der Schweiz zunehmend unter Druck
Bern – Die Swisscom spürt das härtere Umfeld in der Schweiz, macht dafür aber in Italien Fortschritte. Diese Kombination führt nach neun Monaten zu einer stabilen Umsatzentwicklung. Der Gewinn konnte nur dank Sondereffekten gesteigert werden. Die Ziele für das Gesamtjahr gelten unverändert.
Swisscom-CEO Urs Schaeppi spricht von einem raueren Wind, der dem Unternehmen entgegenblase. Und dies gilt vor allem für die Schweiz, wo der Konzern in diversen Bereichen klarer Marktführer ist und mehr als vier Fünftel des Umsatzes erzielt. So verringerte sich der Umsatz in der Schweiz in den ersten neun Monaten um 0,7%, wobei allein im dritten Quartal ein Minus von 1,5% verzeichnet wurde. Auf der anderen Seite konnte die Italientochter Fastweb den Umsatz in den ersten neun Monaten (in Euro) um 2,2% und im dritten Quartal sogar um 2,6% steigern.
Der Umsatz des Gesamtkonzerns nahm zwischen Januar und September somit um 0,1% auf 8,64 Mrd CHF ab, im dritten Quartal allein um 0,7% auf 2,87 Mrd.
Die Gewinnzahlen sehen nur auf den ersten Blick besser aus. So nahm das operative Ergebnis auf Stufe EBITDA um 6,7% auf 3,31 Mrd CHF zu. Das war aber die Folge von Sondereffekten, insbesondere einem Ertrag aus einem Rechtsverfahren in Italien sowie der Bildung einer Rückstellung für eine Busse der Schweizer Wettbewerbskommission im Vorjahr.
Bereinigt hätte der EBITDA um 1,7% abgenommen – und damit stärker als der Umsatz. In der Schweiz resultierte dabei ein Minus von 3,5%, in Italien ein Plus von 7,4%. Unter dem Strich steht für den Gesamtkonzern ein 13% höherer Reingewinn von 1,20 Mrd CHF
Marktsättigung und Preisdruck
Der Schweizer Markt sei derzeit geprägt von «Sättigung und Preiserosion», umschrieb der CEO den raueren Gegenwind. Vor allem die Roamingeinnahmen seien nach wie vor rückläufig. Er betonte jedoch, dass die Marktanteile stabil seien. Das gelte auch für das Firmenkundengeschäft, obwohl Sunrise für gehörigen Preisdruck sorge. Zufrieden zeigte sich das Management mit dem Wachstum bei den Kombiangeboten sowie mit der steigenden Zahl von Mobilfunk-Abo sowie TV-Anschlüssen.
In Italien sei die positive Entwicklung die Folge von Kundenwachstum, hiess es weiter. Für zusätzlichen Schub könnten nun neue Kooperationen sorgen. Die Frage, ob mit dem neuen Mobilfunkanbieter Iliad Gespräche über die Nutzung von Breitbanddienstleistungen von Fastweb geführt würden, wollte Schaeppi aber nicht beantworten. Er sei offen für solche Geschäfte, bekräftigte er immerhin früher gemachte Aussagen.
Unveränderte Ziele
Die Ziele für das Gesamtjahr gelten unverändert. Es wird ein Umsatz von «über 11,6 Mrd CHF» und ein EBITDA von «rund 4,25 Mrd CHF» angepeilt. Laut Schaeppi wird sich am rauen Marktumfeld in der Schweiz in nächster Zeit wenig ändern. «Wir erwarten auch im vierten Quartal in der Schweiz eine kleine Margen-Erosion», sagte er. Investiert werden sollen im laufenden Jahr «rund 2,4 Mrd CHF». Werden diese Ziele erreicht, winkt den Aktionären eine Dividende auf Vorjahreshöhe von 22 CHF.
Für 2017 gibt es noch keine offiziellen Ziele. Solche würden erst bei der Präsentation der Jahreszahlen im Februar 2017 abgegeben. Der CEO verriet jedoch, dass er für den Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA eine «stabile Situation» erwarte. Diese Vorhersage beruhe auf der Annahme, dass sich die aktuellen Entwicklungen fortsetzten.
Konkret erhofft er sich von Fastweb einen grösseren EBITDA-Beitrag und geht für das Schweizer Geschäft von einer leichten Abnahme aus. Immerhin würden sich nun die Sparmassnahmen auszuzahlen beginnen, wurde betont. Mit diesen sieht sich das Unternehmen auf Kurs.
Die Swisscom-Aktien gaben nach der Publikation der Zahlen in einer insgesamt negativen Börse zunächst deutlicher nach. Zum Handelsschluss lagen sie jedoch unverändert auf 447 CHF. Analysten kommentierten vor allem die Entwicklung des Betriebsgewinns im dritten Quartals kritisch. (awp/mc/upd/pg)