Bern – Auch nach dem gescheiterten Zusammenschluss von UPC und Sunrise zu einem stärkeren Konkurrenten wird der Wettbewerb nach Ansicht von Swisscom-Chef Urs Schaeppi nicht nachlassen: «Der Druck wird hoch bleiben.»
Der Wettbewerb werde hart bleiben, mit oder ohne Zusammenschluss von UPC und Sunrise, erklärte Schaeppi am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Daran ändere das Aus der Übernahme von UPC durch Sunrise fundamental nichts.
Sunrise hatte in der vergangenen Woche den Kauf der grössten Kabelnetzbetreiberin der Schweiz für 6,3 Milliarden Franken in der letzten Minute abgeblasen. Grund für das Scheitern war der Widerstand von Sunrise-Grossaktionären, die den Deal unter anderem zu teuer fanden. Mit dem Kauf wäre Sunrise zu einer schlagkräftigeren Konkurrentin für Platzhirsch Swisscom geworden. Dennoch werde auch nach dem Platzen der grössten Übernahme der Schweizer Telekomgeschichte die Tendenz sinkender Preise weitergehen, erklärte Schaeppi: Für das gleiche Geld würden die Kunden mehr bekommen.
Schweizer surfen in Ferien mehr als daheim
Beim Mobilfunk habe sich seit der Lancierung des Bündelabos inOne im April, das Roaming enthält, das Datenvolumen im Ausland mehr als verdoppelt. Die Kunden würden ihre Smartphones im europäischen Ausland sehr intensiv nutzen und während der Ferien dort mehr surfen als zu Hause in der Schweiz.
5G in bisher 160 Gemeinden
«Wir haben 40mal mehr Datennutzung auf den Mobilfunknetzen als vor sieben Jahren», sagte Schaeppi. Deshalb müsse die Swisscom die Netze ausbauen. Jeder Nicht-Ausbau führe über kurz oder lang zu Überlastung. Mit der neuen Mobilfunkgeneration 5G habe die Swisscom 160 Gemeinden mit 230 Antennen erschlossen.
Damit hinkt die Swisscom Konkurrentin Sunrise hinterher. Der zweitgrösste Schweizer Telekomkonzern bietet 5G in mehr als 310 Gemeinden an. Dennoch will die Swisscom in Bälde neun von zehn Schweizern mit der neuen, viel schnelleren Mobilfunktechnik erreichen. «Wir halten am Ziel einer 5G-Abdeckung von 90 Prozent der Bevölkerung bis Ende Jahr fest», sagte Schaeppi.
Einsprachen und Moratorien verzögern Netzausbau
Allerdings werde in vielen Gemeinden der Ausbau des Mobilfunknetzes durch Moratorien und Einsprachen verzögert. Dies betreffe nicht nur 5G. Wie viele Gemeinden das seien, sei schwierig zu sagen, erklärte Schaeppi. Das ändere sich ständig. «Wenn das lange so weitergeht wird das bei allen Anbietern zu Problemen führen.»
Swisscom will mit TV punkten
Beim Geschwindigkeitsrennen im Festnetz, wo die Kabelnetzbetreiber UPC und Quickline derzeit Gas geben mit einer Erhöhung der Spitzengeschwindigkeit auf 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) und Salt gar mit 10 Gibt/s wirbt, kann die Swisscom mit ihrem Kupfernetz nicht mithalten. Sie versucht dagegenzuhalten, indem sie die Glasfasern näher an die Häuser bis zum Strassenschacht zieht, was die Länge der Kupferleitung verkürzt.
Bis Ende 2021 sollen 90 Prozent der Haushalte eine Geschwindigkeit von über 80 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) erhalten und 75 Prozent der Haushalte über 200 Mbit/s, sagte Schaeppi. Die Geschwindigkeit sei nicht oft entscheidend für die Wahl des Kunden, sondern das Bündelangebot. Und hier sei die Swisscom konkurrenzfähig: «Wir haben das beste TV-Angebot», sagte Schaeppi.
Selbst für einen Haushalt mit vier Personen würden 80 Mbit/s ausreichen. Die Werbung der Konkurrenz mit Geschwindigkeiten von 1 oder gar 10 Gbit/s seien vor allem Marketing.
Umsatz und Gewinn geschrumpft
In den ersten neun Monaten konnte die Swisscom den Wettbewerbsdruck in der Schweiz durch Sparmassnahmen und dem Wachstum von Tochter Fastweb in Italien abfedern. Der Umsatz schrumpfte um 2,7 Prozent auf 8,46 Milliarden Franken. Der operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) stagnierte auf vergleichbarer Basis.
Unter dem Strich sank der Reingewinn um 2,6 Prozent auf 1,18 Milliarden Franken. Damit hat die Swisscom am oberen Rand der Erwartungen von Analysten abgeschnitten. An der schwächeren Schweizer Börse legte die Aktie am Donnerstag um 0,7 Prozent zu.
Für das Gesamtjahr 2019 hält das Swisscom-Management an seinem bisherigen Ausblick fest: Der Umsatz soll rund 11,4 Milliarden Franken erreichen nach 11,7 Milliarden im Vorjahr. Beim EBITDA rechnet die Swisscom weiter mit über 4,3 Milliarden Franken. (awp/mc/pg)