Swisscom macht Gewinnsprung und holt Salt für Glasfaserbau ins Boot
Bern / Renens – Die Swisscom wartet mit Überraschungen auf: Im ersten Quartal hat der Telekomkonzern dank Einmaleffekten einen Gewinnsprung hingelegt. Zudem spannt der «blaue Riese» beim Ausbau des Glasfasernetzes mit Salt zusammen. Die Investoren reagierten begeistert.
Die Swisscom und Salt haben eine Glasfaserpartnerschaft abgeschlossen, wie sie am Donnerstag bekannt gaben. Damit erhält Salt Anschluss beim Branchenprimus, nachdem die Glasfaserkooperation mit Sunrise scheiterte, weil Sunrise von der Kabelnetzbetreiberin UPC gekauft worden war.
Jetzt investiere Salt in ein langfristiges Nutzungsrecht an den Glasfaseranschlüssen der Swisscom und beteilige sich so an den hohen Netzinvestitionen und den dazugehörigen Geschäftsrisiken, teilen beide Unternehmen mit. «Mit Salt können wir Synergien nutzen beim Glasfaserbau. Die Swisscom baut aber die Netze, bleibt Eigentümerin der Netze und betreibt sie», sagte Konzernchef Urs Schaeppi. Über die Höhe der Investitionen von Salt sei Stillschweigen vereinbart worden.
Raus aus dem Engpass
Damit kann sich Salt aus dem Engpass befreien, in dem der drittgrösste Mobilfunkanbieter seit der geplatzten Glasfaserkooperation mit Sunrise im vergangenen Jahr steckte. Bisher sind in der Schweiz rund 30 Prozent der Haushalte mit den ultraschnellen Datenleitungen erschlossen. Zusammen mit Sunrise wollte Salt in den nächsten fünf bis sieben Jahren 1,5 Millionen neue Glasfaserleitungen in die Haushalte (FTTH) legen. Damit wären über 70 Prozent der Bevölkerung mit den ultraschnellen Datenautobahnen erschlossen worden.
Dies wäre eine starke Konkurrenz zur Swisscom gewesen, die ihrerseits den Ausbau des Glasfasernetzes massiv vorantreibt. Bis Ende 2025 will der grösste Schweizer Telekomkonzern ebenfalls 1,5 Millionen weitere Haushalte und Geschäfte an die Datenautobahn direkt anschliessen.
Nach der geplatzten Zusammenarbeit mit Sunrise wollte Salt ursprünglich mit Finanzinvestoren den milliardenschweren Ausbau der Glasfasernetze stemmen. Diesen Plan lässt das Unternehmen aber nun fallen: «Die Partnerschaft mit der Swisscom ist ganz klar die beste Lösung», sagte Salt-Chef Pascal Grieder in einer Telefonkonferenz. Damit könne Salt die Abdeckung im Festnetz bis 2025 auf 3 Millionen Haushalte ausweiten. Salt wird so von einem Mobilfunker zu einem landesweiten Komplettanbieter im Schweizer Telekommarkt.
Auf die Frage, ob sich die Swisscom damit nicht ins eigene Fleisch schneide, wenn sie die Konkurrentin aufs Netz lasse, sagte Swisscom-Chef Schaeppi: «Für den Erfolg im Markt braucht es ja nicht nur ein Netz. Es ist die Kombination von guten Produkten, gutem Kundenservice und Netzen. Und da bin ich überzeugt, dass sich die Swisscom behaupten wird.»
Mehr Umsatz und Gewinn
Auf jeden Fall steigert der Deal Umsatz und Gewinn der Swisscom. Bereits im laufenden Jahr werde die Partnerschaft mit Salt etwas weniger als 100 Millionen Franken Umsatz bringen, sagte der neue Swisscom-Finanzchef, Eugen Stermetz, in einer Telefonkonferenz. Und in einem normalen Jahr spüle der Vertrag einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags in die Kasse.
Als Folge hob die Swisscom die Finanzziele für das laufende Jahr an. Neu erwartet der Konzern einen Umsatz von 11,3 Milliarden Franken, nachdem er bisher rund 11,1 Milliarden Franken angepeilt hatte. Beim EBITDA peilt die Swisscom neu 4,3 bis 4,4 Milliarden (bisher rund 4,3 Milliarden) an. Das Investitionsziel kürzte die Swisscom wegen Salt auf 2,2 bis 2,3 Milliarden (bisher rund 2,3 Milliarden).
Zudem hat der Platzhirsch bereits in den ersten drei Monaten überraschend viel umgesetzt und verdient. Der Umsatz stieg um 2,4 Prozent auf 2,80 Milliarden Franken. Der Betriebsgewinn EBITDA kletterte um 1,2 Prozent auf 1,12 Milliarden Franken. Das Geschäft laufe etwas besser als erwartet, erklärte Schaeppi. Zudem habe man von einem stärkeren Euro profitiert.
Unter dem Strich schoss der Reingewinn wegen Sonderfaktoren gar um 62 Prozent auf 638 Millionen Franken nach oben. Grund dafür sind Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation der italienischen Tochter Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien, die alleine das Ergebnis um 207 Millionen Franken nach oben drückten.
Damit hat sich die Swisscom viel besser geschlagen als vorhergesagt. Analysten hatten mit einem Rückgang von Umsatz und Gewinn gerechnet. An der leicht festeren Schweizer Börse machte die Aktie einen Freudensprung und stand zu Handelsschluss 4,4% höher bei 496 Franken. (awp/mc/ps)