Swisscom mit solidem Jahresstart – Rekurs gegen Weko-Verfügung
Bern – Die Swisscom zeigt sich im Glasfaserstreit mit der Weko unnachgiebig: Notfalls wird der Prozess bis zur letzten Instanz durchgezogen. Geschäftlich fiel der Start ins neue Jahr derweil im üblichen Rahmen aus: Während Umsatz und Betriebsgewinn etwas sanken, stieg der Reingewinn leicht.
Der Umsatz sei in den ersten drei Monaten leicht um 1,6 Prozent auf 2,70 Milliarden Franken gesunken, teilte der grösste Telekomkonzern des Landes am Donnerstag in einem Communiqué mit. Dabei setzte sich das übliche Muster fort: Im Schweizer Kerngeschäft ging die Erosion weiter, während die Swisscom in Italien zulegen konnte.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sank um 0,8 Prozent auf 1,16 Milliarden Franken. Dagegen kletterte der Reingewinn unter dem Strich um 2,9 Prozent auf 455 Millionen Franken.
Mit den Zahlen hat die Swisscom die Erwartungen der Finanzgemeinde beim Umsatz verfehlt, bei den Gewinnzahlen dagegen übertroffen. Die Aktie tauchte bis zum Handelsschluss um 1,9 Prozent.
Rekurs gegen Weko-Verfügung
Ausserdem legt die Swisscom im Glasfaserstreit mit der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) Rekurs ein. Man ziehe die Verfügung der Wettbewerbshüter vor Bundesverwaltungsgericht, hiess es. Denn die Begründungen der Weko seien in vielen Punkten nicht nachvollziehbar.
Die Kartellwächter hatten der Swisscom vor einer Woche eine Busse von 18,4 Millionen Franken aufgebrummt, weil sie die geänderte Bauweise des Glasfasernetzes für wettbewerbswidrig halten. Die Swisscom hatte die Netzarchitektur auf nur eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht umgestellt.
Die Weko pocht jedoch auf einen Ausbau mit einer Zuleitung für jeden Haushalt. Nur so können Konkurrenten der Swisscom den Kunden eigene Internetangebote machen, die sich von jenen der Swisscom unterscheiden, und beispielsweise höhere Surfgeschwindigkeiten anbieten als der «Blaue Riese».
Die Swisscom ist dagegen der Ansicht, «sich wettbewerbsrechtlich korrekt verhalten zu haben». Auch bei der geänderten Ausbauweise der Glasfasernetze hätten die Konkurrenten wie bisher ein komplettes und wettbewerbsfähiges Angebot mit Telefonie, Internet und TV anbieten können, erklärte der «blaue Riese» vor einer Woche. Zudem sei die geänderte Bauweise schneller und billiger.
Notfalls bis vor Bundesgericht
Sollte der Swisscom-Rekurs gegen die Weko-Verfügung vor Bundesverwaltungsgericht scheitern, wird der Fall wohl beim Bundesgericht landen. «Das ist noch nicht entschieden, aber sehr wahrscheinlich», kündigte Konzernchef Christoph Aeschlimann nun im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP an. Denn es gehe um sehr viel Geld und eine sehr wichtige Angelegenheit. Noch 450’000 Anschlüsse seien durch das Weko-Veto blockiert.
Die Mehrkosten für den Gesamtausbau nach dem Weko-Modell wollte der Swisscom-Chef nicht beziffern. Das deutsche Beratungsunternehmen WIK-Consult schätzt die Mehrkosten für den Ausbau auf 600 bis 800 Millionen Franken bei geschätzten Gesamtkosten für den Restausbau des Glasfasernetzes von rund 8 Milliarden Franken. Die Swisscom hatte die Mehrkosten laut Weko indes um einiges höher angegeben, ohne dass konkrete Zahlen bekannt wurden.
Komplette Abschaltung des Kupfernetzes geplant
Der Weiterzug der Weko-Verfügung habe keinen Einfluss auf den Weiterausbau der Glasfaseranschlüsse, betonte die Swisscom: Bis Ende 2025 will die Swisscom die Glasfaserabdeckung von aktuell 47 Prozent auf 57 Prozent erhöhen, bis 2030 auf 75 bis 80 Prozent.
Gleichzeitig wird die Swisscom das rund 150-jährige Kupfernetz überall dort, wo Glasfaser zur Verfügung steht, in den kommenden Jahren Schritt für Schritt ausser Betrieb nehmen. Nach 2030 wolle der Konzern das Glasfasernetz in allen Gemeinden fertigstellen, hiess es.
Dies werde die komplette Stilllegung des Kupfernetzes ermöglichen. Damit könne Strom in der Grössenordnung des jährlichen Verbrauchs einer Stadt mit rund 20’000 Einwohnern (100 GWh) eingespart werden. (awp/mc/ps)