Swisscom-CEO Carsten Schloter.
Bern – Der Telekomkonzern Swisscom soll den Konsumenten im Rahmen der Grundversorgung ab 2012 ein schnelleres Surfen im Internet ermöglichen. Das sieht ein Entwurf zur Änderung der Fernmeldedienstverordnung vor. Die Vorgaben für entlegene Regionen sind aber von den rasanten Geschwindigkeiten in den Städten weit entfernt.
Konkret soll die Internet-Übertragungsrate von mindestens 600 Kbit/s beim Download auf 1Mbit/s steigen. Beim Upload sieht der Entwurf weiterhin 100 Kbit/s vor. Die Grundversorgung ist für etwa rund 2% der Bevölkerung in der gesamten Schweiz relevant, die nicht regulär an das Breitband angeschlossen sind. Die Swisscom erklärte auf Anfrage, es handle sich derzeit um rund 3’000 Haushalte. Davon seien rund die Hälfte über eine Satelliten-Lösung angebunden. Die andere Hälfte bekomme grösstenteils Mobilfunk-Lösungen und wenige Kunden würden via ISDN-Kanalbündelung versorgt, sagte Sprecher Carsten Roetz auf Anfrage von AWP. Neu könnten durch die höhere Bandbreite laut Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) rund 2’200 zusätzliche Haushalte unter die Grundversorgung fallen. Zu den daraus resultierenden Kosten wollte die Swisscom keine Angaben machen, auch mit Hinweis auf die noch laufende Vernehmlassung.
Grundversorgung könnte lukratives Geschäft sein
Dem UVEK zufolge würde sich die Erhöhung «nur sehr beschränkt» auf die Kosten auswirken. Tatsächlich könnte die Grundversorgung sogar ein lukratives Geschäft sein, wie es in Branchenkreisen heisst. Und gemäss Fernmeldegesetz hätte die Swisscom Anspruch auf eine finanzielle Abgeltung, wenn die Kosten nicht gedeckt würden. Die neue Regelung soll im Laufe des ersten Quartals 2012 in Kraft treten. Der Konzern zeigt sich aufgeschlossen: «Wir prüfen das Anliegen und stehen ihm nach heutiger Einschätzung offen gegenüber», so Swisscom-Sprecher Roetz. Die Konzession der Swisscom für die Grundversorgung läuft noch bis 2017. Die Nutzer zahlen für einen Breitband-Internetzugang 34 CHF pro Monat, ohne Basisanschluss. Je nach Aufwand der Erschliessung fallen noch Kosten für ein Modem, einen Router oder für die Installation an.
Trend zu immer schnellerem Surfen
Hintergrund der Änderung ist der Trend zu immer schnellerem Surfen im Internet. So liegt die von den Telekom-Anbietern angegebene durchschnittliche Ladegeschwindigkeit in der Schweiz beim Hochgeschwindigkeits-Breitband bei ungefähr 21 Mbit/s und damit um ein Vielfaches über dem Angebot in der Grundversorgung. Mit einem Anschluss von 1 Mbit/s ist es möglich, durchs Internet zu surfen und Mails zu bearbeiten. Für das Ansehen von Videos braucht es aber schon Geduld und hochauflösendes digitales Fernsehen ist keine Option. Derzeit kennt neben der Schweiz lediglich Finnland in Europa einen Breitbandanschluss von 1 Mbit/s in der Grundversorgung, und zwar seit letztem Sommer. Die EU hat sich ausserdem als Ziel gesetzt, bis 2013 allen Bürgern ein Mindest-Breitband von 1 bis 2 Mbit/s beim Download zur Verfügung zu stellen. In der Schweiz wird die Mehrheit der Bevölkerung noch mit der eigentlich veralteten ADSL-Technik erreicht. Der ADSL-Versorgungsgrad liegt laut UVEK bei 98%, gegenüber 75% beim neueren VDSL und 85% beim Kabelnetz.
Ausbau läuft auf Hochtouren
Der Ausbau des schnellen Internets läuft aber auf Hochtouren. Glasfaser-Angebote stehen derzeit für Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s. Die Swisscom baut teils gemeinsam mit Elektrizitätswerken am Glasfasernetz und will damit bis Ende 2015 ein Drittel der Schweizer Wohnungen und Geschäfte versorgen. Zudem will der «Blaue Riese» bis in drei Jahren via VDSL rund 95% der Bevölkerung erreichen und weitere 5% mit mobiler Breitbandtechnologie. Auch UPC Cablecom als grösster Kabelnetzbetreiber arbeitet weiter am schnellen Internet, sieht sich jedoch schon gut positioniert. Das Netz besteht nach Firmenangaben bereits zu 95% aus Glasfasern. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s sei es aber noch nicht ausgelastet. UPC Cablecom könne den steigenden Bedarf problemlos abdecken, heisst es. Das Vernehmlassungsverfahren für die Anpassung der Fernmeldedienstverordnung läuft noch bis 22. Juli. Anschliessend werden die Stellungnahmen der betroffenen Kreise, darunter auch jene der Swisscom, veröffentlicht. (awp/mc/ps)