Swisscom-CEO Carsten Schloter.
Bern – Die Swisscom muss eine grössere Wertberichtigung bei ihrer italienischen Tochtergesellschaft Fastweb vornehmen. Die wirtschaftlich schwierige Lage und steigende Zinsen führen laut einer Mitteilung des grössten Schweizer Telekom-Konzerns vom Mittwoch zu reduzierten Wachstumsaussichten und höheren Kapitalkosten in Italien.
Als Folge davon werde der Geschäftsplan von Fastweb angepasst und der Wert der Beteiligung korrigiert, was den Reingewinn von Swisscom im Jahresabschluss für 2011 um 1,2 Mrd CHF reduziere. Cashflow, EBITDA und die Ausschüttung an die Aktionäre seien von der Wertberichtigung allerdings nicht negativ tangiert, heisst es. Der kommenden Generalversammlung wird demnach eine Erhöhung der Dividende um 1 CHF auf 22 CHF pro Aktie vorgeschlagen. Auch auf die hohen Investitionen in der Schweiz habe die Wertberichtigung keinen Einfluss. Als indirekte Folge werden aber die Steuerzahlungen tiefer ausfallen. Swisscom sei solide finanziert mit einem im Vergleich hohen Kreditrating und tiefen Finanzierungskosten, heisst es.
Wertminderung von 35 Prozent
Swisscom hat für den Kauf von Fastweb insgesamt 4,6 Mrd EUR investiert. Der Werthaltigkeitstest habe nun ergeben, dass unter Berücksichtigung der höheren Kapitalkosten und des geringeren Wachstums der Unternehmenswert von Fastweb Ende 2011 um rund 1,3 Mrd EUR unter dem Buchwert der Nettoaktiven inkl. Goodwill liege. Swisscom wird daher in der Konzernrechnung 2011 eine ergebniswirksame, ausserordentliche Wertberichtigung in gleicher Höhe verbuchen. Mit Einbezug der ordentlichen jährlichen Abschreibungen verbleibt ein Nettobuchwert von 2,9 Mrd EUR. Im Vergleich zur gesamten Investition entspreche dies einer Wertminderung von rund 35% seit der Übernahme.
Positive Entwicklung seit Übernahme
Nach Angaben von Swisscom hat sich die italienische Tochter seit der Übernahme aber positiv entwickelt. Umsatz und EBITDA hätten um je 50% zugenommen. Auch der Marktanteil sei seit dem Erwerb verdoppelt worden auf rund 20%. Unter Druck sei Fastweb in den vergangenen Quartalen indes beim Privatkundengeschäft geraten. Grund dafür seien das wirtschaftlich schwierige Umfeld in Italien, eine zunehmende Sättigung des Breitbandmarktes, ein intensivierter Wettbewerb durch neue Markteilnehmer sowie eine Konsolidierungstendenz des Marktes.
Auch von staatlicher Seite weht der Swisscom in Italien ein eisiger Wind entgegen: Das Telekom-Unternehmen rechnet wegen der Wirtschaftkrise mit Erhöhungen der Steuerabgaben, einer Stagnation oder gar einem Rückgang des privaten Konsums und staatliche Ausgaben.
Fokussierte Strategie, angepasster Geschäftsplan
Um die mittelfristigen Ziele zu erreichen, werde Fastweb mit einer «fokussierten Strategie und einem angepassten Geschäftsplan auf eine solide Basis gestellt», so Swisscom. Der neue Geschäftsplan sieht – nach reduzierten Umsätzen in den ersten beiden Jahren – über die gesamte, fünfjährige Planungsperiode ein durchschnittliches, jährliches Umsatzwachstum von 2,5% (Vorjahr 5,1%) vor.
Wenig Wachstumschancen in der Schweiz
Umsatztreiber seien die Partnerschaft mit Sky, die höhere Qualität der Dienste und ein Ausbau des Mobilfunkangebots. Eine gesteigerte Effizienz mit Kostensenkungen im Umfang von 120 Mio EUR über die nächsten zwei Jahre und eine weitere Reduktion der Forderungsverluste sollen zudem zu einer verbesserten EBITDA-Marge von 34% bis ins Jahr 2016 führen.
Swisscom hat Fastweb im Frühjahr 2007 übernommen. Grund waren vor allem die begrenzten Wachstumschancen im Schweizer Markt. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen in der Schweiz von sinkenden Preise betroffen. Zudem würden neue Geschäftsfelder wie Swisscom TV und IT-Outsourcing den Umsatzrückgang nicht komplett kompensieren. Auch seien die Möglichkeiten einer grösseren Übernahme im Schweizer Telekomsektor begrenzt. (awp/mc/pg)