Bern – Die Tage des 3G-Mobilfunk in der Schweiz sind gezählt. Die Swisscom betreibt die Mobilfunktechnologie der dritten Generation noch bis Ende 2025 und schaltet sie danach aus, wie der Telekomriese am Dienstag ankündigte.
Durch die 3G-Abschaltung könne die Swisscom ihr Netz weiter verbessern, da sie die freiwerdenden Frequenzen für die neueren und effizienteren Technologien 4G und 5G nutzen könne, hiess es im Communiqué. Auf dem 3G-Netz laufe heute lediglich noch 1,1 Prozent des mobilen Datenverkehrs, die Technologie belege aber rund 10 Prozent der Antennenkapazität.
Fast ein Fünftel der Handys
Die Abschaltung betrifft einerseits Privatkunden mit reinen 3G-fähigen Endgeräten sowie mit 4G-Geräten ohne die Sprachübertragungstechnik VoLTE. Insgesamt seien dies rund 18,5 Prozent der Kundengeräte, erklärte Swisscom-Experte Mark Düsener an einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Düsener ist beim Swisscom-Bereich IT, Netzwerk und Infrastruktur verantwortlich für mobile und Massenmarkt-Kommunikation. Leute, die sich unsicher seien, ob ihr Gerät betroffen sei, könnten sich an die Swisscom-Hotline oder den Shop wenden, kündigte Düsener an.
Andererseits betrifft die Abschaltung auch Geschäftskunden mit 3G-Lösungen und 3G-basierten Anwendungen für das «Internet der Dinge». Hier läuft rund ein Viertel der der Geräte noch über 3G.
Der Swisscom-Experte zeigte sich allerdings zuversichtlich für eine reibungslose Umstellung: «Wir haben bereits bei der 2G-Abschaltung gute Erfahrungen mit einer frühzeitigen Kommunikation gemacht.» Mit dreieinhalb Jahren habe man genügend Vorlaufzeit. Vor rund einem Jahr hatte die Swisscom das 2G-Netz abgeschaltet. Schon damals habe man auch die Kunden darauf hingewiesen, dass die Abschaltung von 3G folge, die Technologie aber noch bis mindestens Ende 2024 laufen werde, sagte Düsener.
3G war 2004 als erste Mobilfunkgeneration eingeführt worden, die mobiles Internet ermöglichte, wie Düsener in Erinnerung rief. Inzwischen sind mit 4G und 5G bereits zwei neuere Mobilfunkgenerationen auf dem Markt. Die Swisscom investiert gemäss eigenen Angaben jährlich rund 1,6 bis 1,7 Milliarden Franken in den Ausbau und Unterhalt ihrer ICT-Infrastruktur. Neue Technologien machten das Netz zuverlässiger, leistungsstärker und nachhaltiger, hiess es von Seiten des blauen Riesen.
Sunrise hält vorerst an 3G fest
Die Swisscom ist in der Schweiz die erste Telekomanbieterin, die die Abschaltung des 3G-Netzes ankündigt. Konkurrentin Sunrise UPC hegt derzeit noch keine entsprechenden Pläne. «Aktuell wird bei Sunrise UPC noch ca. jedes dritte Gespräch über 3G geführt», sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der Datenverkehr im 3G-Netz belaufe sich auf einen tiefen, einstelligen Prozentanteil im Verhältnis zum gesamten Datenverkehr im Sunrise-Mobilfunknetz.
Auch bei Salt gibt es derzeit keine konkreten Pläne, die 3G-Technologie in den nächsten Jahren ausser Betrieb zu nehmen, wie eine Sprecherin sagte. Heute seien über 95 Prozent der Salt-Standorte mit 3G ausgestattet und man setze die 3G-Technologie zum Teil auch an neuen Standorten ein.
In Deutschland hingegen ist 3G bereits abgeschaltet worden. So hatte die Deutsche Telekom 3G Ende Juni des letzten Jahres vom Netz genommen. (awp/mc/pg)