Telefónica -CEO César Alierta.
Der spanische Telekomkonzern Telefónica hat dank des Wachstums seiner Auslandstöchter im Geschäftsjahr 2010 Zuwächse bei Umsatz und Gewinn verbucht. In Lateinamerika stiegen die Erlöse auch getrieben durch Zukäufe um 13 Prozent. Das Europageschäft legte kräftig im gleichen Masse zu. Hier zahlte sich nicht nur die Übernahme des deutschen DSL-Anbieters Hansenet aus, in Deutschland und Grossbritannien sorgte auch der Boom des mobilen Internets für positive Zahlen.
Telefónica erzielt inzwischen knapp 70 Prozent seines Umsatzes und zwei Drittel seines operativen Gewinns im Ausland. Die Aktie lag am Morgen mit 0,75 Prozent im Plus. Der Erlös kletterte im abgelaufenen Jahr um sieben Prozent auf 60,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Freitag in Madrid mitteilte. Operativ legte der Gewinn der Gruppe um 14 Prozent zu, organisch ohne Akquisitionen um 0,8 Prozent. Telefónica hatte sich 2010 zum Beispiel in Brasilien durch die Komplettübernahme des brasilianischen Mobilfunkunternehmens Vivo verstärkt. Unter dem Strich stieg der Gewinn um 30 Prozent auf 10,17 Milliarden Euro. Experten hatten bei Gewinn und operativem Ergebnis etwas mehr erwartet. Für das laufende, neue Geschäftsjahr erwartet Telefonica ein Umsatzplus von zwei Prozent.
Markant mehr Kunden in Lateinamerika
In Lateinamerika gewann Telefónica rund 15,2 Millionen neue Kunden und versorgte zu Ende Dezember 184 Millionen Kunden in der Region. Allein in Brasilien, wo Telefonica sich die Mehrheit am Mobilfunkanbieter Vivo gesichert hatte, konnten die Spanier 9 Millionen neue Kunden werben. Das Europageschäft profitierte im Vorjahresvergleich von der Hansenet-Übernahme und dem Kauf von Jajahl, eines Spezialisten für Instant Messaging und Social-Media-Anwendungen. In Grossbritannien und Deutschland zog die Nutzung des mobilen Internets weiter an. Auch die Zahl der Mobilfunkkunden stieg weiter.
Deutschland-Tochter O2 legt weiter zu
Im hart umkämpften deutschen Markt hat der Telekom-Konzern mit seiner Deutschland-Tochter O2 weiter zugelegt. Wie Deutschland-Chef René Schuster am Freitag bekanntgab, erwirtschaftete O2 bei einem Jahresumsatz von 4,83 Milliarden Euro einen Gewinn von 1,145 Milliarden Euro und übertraf damit erstmals die Milliarden-Euro-Marke. Die Steigerung von 23,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist allerdings vor allem auf den Kauf des Hamburger DSL-Anbieters Hansenet zurückzuführen. Ohne diese Übernahme betrug das Gewinnwachstum zehn Prozent.
Festnetzanschlüsse verloren
Telefónica O2 kam in Deutschland Ende Dezember auf 17 Millionen Mobilfunkkunden (plus 9,9%), die Zahl der DSL-Kunden belief sich auf 2,5 Millionen. O2 profitierte auch von der rasant steigenden Zahl von Kunden, die mit sogenannten Smartphones im Internet surfen oder E-Mails schreiben wollen. Auf dem spanischen Heimatmarkt, der noch rund 30 Prozent der Umsätze ausmacht, sank der Erlös um 5 Prozent zum Vorjahr. Wie andere Ex-Monopolisten verlor Telefónica Festnetzanschlüsse und damit auch Umsatz. (awp/mc/ss/upd/ps)