«tell»-Bericht: Chancen und Risiken des digitalen Wandels bewegen die Schweiz

«tell»-Veranstaltung in Genf. (Bild: digitalswitzerland)

Zürich – Die digitale Zukunft wird von der Schweizer Bevölkerung sehr differenziert beurteilt und weckt gemischte Erwartungen: 36 Prozent geben an, dass sie sich darauf freuen, während 35 Prozent Angst davor haben. Männer sind deutlich zuversichtlicher als Frauen. Die Öffentlichkeit ist in besonderem Masse besorgt über den verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenen Daten. Es besteht grosse Unsicherheit darüber, was mit den eigenen Daten geschieht und wer Zugang zu diesen hat. In den Bereichen Bildung und Smart City sehen die Befragten hingegen klare Vorteile in der Digitalisierung. Dies zeigen erste Ergebnisse einer neuen Studie von digitalswitzerland, die im Rahmen des vergangenen Digitaltags erhoben wurden.

Am dritten nationalen Digitaltag kam ein neues Dialogformat mit dem Titel «tell» erstmals zum Einsatz. Der Name ist Programm: Es handelt sich um eine Veranstaltungsreihe, die der Schweizer Bevölkerung eine Plattform bietet, um ihre Ängste und Hoffnungen in Zeiten des digitalen Wandels aktiv mitzuteilen. Mehr als 1’000 Personen nutzten an 18 verschiedenen «tells» diese Gelegenheit und sprachen aus, was sie beschäftigt. Die Meinungen der Schweizer Bevölkerung wurden umfangreich erfasst, ausgewertet und zusätzlich mit zwei repräsentativen Umfragen ergänzt.

„Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den digitalen Wandel bildet die Grundlage des Digitaltags. Mit «tell» wollen wir aber noch einen Schritt weitergehen und die Bevölkerung ermutigen, sich direkt am Veränderungsprozess einzubringen. Wir haben uns über die hohe Beteiligung an den Veranstaltungen gefreut, die genau darauf ausgelegt sind. Um dem steigenden Mitsprachebedürfnis der Bevölkerung gerecht zu werden, fördern wir den Dialog für die kommende Ausgabe des Digitaltags noch gezielter“, sagt Diana Engetschwiler, Gesamtprojektleiterin für den Digitaltag.

„Ziel der «tell»-Veranstaltungen ist es, zum Kern dessen vorzudringen, was für jeden Einzelnen und für die Zukunft der Gemeinschaft wirklich wichtig ist. Von Anfang an war klar, die wertvollen Aussagen dieser Diskussionsrunden festzuhalten und entsprechend auszuwerten. Zudem soll das Engagement der Gesellschaft mit diesem Dokument honoriert werden“, führt Nicolas Bürer, Managing Director von digitalswitzerland aus.

Sicherer Umgang mit Personendaten
Die grösste Unsicherheit besteht in Bezug auf personenbezogene Daten. Damit einher geht ein Gefühl der Ohnmacht. Eine klare Mehrheit (64 Prozent) hält den Verlust der Privatsphäre durch die Erfassung digitaler Daten für besorgniserregend. Künftig sollten personenbezogene Daten noch besser geschützt und von einer unabhängigen Instanz verwaltet werden. In den «tell»-Diskussionen wurde die zentrale Rolle des Staates mehrfach betont, wenngleich mit Skepsis verbunden.

Beim Thema Gesundheitsdaten besteht der Wunsch nach deren Offenlegung gegenüber ausgewählten Dritten: 63% der Befragten würden Krankenhäusern, Ärzten oder Krankenkassen ihre Daten als Gegenleistung für personalisierte Dienstleistungen anvertrauen. Zentrale und geschützte Plattformen sind jedoch gefragt – nicht nur für Gesundheitsdaten, sondern auch im Bildungsbereich. Die Umfrageergebnisse vermelden gesamthaft den Wunsch nach mehr Regulierung und Verantwortung durch den Staat.

Arbeitswelt der Zukunft
Diskutiert wurden unter anderem auch die Veränderungen der Arbeitswelt: Knapp die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer gehen davon aus, dass durch die Digitalisierung mehr Arbeitsplätze verschwinden als neue geschaffen werden. Weitere 48 Prozent glauben, dass zumindest Teile ihrer Arbeit im Zuge der Automatisierung ersetzt werden können. Einigkeit besteht jedoch darüber, dass durch neue Technologien die eigene Arbeit schneller und effizienter wird. Lebenslanges Lernen ist hier von entscheidender Bedeutung, denn nur so können sich Arbeitnehmer frühzeitig und flexibel an sich wechselnde Anforderungen, die neue Technologien verlangen, anpassen.

Grundsätzlich scheinen neue Technologien viele Vorteile zu bringen, und die Mehrheit der «tell»-Gesprächsteilnehmer war offen und neugierig auf Veränderungen. Dieser Befund deckt sich mit der quantitativen Studie, in der 75% der Befragten das Internet und neue Technologien als eine Chance betrachten.

Informationen zum Bericht
Der «tell»-Bericht 2019 basiert auf anonymisierten Tonaufnahmen der Diskussionsrunden, die während dem Digitaltag am 3. September an 18 Standorten in der Schweiz stattgefunden haben. Daran beteiligten sich rund 1’000 Personen. Die Gespräche generierten 30 Stunden Audiomaterial. In Ergänzung dazu, wurden die Daten von zwei repräsentativen Online-Befragungen mit über 6’000 TeilnehmerInnen, welche von Oliver Wyman und der Forschungsstelle sotomo im Sommer 2019 durchgeführt wurden, herbeigezogen.

An den 18 «tell»-Veranstaltungen 2019 waren über 40 Partner beteiligt:

(digitalswitzerland /mc/ps)

Über den Digitaltag
Seit 2017 findet der Digitaltag unter der Federführung von digialswitzerland jährlich statt. Ziel des nationalen Aktionstages ist es, die Digitalisierung erlebbar zu machen und den Dialog rund um das Thema zu fördern. Die Digitalisierung verändert alle Bereiche unserer Gesellschaft. Diesen Prozess wollen digitalswitzerland und die Digitaltag-Partner in der Schweiz aktiv mitgestalten und viele Stakeholder in die Diskussion einbeziehen. Der Digitaltag ist die Plattform für diesen Dialog und zeigt Entwicklungen, Chancen und Risiken der digitalen Transformation einer breiten Öffentlichkeit. Hauptpartner des Digitaltags sind APG|SGA, Google, Ringier, SBB, SRG/SSR und Swisscom. Die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse war 2019 strategischer Partner. Das Erfolgskonzept findet auch ausserhalb der Landesgrenzen Anklang. So finden in Anlehnung an den Schweizer Digitaltag beispielsweise in Polen oder Liechtenstein ebenfalls Digitaltage statt.

Exit mobile version