Temenos-Aktien nach gescheiterter Fidessa-Übernahme im Plus
Zürich – Die Aktien des Bankensoftware-Unternehmens Temenos sind am Montag positiv in die neue Handelswoche gestartet. Das Unternehmen war am Freitag bei seiner angestrebten Übernahme des britischen Software-Unternehmens Fidessa von der irischen ION Investment Group überboten worden. Temenos gab daraufhin bekannt, seine Offerte nicht zu erhöhen und kündigte dafür ein Aktienrückkaufprogramm an. Bei den meisten Analysten stösst das Vorgehen des Unternehmens auf Zustimmung.
Gegen 09.35 Uhr notieren Temenos um 3,8 Prozent im Plus bei 123,70 Franken. Der Gesamtmarkt (SPI -0,54%) notiert derweil negativ. Umgesetzt sind bisher rund 156’000 Titel, dies bei einem durchschnittlichen Tagesumsatz von rund 281’000 Aktien.
Die Einigung von ION und Fidessa auf ein Gegenangebot zur Temenos-Offerte war am Freitagnachmittag nur wenige Stunden vor Ablauf einer von der britischen Übernahmekommission auferlegten Frist bekanntgegeben worden. Mit 38,703 Pfund zuzüglich einer Dividende von 0,797 Pfund je Aktie oder insgesamt rund 1,5 Milliarden Pfund lag die Offerte über derjenigen von Temenos: Das Genfer Unternehmen hatte 35,67 Pfund pro Aktie geboten, was einer Bewertung von 1,4 Milliarden Pfund (rund 1,8 Milliarden Franken) entsprach.
Temenos kündigte am Freitagabend in seiner Mitteilung zum Verzicht auf einen Bieterkampf ausserdem ein Aktienrückkaufprogramm über 250 Millionen US-Dollar an, das noch im zweiten Quartal 2018 lanciert werden soll. Finanziert werden soll es durch die «starke Cash Flow-Generierung» von Temenos, wobei per Ende Jahr ein Leverage des 1 bis 1,5-fachen des EBITDA erwartet werde.
«Vernünftiger und disziplinierter Schritt»
Bei vielen Analysten kommt das Vorgehen von Temenos gut an. Es handle sich um «einen vernünftigen und disziplinierten Schritt», schreibt der zuständige Analyst von Vontobel. So begrüsst er den Verzicht auf «einen potentiellen Bieterkrieg» für ein Asset, das bloss «nice-to-have» sei. Wie schon im Fall von Mysis im Jahr 2012 beweise das Temenos-Management, dass Akquisitionen nur dann durchgeführt würden, wenn diese finanziell auch Sinn ergäben.
«Die Entscheidung von Temenos, das Angebot für Fidessa nicht zu erhöhen, ist beruhigend und zeigt, dass das Unternehmen der Wertschöpfung der Aktionäre verpflichtet ist», ergänzen die Experten von Kepler Cheuvreux. In ihrem Lob gehen sie sogar soweit, dass sie schreiben, Temenos werde «wieder zu einer einzigartigen Wachstumsstory in unserem Universum». Und auch bei Vontobel heisst es, dass die starken strukturellen Trends im Markt und das führende Produktangebot des Unternehmens reichlich Gelegenheit zu weiterem Wachstum bieten würden.
Entsprechend gut fallen auch die Ratings der Banken aus. Kepler Cheuvreux bestätigen «Buy» und den Zielpreis von 132 Franken, von Vontobel gibt es ein «Buy» und 166 Franken als Preisziel. Und auch bei der ZKB ist man dem Schritt gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt und bestätigt das Rating «Übergewichten».
Etwas zurückhaltender äussert sich im Gegensatz dazu der Analyst von Bryan, Garnier & Co., der sein Rating bei «Neutral» belässt. Im Bezug auf das Aktienrückkaufprogramm erklärt er aber, dass dank diesem Entscheid der Kurs der Temenos-Aktie endlich bald wieder die Fundamentaldaten widerspiegeln könnte. Die Unterzeichnung grosser Deals über mindestens 5 Millionen US-Dollar für das Kernbankensystem von Temenos werde sich dabei als potenziell positiver Katalysator für den Aktienkurs auswirken.
Für deutliche Ablehnung sorgt die Entwicklung hingegen bei Baader Helvea. «Die Bullen werden die Nachrichten vom Freitag wahrscheinlich begrüssen. Allerdings hätte die ursprüngliche Absicht des Unternehmens, Fidessa zu übernehmen, den Grundstein für Zweifel an den organischen Wachstumsaussichten von Temenos legen sollen», gibt sich das Bankhaus kritisch.
Nach wie vor sehe man «unter der Oberfläche» viele Risikofaktoren, die nur darauf warten würden, zu Tage treten zu können. So gehe man davon aus, dass sich das Wachstum nach dem Ende sogenannter Meilensteinzahlungen deutlich verlangsamen werde. Mit einer Marge von 30,3 Prozent im Jahr 2017 sei Temenos ausserdem näher an der Schwelle von 35 Prozent, die vertikale Softwareanbieter selten überschreiten würden. Die Wertung verbleibt bei «Sell», der Zielpreis bei 45 Franken. (awp/mc/ps)