Temenos-CEO David Arnott. (Foto: Temenos)
Zürich – Der Bankensoftwarehersteller Temenos hat einen weiteren grossen Deal an Land gezogen. Nordea will in den kommenden Jahren die Plattform der Schweizer implementieren und damit verschiedene alte Systeme ersetzen. Im Zuge dessen erhöhte Temenos die Guidance für das laufende Jahr, was an der Börse ein Kursfeuerwerk auslöste.
Die Übereinkunft mit Temenos sei ein wichtiger Schritt hin zu mehr personalisierten und anwenderfreundlichere Dienstleistungen für die Kunden der Zukunft, so Nordea in einer Mitteilung am Freitag. Digitalisierung und der rapide Wandel der Kundenpräferenz hin zu mobilen Lösungen transformierten die Bankenindustrie.
Die 11 Millionen Kunden der skandinavischen Bank sollen künftig in allen nordischen Ländern mit einer einzigen Plattform bedient werden. Die Migration auf die neue Plattform soll nach und nach erfolgen – in den kommenden vier bis fünf Jahren. Den Angaben nach hat Nordea rund 650 Büros und gehört zu den zehn grössten Universalbanken in Europa gemessen an der Marktkapitalisierung.
Accenture-Partnerschaft zahlt sich aus
Der Temenos-Partner Accenture wird Nordea helfen, das neue Bankensystem zu implementieren. Man werde in dem Prozess mit Dienstleistungen zur Seite stehen, heisst es in einer separaten Mitteilung des Beratungsunternehmens. Accenture Core Banking Services, eine Geschäftseinheit innerhalb Accenture Financial Services, habe weltweit bereits mehr als 200 Institutionen geholfen, Bankensysteme zu designen und zu implementieren.
Temenos verdanke den Deal auch der Partnerschaft mit Accenture, kommentierte ein Vontobel-Analyst. Er sei Beleg für die zunehmende Bedeutung und gute Zugkraft des Partnermodells.
Nachdem Nordea als neuer Kunde gewonnen werden konnte, und weil sich die Marktbedingungen generell verbessert hätten, gibt sich Temenos selbst nun für das Gesamtjahr noch optimistischer. Grosse Institute würden zunehmend die Notwendigkeit sehen, ihr Kern-Bankensystem auszutauschen, um den Kundenbedürfnissen im digitalen Zeitalter zu entsprechen, liess sich CEO David Arnott in einer Mitteilung von Temenos zitieren.
Umsatzwachstum zwischen 20,5 und 24,5 % gesehen
Die erzielte Vereinbarung mit Nordea sei ein Schlüsseldeal und generiere schrittweise Lizenzumsätze sowohl im laufenden Quartal als auch auf einer Mehrjahresbasis, hiess es. Die Guidance (non-IFRS) für das Wachstum bei Lizenzeinnahmen im laufenden Jahr steigt somit laut Temenos-CFO Max Chuard auf 42% bis 46% bzw. 202 Mio bis 206 Mio USD nach im Juli in Aussicht gestellten 36% bis 41% bzw. 192 Mio bis 199 Mio. Das beinhalte einen Anstieg der Softwarelizenzen von mindestens 21% bzw. 162 Mio USD nach zuvor 152 Mio.
Das Umsatzwachstum (non-IFRS) wird nun zwischen 20,5% bis 24,5% gesehen bzw. zwischen 536 Mio und 553 Mio USD – nach 18 bis 23% bzw. 526 Mio bis 548 Mio. Die EBIT-Guidance (non-IFRS) wurde auf 153 Mio bis 158 Mio USD revidiert nach 150 Mio bis 156 Mio. Entsprechend ergebe sich eine EBIT-Marge von 28,5%.
Nicht berücksichtigt sind in der Guidance einige Sonderfaktoren, so Temenos weiter. So schliesst sie geschätzte Abschreibungen auf Umsatzabgrenzungen in der Höhe von 20 Mio USD für 2015 und Abschreibungen auf immaterielle Werte in der Höhe von 30 Mio USD sowie Akquisitionskosten (5 Mio USD) und Restrukturierungskosten (8 Mio) aus. Letztere Schätzungen enthielten keine Akquisitions- und Restrukturierungsprogramme, die nach dem 21. April 2015 gestartet sind.
Aktie über 10% im Plus
An der Börse legen die Titel bis Börsenschluss 10,71 % auf 37,20 CHF zu. Analysten zeigten sich besonders angetan vom Ausmass der Guidance-Erhöhung sowie der Festigung der markführenden Position von Temenos. Laut Vontobel handelt es sich um den schätzungsweise mindestens viertgrössten Abschluss in den vergangenen zwölf Monaten.
Eigenen Angaben nach sind über 2’000 Unternehmen weltweit auf Temenos angewiesen, um die Transaktionen von mehr als 500 Mio Bankkunden abzuwickeln – einschliesslich 38 der 50 Topbanken. Den Beitrag des neuen Auftrags auf Stufe Lizenzeinnahmen schätzt Vontobel in den nächsten drei Jahren auf einen «ansehnlichen» zweistelligen USD-Millionenbetrag. (awp/mc/pg)