Genf – Temenos hat im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Auch für das laufende Jahr gibt sich der Bankensoftware-Spezialist vorsichtig. Mittelfristig rechnet er aber weiterhin mit einem starken Wachstum.
Am Montagabend präsentierte Temenos detaillierte Zahlen zum vierten Quartal 2022, nachdem Mitte Januar bereits vorab Umsatz und operatives Ergebnis kommuniziert worden waren. Das Unternehmen, das zu den 30 wichtigsten an der Schweizer Börse gehandelten zählt, hat im Schlussquartal 2022 einen bereinigten Gewinn von 0,99 US-Dollar je Aktie erzielt. Das waren 30 Prozent weniger als im Vorjahr.
Im Gesamtjahr 2022 lag der Gewinn bei 2,82 Dollar je Aktie (-26%). Die Aktionäre dürfen sich dennoch über eine höhere Dividende von 1,10 Franken je Aktie freuen nach 1,00 Franken im Vorjahr.
Umstellung auf Abo-Modell auf Kurs
Der Umsatz ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent auf 949,6 Millionen Dollar zurück, und der operative EBIT brach um 24 Prozent auf 272 Millionen ein. Bei den bereinigten Zahlen werden unter anderem Kosten für aktienbasierte Vergütungsprogramme herausgerechnet.
Der annualisierte so genannte wiederkehrende Umsatz, an dem sich Temenos neuerdings beim Ausblick orientiert, wurde für das Schlussquartal mit 626 Millionen beziffert (+13%). 2023 rechnet das Unternehmen mit einem Wachstum von mindestens 12 Prozent. Mittelfristig soll er auf 1,3 über Milliarden US-Dollar ansteigen, wie es am Dienstag hiess.
Der Anteil des wiederkehrenden Umsatzes am Gesamtumsatz nimmt stark zu wegen der zurzeit laufenden Umstellung auf ein Abo-Modell bei den «On-Premise»-Lizenzen (Software kann beim Kunden vor Ort auf den Computern gespeichert werden). Damit werden die Einnahmen vorhersehbarer. Bis Ende 2023 soll der wiederkehrende Umsatz mehr als 70 Prozent der Gesamteinnahmen ausmachen und über 80 Prozent der Produkteinnahmen.
Bei Temenos gibt es die «On-Premise»-Lizenzen und die Abos in der Cloud (im Fachjargon: «Software as a Service SaaS»; SaaS). Bei den «On-Premise»-Lizenzen wird seit Anfang 2022 standardmässig auf fünfjährige Aboverträge umgestellt. Dabei zahlen Kunden dann nicht mehr einen grossen Betrag im Voraus, sondern eine regelmässige «Miete» wie die Cloud-Kunden.
Vorsichtig für 2023
Der EBIT dürfte gemäss Unternehmensprognose in diesem Jahr um 7 Prozent höher ausfallen; der Free Cashflow soll 2023 im Einklang mit dem Wachstum des wiederkehrenden Umsatzes ebenfalls mindestens 12 Prozent ansteigen. Mittelfristig soll der EBIT jedoch mehr als 570 Millionen erreichen und der Free Cashflow mehr als 700 Millionen Dollar.
Temenos-Finanzchef Takis Spiliopoulos verteidigte die Jahresprognose, welche von Analysten als eher konservativ eingestuft wurde, an einer Telefonkonferenz: Es sei noch früh im Jahr. Der Ausblick für das laufende Jahr sei zum jetzigen Zeitpunkt «umsichtig», und er fühle sich wohl damit.
Die Mittelfristziele wurden am Markt wiederum als sehr ambitioniert bewertet. An der Börse legten Temenos am Dienstag gegen 13 Uhr 2,7 Prozent auf 69,96 Franken zu, obwohl sie seit Anfang Jahr bis Montagabend bereits 34 Prozent gewonnen hatten.
Investorentag mit «altem» Management
Temenos-Präsident Andreas Andreades, der derzeit auch vorübergehen die CEO-Aufgaben übernommen hat, lud am Dienstag zum Investorentag in London. Der frühere Chef Max Chuard hatte das Amt Mitte Januar überraschend geräumt, nachdem Aktionäre Druck ausgeübt hatten. Bis spätestens Ende 2023 will der Verwaltungsrat den Chefposten neu besetzen.
Auch Andreades› Abgang steht bereits kurz bevor: Er wird an der nächsten Generalversammlung Anfang Mai – nach 24 Jahren bei Temenos – aus dem Verwaltungsrat ausscheiden. Sein Vize Thibault de Tersant soll dann zum neuen VRP gewählt werden. (mc/pg)