Genf – Temenos ist weiterhin im Griff der Coronakrise. Die Folgen der Seuche schlugen auch im dritten Quartal auf die Umsätze durch. Dank des Tritts auf die Kostenbremse machte der Bankensoftwareanbieter aber mehr Betriebsgewinn. Das Schlimmste scheint nun überstanden zu sein.
Von Juli bis Ende September schrumpfte der Umsatz um 7 Prozent auf 213,5 Millionen Dollar, wie das Westschweizer Unternehmen am Donnerstagabend in einem Communiqué bekannt gab. Dabei tauchte das Softwarelizenzgeschäft um 22 Prozent auf 76,5 Millionen Dollar. Das ist immerhin eine Verbesserung gegenüber dem Vorquartal, als der Gesamtumsatz um 9 Prozent sank und die Einnahmen aus Softwarelizenzen gar um 37 Prozent einbrachen.
Wegen der Coronakrise sind viele IT-Projekte bei den Banken verschoben worden. Das war auch im dritten Quartal der Fall. Die vereinbarten Geschäfte seien nur weiterhin hinausgeschoben, aber nicht storniert worden. Diese Verzögerungen hätten auch im Sommerquartal angehalten, erklärte Konzernchef Max Chuard in einer Telefonkonferenz.
Corona treibt Wachstum im Cloudgeschäft
In der Krise hätten die Banken vermehrt Cloudlösungen bestellt. Dies führte zur Erosion im traditionellen Geschäft mit Softwarelizenzen, die auf bankeigenen Servern installiert wird. Lizenzverträge für 16 bis 18 Millionen Dollar seien zu Software-Abos in der Cloud mit einem jährlichen Umsatzwert von 7 Millionen Dollar umgewandelt worden, erklärte Chuard.
Während das Software-Abo-Geschäft (im Fachjargon «Software as a Service SaaS) im über 60 Prozent wuchs, schmolz das eigentliche Softwarelizenzgeschäft um knapp 40 Prozent zusammen. Diese gewisse Kannibalisierung des Lizenzgeschäfts durch Software-Abos dürfte künftig weitergehen, erklärte Chuard.
An der Kundenfront sei man erfolgreich gewesen. Temenos habe im dritten Quartal 17 neue Kunden gewonnen.
Tritt auf die Kostenbremse
Um Gegensteuer zu geben, drückte das Unternehmen auf die Kosten. Eine Restrukturierung wurde durchgeführt und die variablen Kosten gekürzt, wodurch Temenos den Aufwand um 14 Prozent senken konnte. Deshalb sei es gelungen, den Betriebsgewinn (EBIT) um 5 Prozent auf 83,5 Millionen Dollar zu steigern. Temenos sei beim operativen Gewinn auf den Wachstumspfasd zurückgeehrt, sagte Chuard.
Unter dem Strich erzielte das Unternehmen einen Reingewinn von 65,8 Millionen Dollar oder 0,90 Dollar je Aktie. Das ist gleich viel wie vor einem Jahr. Eine weitere Restrukturierung sei nicht geplant, sagte Finanzchef Panagiotis Spiliopoulos.
Damit hat Temenos die Erwartungen der Finanzgemeinde verfehlt. Analysten hatten mehr Umsatz und Gewinn erwaretet.
Talsohle durchschritten
Nun soll es wieder aufwärts gehen. «Das zweite Quartal war der Tiefpunkt», sagte Chuard. Er erwarte ein Wachstum im Schlussquartal und eine weitere Erholung im nächsten Jahr. Die Banken würden ihr Augenmerk wieder vermehrt auf ihre Infrastruktur legen und die IT-Investitionen steigern. Im 2021 sollte sich die Nachfrage besonders im Cloudgeschäft beschleunigen.
Bei den Zielen für das Gesamtjahr 2020 geht Temenos dennoch teilweise über die Bücher: Die Gruppe rechnet zwar weiterhin beim wiederkehrenden Umsatz mit einem Wachstum von mindestens 13 Prozent, schraubt aber das Betriebsgewinnziel nach unten. Neu erwartet Temenos lediglich noch einen EBIT in etwa auf Vorjahreshöhe. Bislang hatten die Genfer einen EBIT-Zuwachs von 7 Prozent oder mehr angepeilt.
Grund für die Zurückbuchstabierung des EBIT-Ziels sei die Umwandlung der Software-Lizenzen in Abos und beschleunigte Investitionen, die Temenos schon gestartet habe, erklärte Finanzchef Spiliopoulos.
An den mittelfristigen Zielen hält die Firmenspitze indes fest. Das Ziel einer EBIT-Marge von 36 Prozent oder höher gelte weiterhin, sagte Spiliopoulos. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2019 lag die Marge bei 32,4 Prozent.
Auch die langfristigen Jahresziele von einem Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent und einem Reingewinnwachstum von mindestens 15 Prozent seien noch gültig. (awp/upd/mc/pg)