Temenos senkt Wachstumsprognose nach Hindenburg-Attacke
Genf – Temenos hat im zweiten Quartal den Umsatz etwas gesteigert. Allerdings rechnet der Bankensoftwarehersteller für das Gesamtjahr mit deutlich weniger Wachstum bei den Software-Lizenzeinnahmen. Die Hindenburg-Affäre belastete auch das zweite Quartal.
In den Monaten von April bis Juni 2024 erreichte der Umsatz 248,4 Millionen US-Dollar (+4%), wie Temenos am Dienstagabend mitteilte. Der bereinigte Betriebsgewinn EBIT stieg auf 90,4 Millionen Dollar, ein Plus von 7 Prozent. Die entsprechende Marge legte auf 36,4 Prozent zu von 35,4 Prozent im Vorjahr. Unter dem Strich blieb ein Gewinn pro Aktie von 0,94 Dollar (+8%).
Bei den bereinigten Zahlen werden unter anderem Kosten für aktienbasierte Vergütungsprogramme herausgerechnet. Mit den Ergebnissen hat die Gruppe die Schätzungen der Analysten auf Ebene Umsatz nicht ganz erreicht, auf Ebene EBIT und Gewinn je Aktie allerdings übertroffen.
Verzögerte Deals abgeschlossen
Alle Vertragsabschlüsse, die sich im ersten Quartal wegen der Hindenburg-Affäre verzögert hatten, seien im zweiten Quartal eingetütet worden, hiess es weiter. Nichtsdestotrotz habe die Verzögerung der meisten Verkaufsprozesse um zwei Monate einen Einfluss auch auf das Berichtsquartal gehabt.
Mitte Februar hatte der US-Shortseller Hindenburg Temenos «schwerwiegende Unregelmässigkeiten» in der Rechnungslegung vorgeworfen. Der Software-Hersteller veranlasste daraufhin eine externe Untersuchung. Laut Temenos konnten die Prüfer keine Anhaltspunkte für Unregelmässigkeiten finden.
Wegen der Performance im ersten Halbjahr senke man nun die Prognose für das Gesamtjahr, so das Unternehmen am Dienstag weiter. Die Gesellschaft rechnet neu mit einem Wachstum der Software-Lizenzeinnahmen von 3 bis 6 Prozent. Zuvor hatte sie einen Anstieg um 7 bis 10 Prozent in Aussicht gestellt. Im zweiten Quartal gingen die Lizenzeinnahmen für Software um 1 Prozent zurück auf 101,9 Millionen Dollar.
Der EBIT soll indes weiterhin zwischen 7 bis 9 Prozent wachsen und der Gewinn je Aktie zwischen 6 bis 8 Prozent. Der freie Cashflow dürfte mindestens um 16 Prozent zulegen.
Strategie-Update und neue Mittelfristziele im November
Auch die Mittelfristziele werden nun überprüft. Am 12. November will das Management unter dem neuen CEO Jean-Pierre Brulard an einem Investorentag in London einen strategischen Plan präsentieren sowie überarbeitete Finanzziele. Bislang sollte der EBIT mittelfristig über 570 Millionen Dollar erreichen und der freie Cashflow mehr als 700 Millionen.
Brulard ist am 1. Mai als Unternehmenschef gestartet. Er habe in den ersten drei Monaten die Mitarbeiter, Partner und Kunden kennengelernt. Dabei sei auch klar geworden, dass es Bereiche gibt, die Temenos verbessern müsse und in die das Unternehmen investieren sollte, liess er sich in der Mitteilung zitieren.
Zunächst habe es einige Anpassungen im Management gegeben. Wie bereits angekündigt wurde Will Moroney zum Chief Revenue Officer befördert. Ausserdem wurde Rodrigo Silva als «President Americas» ernannt, und es gab einige Neueinstellungen in den USA: Isabelle Guis als Marketing-Chefin und Monty Bhatia als «Executive Vice President» für Allianzen und Partnerschaften. (awp/mc/ps)