Genf – Der Banksensoftwarehersteller Temenos wird vom aktivistischen Aktionär Petrus Advisers in die Zange genommen. Dieser fordert, dass die Genfer Firma «alle Optionen» überprüft, die zur Umsetzung der Strategie zur Verfügung stehen und verweist explizit auf frühere Interessenten für eine Übernahme.
«Wir investieren dort, wo wir denken, dass noch mehr Wert drinliegt», sagte Petrus-Partner Till Hufnagel am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Am liebsten agiere der Fonds hinter den Kulissen, in einigen Fällen sei der Gang an die Öffentlichkeit aber «unumgänglich».
Hufnagel fordert vom Temenos-Management eine «klare Adressierung des Aktienkurses und eine klare Kommunikation». Das Team um VR-Präsident Andreas Andreades und CEO Max Chuard müsse sich darauf konzentrieren, zu erklären, wie das Unternehmen seine Ziele erreichen will. «Oder Sie riskieren, die Kapitalmarktgemeinschaft weiter zu verlieren», so Hufnagel.
Der ehrgeizige Plan, den Temenos im Februar vorstellt habe, habe die die Anleger nicht überzeugt, so Petrus in einem Schreiben vom 6. Oktober an Andreades und Chuard. Und das Unternehmen habe ein hohes Mass an Glaubwürdigkeit verloren, indem es seine Prognosen für 2022 auf zwei noch zu gewinnende Aufträge stütze.
Petrus bezweifelt, dass die beiden Manager in der Lage sind, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Man erwarte nun, dass die beiden «einen überzeugenden Plan» vorlegen. Gleichzeitig sollten alle verfügbaren Optionen geprüft werden, um die Strategie umzusetzen.
Temenos hat zu den Vorwürfen noch keine Stellungnahme abgegeben.
Angeblich Offerten ausgeschlagen
Dann wird Petrus konkret: Temenos habe in der Vergangenheit das Interesse von Private-Equity-Investoren ignoriert – dabei hätten deren Offerten deutlich über dem aktuellen Aktienkurs gelegen. Der Investor bezieht sich dabei auf «zahlreiche Gerüchte in der Presse».
Vor gut einem Jahr hatte Bloomberg berichtet, Temenos habe das Interesse der Private-Equity-Firmen EQT AB und Thoma Bravo auf sich gezogen.
Beteiligungshöhe unbekannt
Unter Verschluss hält Hufnagel indes die Höhe der Beteiligung des Investors an Temenos. Laut dem Schreiben besitzt Petrus einen Anteil von weniger als 3 Prozent an dem Unternehmen, das kann also alles zwischen 0,001 und 2,999 Prozent sein.
«Wir pflegen nur dann zu kommunizieren, wenn wir auch müssen», sagte Hufnagel. Die tiefste meldepflichtige Schwelle liegt bei 3 Prozent. Immerhin so viel verriet der Petrus-Partner: «Wir sind seit rund einem halben Jahr in Temenos investiert.»
An der Börse gehen die Temenos-Aktien schon einmal in die Richtung, die sich Petrus wünscht: Nach oben. Gegen 09.45 verteuern sich Temenos Namen um 1,4 Prozent.
Petrus tritt immer wieder als aktivistischer Investor an die Öffentlichkeit. Zuletzt hatte die Gesellschaft erfolgreich auf ein verbessertes Angebot für den deutschen Immobilienfinanzierer Aareal Bank hingewirkt. (awp/mc/ps)