Menlo Park – Top-Managerin Sheryl Sandberg, die beim Facebook-Konzern Meta lange als rechte Hand von Gründer Mark Zuckerberg galt, verlässt den Online-Riesen. Sie wolle sich künftig mehr um ihre Wohltätigkeits-Aktivitäten kümmern, schrieb die 52-Jährige in einem Facebook-Eintrag am Mittwoch. Der Abgang sei für Herbst geplant, wenn ihr unterstellte Manager dann neue Vorgesetzte bekommen hätten.
Sandberg sammelte erste Erfahrungen bei Google und kam 2008 zu Facebook. Als Verantwortliche für das operative Geschäft spielte sie eine federführende Rolle dabei, dass das Online-Netzwerk von einem relativ kleinen Player im Online-Geschäft zu einem Milliarden-Konzern wurde. Konzernchef Zuckerberg würdigte Sandberg als Architektin von Facebooks Werbegeschäft.
Die Idee, die Erkenntnisse über die Nutzer und ihre Interessen zu nutzen, um Werbekunden Zugang zu von ihnen gewünschten Zielgruppen zu gewähren, erwies sich als überaus lukrativ. Als die Nutzer vor gut einem Jahrzehnt vom PC auf Smartphones umstiegen, traf das Facebook mit seinen damaligen Anzeigen-Bannern zunächst unvorbereitet. Doch das Team um Sandberg entwickelte schnell ein System, bei dem Werbung in der App zwischen die einzelnen Beiträge platziert wurde.
Es sei «ziemlich unwahrscheinlich», dass sie einen neuen Job in einem Unternehmen oder in der Politik annehmen werde, sagte Sandberg dem Finanzdienst Bloomberg. Andererseits habe sie aber auch schon vor langer Zeit gelernt, keine Vorhersagen über die Zukunft abzugeben.
Sandberg machte sich auch einen Namen als Verfechterin einer grösseren Rolle für Frauen in Unternehmen. Kritiker erinnern zugleich daran, dass Facebooks Datenskandale wie die Kontroverse um die Analysefirma Cambridge Analytics unter Sandberg in der Top-Etage passierten.
Abgekühltes Verhältnis zu Zuckerberg?
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Spekulationen über ein abgekühltes Verhältnis zwischen dem 38-jährigen Zuckerberg und Sandberg – was stets zurückgewiesen wurde. Im Verwaltungsrat von Meta, dem Aufsichtsgremium des Konzerns, soll Sandberg weiterhin bleiben.
Facebook und Meta stehen aktuell gleich aus mehreren Richtungen unter Druck. Aus der Politik gibt es Forderungen nach einer Zerschlagung, auch Wettbewerbshüter nehmen Tech-Riesen verstärkt ins Visier. Apples Massnahmen für mehr Datenschutz auf dem iPhone erschweren zugleich das Geschäft für Facebook. Apple setzte vor einem Jahr durch, dass App-Entwickler wie Facebook erst die ausdrückliche Erlaubnis der Nutzer einholen müssen, um Informationen über deren Verhalten quer über verschiedene Dienste und Websites hinweg sammeln zu dürfen. Viele Nutzer lehnten das ab. Meta beklagt aber, dass dadurch die Personalisierung der Anzeigen schwieriger geworden sei.
Sandberg solle nicht durch jemanden mit einem identischen Aufgabenbereich ersetzt werden, schrieb Zuckerberg in einem Facebook-Eintrag. Er sei nicht sicher, ob das überhaupt möglich gewesen wäre, da Sandberg ein «Superstar» sei. Zugleich deutete Zuckerberg aber auch Unzufriedenheit mit dem bisherigen Zuschnitt der Meta-Strukturen an: Möglicherweise sei ohnehin die Zeit gekommen, Geschäft und Produkte besser miteinander zu verzahnen, schrieb er.
Facebook spürte zuletzt stärker die Konkurrenz der Videoplattform Tiktok mit ihren kurzen Videoclips. Meta richtet nun die eigenen Apps wie Facebook und Instagram auf ähnliche Kurzvideos aus. (awp/mc/ps)