Jean-Marc Hensch, Geschäftsführer Swico. (Foto: Swico)
Zürich – Erstmals definiert ein einheitlicher Verhaltenskodex, wie sich integre ICT-Anbieter in der Schweiz verhalten sollen. Er beschränkt sich nicht auf das öffentliche Beschaffungswesen, das in der Öffentlichkeit immer wieder zu Diskussionen Anlass gibt, sondern legt in zahlreichen Bereichen fest, wie integre Geschäftstätigkeit aussehen soll. Die ICT-Branche steht – wie alle anderen – unter dem Schock der Aufhebung des Mindestkurses. Sie blickt für das Jahr 2014 auf ein moderates Wachstum zurück und wappnet sich für ein turbulentes 2015. Wichtigste politische Themen aus Sicht von Swico sind, neben den Folgen der Aufhebung des Mindestkurses, das Beschaffungswesen, die Zukunft der Bilateralen Verträge sowie die Fernmeldeüberwachung.
Der Wirtschaftsverband Swico hat in einem umfassenden internen Prozess ein Regelwerk entwickelt, das in 13 Kapiteln konkret aufzeigt, nach welchen Regeln das ICT-Geschäft zu führen ist. Der Kodex ist für alle Swico-Mitglieder massgebend, soll aber in die ganze Branche ausstrahlen: Swico-Mitglieder sind nämlich gehalten, auch von ihren Lieferanten die Einhaltung der Regeln einzufordern.
Auslöser für die Entwicklung des Kodex war, dass immer wieder das Verhalten von einzelnen ICT-Anbietern, respektive deren Vertriebspartnern, im Zusammenhang mit öffentlichen Aufträgen zu Kontroversen Anlass gab. Diese Ereignisse ziehen das Image der Branche und damit aller Marktteilnehmer in Mitleidenschaft und schwächen insbesondere die Schlagkraft der Branche bei der Interessenvertretung in Öffentlichkeit und Politik.
Richtlinien umfassen alle Aspekte einer integren Geschäftsführung
Der Vorstand des ICT-Anbieterverbandes Swico hat daher 2014 beschlossen, seinen Mitgliedern gegenüber mit einem Verhaltenskodex aufzuzeigen, welche Verhaltensweisen zulässig und welche verpönt sind, obwohl es in aller Regel keine Verbandsmitglieder sind, welche sich unethisch verhalten. Die Richtlinien beschränken sich allerdings nicht auf das enge Feld der öffentlichen Beschaffungen, sondern umfassen alle Aspekte einer integren Geschäftstätigkeit. Der Kodex wurde im Rahmen von Interessengruppen von Swico ausgiebig diskutiert und allen Mitgliedern zur Vernehmlassung unterbreitet. Auch Firmen, welche zum Teil als internationale Tochtergesellschaften andere oder sogar weiter gehende interne Richtlinien haben, befürworten die Lancierung des Swico-Verhaltenskodex, da sie damit nach aussen kommunizieren können, dass sie „Schweiz-compliant“ sind. Der Kodex ist auf der Swico-Webseite publiziert.
Schweizer ICT-Branche wächst 2014 moderat
Die IT-Branche (ohne Telekom) befindet sich in der Schweiz weiterhin auf einem sanften Wachstumspfad: Er ist 2014 um 2.7% auf 18.3 Milliarden Schweizer Franken gewachsen. Der Gesamtumsatz (inkl. Telekom) stieg 2014 auf 30.4 Milliarden Schweizer Franken (auf Basis konstanter Wechselkurse, 1 EUR = 1,23 CHF). Mit einem Gesamtumsatz von 788 Mrd Franken ist der Markt für Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) der Europäischen Union (EU) im Jahr 2014 um 0.4 Prozent gewachsen. Der Schweizer ICT-Markt wuchs im Vergleich dazu mit 1.6 Prozent etwas stärker. Diese Ergebnisse zeigen aktuelle Daten des European Information Technology Observatory (EITO). Rund die Hälfte des Umsatzes wird in den Segmenten IT-Services (32%) und Software (18.1%) erzielt. Sie erwirtschafteten 2014 einen Umsatz von 15,3 Mrd Franken.
Praktisch unverändert ist der Umsatz im Segment Telekommunikation, der sich auf 12,5 Mrd Franken beläuft. Nach wie vor ungebremst ist die Nachfrage nach Smartphones. Im 2014 wurden 3.6 Millionen Stück verkauft. Das sind 5% mehr als im Vorjahr und die Smartphones erreichen damit einen Marktanteil von 85.9 %. Das Segment IT-Hardware büsst mit einem Minus von 2.7% leicht an Umsatz ein und erwirtschaftete 2014 3 Mrd Franken. Mit einem Anteil von 76.8 % stellen Tablets (39.4%) und Notebooks (37.5%) die wesentlichen Umsatztreiber dar.
Prognosen für 2015 nach SNB-Entscheid Makulatur
Was das Geschäftsjahr 2015 anbelangt, so hat die Aufhebung des Euro-Mindestkurses sämtliche Voraussagen zu Makulatur gemacht. Allerdings ist je nach Geschäftstätigkeit und Auslandorientierung der Einfluss der Aufhebung sehr unterschiedlich. Einzelne Firmen werden umfassende Anpassungen und schmerzhafte Einschnitte durchführen müssen, für andere bieten sich interessante neue Marktchancen. Generell ist die Branche rasche Veränderungen und Turbulenzen gewohnt. Übers Ganze gesehen sollte die vorhandene Agilität ausreichen, um sich auch im neuen Umfeld erfolgreich zu bewähren. (Swico/mc)
Über Swico
Swico ist der Verband der ICT-Anbieter sowie weiterer verwandter Branchen in der Schweiz. Er setzt sich als Unternehmensverband für die Interessen seiner Mitglieder in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein und bietet ihnen überdies eine breite Palette von Business-Dienstleistungen. Die über 400 Swico-Mitglieder beschäftigen 36‘000 Mitarbeitende und erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 20 Milliarden Franken.
Über EITO
Das European Information Technology Observatory (www.eito.com) liefert seit 1993 qualitativ hochwertige Marktdaten zu den europäischen und weltweiten Märkten der Informations- und Kommunikationstechnik. Das EITO wird gemanagt von der Bitkom Research GmbH, einer hundertprozentigen Tochterfirma des BITKOM e.V. EITO wird gesponsert von der Deutschen Telekom, KPMG und Telecom Italia. EITO arbeitet zusammen mit den Marktforschungsinstituten IDC und GfK. Die Forschungsaktivitäten der EITO Task Force werden unterstützt von der Europäischen Kommission und der OECD.