Wie IT die Automobilbranche verändert

Thomas Forst

Thomas Forst, Principal Industry Manager Series Production und Experte für Atomotive bei All for One. (Bild: All for One Group)

Filderstadt – Die aktuelle Krise in der Automobil-Industrie stellt deutsche Automobil-Zulieferer vor massive Herausforderungen: eine schwache Auftragslage und der Wechsel zur Elektromobilität gepaart mit steigenden Kosten, einem starken Preisdruck durch OEMs sowie der Anspruch, hohe Qualitätsstandards einzuhalten, verzögert eine rasche Erholung der Branche. 2025 dürfte daher ein anspruchsvolles Jahr für die Automobilwirtschaft werden. Steigen die Anforderungen an die Automobilzulieferer, müssen sich ihre Prozesse verändern. Dazu braucht es die IT. Sie schafft die Basis für alle Veränderungen, Innovationen und die nahtlose Zusammenarbeit mit Partnern auf der ganzen Welt. Thomas Forst, Principal Industry Manager Series Production (Schwerpunkt Automotive) bei der All for One Group, beleuchtet die wachsende Bedeutung aktueller IT-Trends und die Chancen, die sie für Automobil-Zulieferer eröffnen.

-Elektromobilität sorgt für grosse Umbrüche: Auch Zulieferer müssen im Zuge dieses Wandels ihr Portfolio anpassen und neu ausrichten. Sie müssen bestehende Komponenten für die E-Mobilität optimieren oder neue Produkte entwickeln. Dabei müssen sie kreativ und innovativ sein und eng mit ihren Geschäftspartnern zusammenarbeiten. Auch Unternehmensstrukturen ändern sich: Geschäftsbereiche werden aufgegeben oder neu hinzugefügt. All das erfordert eine IT-Landschaft, die kontinuierliche Veränderungen zulässt, Kollaboration fördert, neue Technologien bereitstellt und schnelle Innovationszyklen abbilden kann.
«Um diese Transformation effizient zu meistern, braucht es ein modernes ERP-System, das maximale Flexibilität bietet und dabei neue und zukünftige Technologien zur Verfügung stellt, um Prozesse zu optimieren. Vor diesem Hintergrund ist der Wechsel auf SAP S/4HANA nicht nur technologische Pflicht, sondern strategische Notwendigkeit», erklärt Thomas Forst.

-Automatisierung und Vernetzung machen die Produktion zukunftsfähig. Smart Factories mit IoT und vernetzten Systemen ermöglichen flexiblere und effizientere Produktionsprozesse. Condition Monitoring und Predictive Maintenance helfen dabei, Verschleiss frühzeitig zu prognostizieren, Ausfälle zu vermeiden und Kosten zu senken. Zudem verbindet IoT die Produktion mit dem ERP, so dass Prozesse Ende-zu-Ende automatisiert werden können. Daten aus der Produktion fliessen beispielsweise in die Lieferplanung oder werden in einem digitalen Zwilling visualisiert, der den Maschinenpark exakt virtuell abbildet. «Mit einem modernen ERP wie SAP S/4HANA in Kombination mit IoT schaffen Zulieferer somit eine Plattform, die Produktion und Geschäftsprozesse nahtlos verbindet. Das verbessert Planbarkeit und Reaktionsfähigkeit in der Lieferkette und steigert so Flexibilität, Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit», erläutert Thomas Forst.

-Künstliche Intelligenz (KI) wird 2025 weiterhin eine Schlüsselrolle in der Automobilproduktion spielen. KI-basierte Anwendungen steigern die Effizienz, indem sie Prozesse wie die optische Inspektion, Verfügbarkeitsprüfungen und Predictive Maintenance automatisieren. Um jedoch den grösstmöglichen Mehrwert zu erzielen, ist es entscheidend, die individuellen Bedürfnisse und Prozesse jedes Unternehmens zu analysieren und die KI-Nutzung passgenau darauf abzustimmen. Nur so kann KI die Wettbewerbsfähigkeit von Automobilzulieferern langfristig steigern und ihre Produktion nachhaltig optimieren.

-Veränderungen der globalen Marktanteile und EDI-Standards: Die Elektromobilität verändert den globalen Automobilmarkt grundlegend. Während China als Leitmarkt für E-Fahrzeuge dominiert, verlagern deutsche Unternehmen ihre Produktion zunehmend ins Ausland, um Kosten zu senken. Die Marktverschiebung zwingt deutsche Zulieferer, ihren Fokus stärker auf internationale Hersteller und Kunden auszurichten. «Ohne Echtzeit-Datenaustausch mittels EDI- und Cloud-Technologien sind die Anforderungen an globale Lieferketten nicht zu bewältigen. Sie sorgen für eine reibungslose Kommunikation und sind unverzichtbar für komplexe Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Anlieferungen», erklärt Thomas Forst.

-Nachhaltige und resiliente Lieferketten werden immer wichtiger, da ab 2025 strengere ESG-Vorgaben für zahlreiche Unternehmen gelten. Die Automobilbranche muss ihre CO2-Bilanz verbessern und gleichzeitig ihre Lieferketten widerstandsfähiger gegen globale Krisen machen. Resilienz geht dabei Hand in Hand mit neuen Compliance-Regulatorien wie der EU-CSR-Direktive oder dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Die Basis für stabile und nachhaltige Lieferketten ist eine vollständige Transparenz über die gesamten Lieferantenbeziehungen. „Das ist nur mit einer konsequenten Digitalisierung machbar! Der digitale Kern im S/4HANA und der digitale Datenaustausch über EDI, Services oder Business Networks sind die Grundlage. Auch Speziallösungen wie SAP IBP, Ariba und Supply Chain Control Tower helfen, Transparenz in komplexen Liefernetzwerken zu schaffen, Risiken frühzeitig zu erkennen und alternative Lieferanten effizient zu integrieren“, so Thomas Forst. (pd/mc)

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